Erstellt am: 26. 2. 2011 - 19:43 Uhr
Zwischen Hype und Hypnose
von Nadja Igler aus San Francisco
Der dritte Teil des populären Shooters "Gears of War" war das überragende Thema von Microsofts groß aufgezogenem "Spring Showcase X11" diese Woche, zu dem die internationale Presse geladen wurde. Bereits am Vorabend sind der Veröffentlichungstermin (20. September) und die öffentliche Multiplayer-Beta-Version (Mitte April) zum Game angekündigt worden. "Gears"-Botschafter Cliff Bleszinski alias Cliffy B. vom Entwickler Epic Games stand am Tag darauf Rede und Antwort und achtete dabei - vor allem bei Filmaufnahmen - sehr genau auf seine äußere Erscheinung.

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Angesprochen auf seinen Status als einer der bekanntesten Game Designer meinte Cliffy B., dass es seiner Meinung nach nicht genügend Kollegen seiner Zunft gebe, die im Vordergrund stünden. Er machte dafür vor allem die Spieleverlage verantwortlich, die die Designer nicht gerne im Rampenlicht sehen würden.
Bleszinski selbst gehe an das Kreieren neuer Spiele und deren Vermarktung relativ plakativ heran: "Ich frage mich immer: Welches Logo aus dem Spiel würde ich mir gerne tätowieren lassen?" Je relevanter ein Spiel, desto umfassender müsse auch das Merchandising dazu sein.
Kein Ende für "Halo"
Ebenfalls groß vor Ort vertreten war der aktuellste Teil des allerersten Xbox-Zugpferdes "Halo" (Original aus dem Jahr 2001). Dank eines Map-Packs, also der Nachreichung von neuen Umgebungskarten am 15. März, würde "Halo: Reach" weiterhin wichtig bleiben, so Frank O'Connor vom Entwickler 343 Industries. Damit soll dieses Jahr der zehnte Geburtstag der Serie noch gebührender gefeiert werden. Genauere Pläne dazu wollte O'Connor allerdings nicht verraten.

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O'Connor sprach sich auch gegen das ständige Hochrüsten der Konsolen-Hardware aus, stattdessen sollten sich die Entwickler lieber den Inhalten widmen. Diese Aussage verwundert in Anbetracht der gerade erst erschienenen Xbox-360-Erweiterung Kinect nicht, da Microsoft damit die Lebenszeit der Konsole um weitere Jahre verlängern will. A propos Kinect: Frank O'Connor ist laut Eigenaussage neidisch, dass "sein" First Person Shooter nicht mit Microsofts Bewegungssteuerung spielbar sei - das Genre eigne sich aber auch schlicht nicht dafür. Sony sieht das mit PlayStation Move anders: Der kürzlich erschienene Shooter "Killzone 3" hat sogar ein eigenes Plastikgewehr als Ergänzung für die Bewegungssteuerung spendiert bekommen.
Auf Psychotrip mit Kinect
Durchaus für Kinect geeignet, obwohl auch mit dem Controller spielbar, ist der Musik-Shooter "Child of Eden" von Q Entertainment, der auf der letztjährigen Branchenmesse E3 in Los Angeles bereits gelobt wurde. Die Mischung aus den kunstvoll-psychedelischen Games "Rez" und "Flower" will, ganz nach Wassily Kandinsky, Farben hörbar und Töne sehbar machen. Einen trippigen, psychologischen Effekt soll das Spiel laut James Mielke erzielen und den Spieler mit guter Laune zurücklassen.

Ubisoft
Und tatsächlich: Die knalligen Farben in Kombination mit der rhythmischen Musik sorgen schon nach kurzer Zeit für ein Hochgefühl. Wie weit und oft dieses im Alltag replizierbar sein wird, wird sich im Echtzeiteinsatz in der Praxis zeigen. Laut Mielke wurde "Child of Eden" noch nicht unter Alkoholeinfluss getestet, er freue sich aber darauf, es auch mal unter dem Einfluss bewusstseinsverändernder Substanzen zu spielen.

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Handy-Games als Begleitmaßnahme
Einen eigenen Platz vor Ort bekamen die Windows-Handy-Games. Die Integration der hauseigenen Online-Plattform Xbox Live stellt dort eines der Hauptverkaufsargumente dar. Hits wie "Plants vs. Zombies" und "Angry Birds" sind bereits für die Plattform portiert worden, es wurden aber auch eigens entwickelte Spiele gezeigt.

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Bei den mobilen Spielen zeigen sich Microsoft und die Entwicklerstudios noch vorsichtig. Cliffy B. sieht die Zukunft von Triple-A-Titeln auf Handys in der direkten Verbindung zum Haupttitel. Josh Atkins, Designdirektor von "Fable III" glaubt bei den Handys auch an Potenzial für mehr, obwohl das "Fable"-Handyspiel - eine Art Shuffleboard mit Fable-Prägung - nur wenig mit der eigentlichen Spielidee zu tun hat.
Microsoft selbst will erst anhand der Nutzungsdaten entscheiden, in welche Richtung seine Handy-Plattform und die Inhalte dafür steuern sollen - derzeit seien vor allem kurze Spiele für zwischendurch gefragt. Grundsätzlich sollen aber fast alle Spiele für die Xbox 360 auf Windows Phone zumindest Begleitspiele erhalten - ob es von der Online-Version des langgedienten Echtzeitstrategiespiels "Age of Empires" auch eine eigenständige mobile Version geben wird, wurde nicht verraten.