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Conny Lee

Prokrastinative Hinterstübchen des Alltags

2. 3. 2011 - 19:16

Zum ersten Mal auf der CeBit

Eine Placebo-Unterteilung, die Sache mit den Visitenkarten und warum hat mir keiner früher von dem Pressetaxi erzählt.

Die CeBit ist die weltweit größte Messe für IT und Kommunikation, so steht es überall beschrieben. Und tatsächlich – sie ist riesig. Seit ich hier angekommen bin, habe ich mich nicht mehr von meinem Geländeplan getrennt, den ich umklammert halte wie einen Rettungsring. Da ich einen guten Orientierungssinn leider nicht zu meinen Talenten zählen kann, ist der Geländeplan für mich überlebensnotwendig, denn das Gelände ist so riesig, dass es eigene Shuttlebus-Linien gibt, die die Messe befahren.

Conny Lee, Radio FM4

Am ersten Tag wollte ich mir allerdings erst einmal einen Überblick verschaffen, was ich wo finden kann. Also nahm ich alles was ich an Veranstaltungstipps, Übersichtstabellen oder Messe-Infosheets finden konnte an mich, um sie zu studieren. Nach zwei Stunden dämmerte mir langsam, dass, bis ich einen groben Überblick gewonnen hätte, die Messe vorbei sein würde. Neue Strategie – einfach mal in die Hallen marschieren und schauen, was ich dort so vorfinde.

Conny Lee, Radio FM4

Ich weiß nicht wie oft ich den Planeten Messegelände umrundet habe. Es waren einige Kilometer. Dementsprechend überrascht reagierte ich, als ich am Abend erfuhr, dass es ein Pressetaxi gäbe, das mich überall hinbrächte. Am folgenden Tag habe ich nicht mehr so viel Zeit damit verschwendet, von Halle zu Halle zu pilgern. Dafür habe ich die Zeit damit verbracht, in der Kälte auf das Pressetaxi zu warten.

Die Hallen sind laut Plan in thematische Blöcke unterteilt – business, life, lab, etc. – aber ich halte das für eine Placebo-Unterteilung. Gefühlt ist nämlich in jeder Halle alles vertreten von "Hallo, wir stellen unterschiedliche Kabelsorten her" bis "Muhaha – sehet und staunet, die neueste 3D-Technologie!". 3D-Technologie findet man wirklich überall. Naja, ist ja auch ein Schwerpunkt der diesjährigen CeBit. Cloud Computing ist auch ein Schwerpunkt, aber der ist leider ist dieses Prinzip, der Auslagerung von Datenspeicher und Rechenleistung, weitaus schwieriger als Messestand-Spektakel zu inszenieren, als der neueste Bing-Bang-Boom-3D-Monitor, der sogar ohne Brille Tiefenwirkung erzeugt.

Conny Lee, Radio FM4

Im regen Treiben des Messegeländes gibt es dann einen Ort, an den ich immer wieder zurückkehren kann – das Pressezentrum. Hier finde ich Ruhe. Hier finde ich W-LAN und Schließfächer wo ich die Säcke voller gesammelter Visitenkarten zwischenlagern kann. Das Pressezentrum ist mein Leo. Und hier gibt es jede Menge anderer Journalisten aus aller Welt, die mir anscheinend ansehen, dass dies meine erste CeBit ist und mir mitfühlende Blicke zuwerfen, während ich in kopfloser Huhn-Manier herumhetze und wohl so ziemlich jeden Fehler begehe, den man hier begehen kann.

Visitenkarten zum Beispiel. Ich habe keine. Das ist ein absoluter und unverzeihlicher Fauxpas hier, auf der CeBit. Die freundlichsten Mienen meiner Interview-Partner verfinstern sich zu missbilligenden Blicken wenn sie erfahren, dass ich keine Visitenkarte für sie habe.

Naja, aus Fehlern lernt man ja bekanntlich. Zum Beispiel habe ich gelernt, dass vor der CeBit alle Zimmer in Hannover ausgebucht sind. Ich habe gerade so noch ein Zimmer in einer Privatpension bekommen. Und zwar wirklich sehr privat. Ich schlafe im Kinderzimmer. Der arme kleine Nico muss für die Zeit meines Aufenthalts bei seinen Eltern im Bett schlafen. Aber ich fühle mich schon fast wie ein Teil der Familie. Abends werde ich von im Dunkeln leuchtenden Mobiles in den Schlaf gewiegt.

Conny Lee, Radio FM4