Erstellt am: 3. 2. 2011 - 16:03 Uhr
The Sound Of Siam
Die Gruppe Futon ist eine der bekanntesten thailändischen Alternative Bands. Berühmt wurden Futon durch ihre Coverversion von Iggy Pops "I Wanna Be Your Dog". Berühmt in Japan und berüchtigt in den Plattenkoffern einschlägiger DJs aus der Electro-Penetration-Richtung. In ihrer Heimat fristen sie allerdings ein Leben wie in Österreich zum Beispiel Bulbul. Einer kleinen Elite wohlbekannt und von dieser wertgeschätzt, aber Lichtjahre von so etwas wie wirklicher Popularität entfernt.

Futon
Groß ist die alternative Popkultur in Thailand also nicht. Dominiert werden die winzigen iPhones der Jugendlichen noch viel mehr als hier in Österreich von unzähligen Boy-, Girl- und Castingbands.
Das war aber nicht immer so. In den sechziger Jahren, als Thailand eine wilde politische Hochschaubahnfahrt zwischen Monarchie, Diktatur und Demokratie erlebte, artikulierte sich der damalige Zeitgeist in einer Fülle von Musikproduktionen, die den Sixtiesbeat und Free Jazz des Westens mit traditioneller thailändischer Folklore mixten.
Als NGO-Berater verschlug es den britischen DJ Chris Menist nach Bangkok. Menist beginnt in der Monstercity auf Märkten und in Krimskrams-Läden, alte Vinylsingles und LPs zu kaufen. Zuerst primär der Optik wegen. Bunte exotische Cover lassen das Herz von DJs immer höher schlagen. Aber bald beginnt auch sein Ohr zu staunen. Beim Abspielen hunderter Vinylplatten findet Chris Menist Lieder, die derart psychedelisch schimmern, dass sogar der kompromisslose Krautrock ein wenig blass um die Nase werden muss.
1964 - 1975

Soundway
Surfgitarren werden auf Thai-Lauten losgelassen, dicke Soul-Bässe tragen schüchternen Singsang. Mit dem weichen Thaipop, mit dem sich der aufgestylte Bangkoker Teenager durch den Tag schmeichelt, hat das gar nichts zu tun. Und die Handvoll MusikerInnen aus den Thai-Sixties, die von der thailändischen Öffentlichkeit nicht vergessen wurden und im Fernsehen manchmal die Rolle des Peter Alexander erfüllen, haben die raue Produktion ihrer alten Lieder durch eher heftige Synthesizer-Layouts austauschen lassen, mit denen man nicht einmal einen Gecko erschrecken kann.
Deshalb hat der DJ aus England aus seinen gesammelten Raritäten nun eine CD namens The Sound Of Siam kompiliert, die zeigt wie spannend die Metropole Bangkok in den Sechziger und Siebziger Jahren war. Ein Umstand, der eben selbst in Thailand schon nahezu vergessen ist.
Und deshalb legt der Farang jetzt auch alle zwei Wochen im Paradise Bangkok auf und gibt der thailändischen Jugend Musik- und Geschichtsunterricht.