Erstellt am: 24. 5. 2011 - 17:05 Uhr
Ein Hund für alle Fälle
Was für einen Unterschied doch ein paar Jahren machen können: Am Anfang seiner Karriere war Snoop Doggy Dogg einer der tendenziell böse dreinschauenden Protagonisten der kalifornischen Gangsta Rap Bewegung und musste sich medienträchtig mit einer Mordanklage herumschlagen. Nach einem mittelgroßen Karriereloch um die Jahrtausendwende kam der Doggfather umso vehementer zurück, um den globalen Mainstream zu erobern. Dank des süßlichen "Beautiful" und des revolutionär-reduzierten "Drop It Like It's Hot" schaffte er es tatsächlich und heute ist Bigg Snoop D-O-Double G mehr als Pop- und Entertainment-Ikone bekannt denn für seinen eigentlichen Hauptberuf: Rapper.

snoop
Unterschichttanzfläche vs. Outlaw-Ranch
Alle paar Jahre schafft es der Kalifornier zwischen Fernsehshows, Sprachaufnahmen für Navigationsgeräte und dem Wrestling-Ring aber dennoch, ein paar Songs einzuspielen. Kürzlich war es wieder soweit, das Resultat nennt sich "Doggumentary" und ist sicher das musikalisch vielseitigste Snoop Dogg Album bis jetzt. Wobei, die mittlerweile ziemlich ausgehöhlte Phrase "musikalisch vielseitig" in diesem Fall noch untertrieben ist: Auf einem einzigen Album gibt es Ausflüge auf die europäischen Unterschichttanzfläche ebenso wie auf die texanische Outlaw-Ranch, da geht es mit Damon Albarn und Tony Allen in die Echo Chamber oder aber auch mit Kanye West & John Legend in eine von deren dunklen abgedrehten Fantasien.
Auch im angestammten HipHop-Terrain wird kaum eine Baustelle ausgelassen: Synth-R&B-Autotunewahnsinn mit T-Pain oder R. Kelly, soulige Untergrund-Beats von Jake One oder Mr. Porter und natürlich massenhaft Westcoast-Sounds, bei denen die Karosserie des rostenden 73er Chevy am Highway 405 ordentlich mitscheppern kann. Und auf dieser Seite ist das Album so stimmig, dass man ihm den Guetta-David schnell wieder verziehen hat.
Am Ende wird "Doggumentary" wohl das klassische Album-Schicksal des Post-MP3-Zeitalter ereilen: Jeder nimmt sich das, was er will. Vielleicht hier noch ein bisschen verschärft, weil der musikalische Fokus wirklich etwas unklar ist. Aber angesichts der Mehrzahl von guten Songs stört das erstaunlich wenig.