Erstellt am: 2. 10. 2010 - 13:11 Uhr
Good Bye, Club Planetarium?
von Daniela Derntl
Gerade erst letztes Wochenende hat eine neue Location, das Market, in Wien aufgesperrt, und jetzt soll auch schon wieder Eine zusperren. Der Club Planetarium am Praterstern muss seine Pforten schließen und einer Bildungseinrichtung für Jugendliche weichen.
Die Volkshochschule, die das Zeiss-Planetarium verwaltet, hat den Mietvertrag des Club Planetarium nicht verlängert, denn die VHS will den Oswald Thomas Saal selbst nutzten. Das Planetarium wird künftig die Basis für Bildungsarbeit mit Jugendlichen sein, die hauptsächlich outdoor im Prater stattfinden wird.
Für den Club-Betreiber Sigismund Kremser aka DJ Ziggi da Mack, kann dieses Projekt auch genauso gut – wenn nicht besser – woanders realisiert werden als in dem 130 Quadratmeter großen und 6 Meter hohen Saal ohne Fenster. Deshalb versucht er nun, mit einer Unterschriftenaktion die VHS zum Umdenken zu bewegen. Denn nicht nur die Sternenschau, sondern auch das vielfältige Veranstaltungsprogramm entspricht dem kulturpolitischen Bildungsauftrag der VHS. Falls es für den Club im Planetarium wirklich keine Rettung gibt, fordert Kremser eine Ersatzlocation von der Stadt Wien.
Input
Seit 2007 herrscht regelmäßiger Club-Betrieb im Planetarium. Zuerst diente es als Spielwiese für das fluc im Exil und das legendäre Icke Micke und Kremser selbst veranstaltete dort seine Soul Sugar und Supersonic Partys. Aufgrund des großen Zulaufs verwandelte sich das Planetarium von einem weißen Fleck auf der jugendkulturellen Landkarte (Schulausflüge zählen nicht!) zu einem Fixstern des Wiener Nachtlebens, das damals – wir erinnern uns – so dünn war wie ein Sommerspritzer. Siggi Kremser und die Veranstalter von Stadtparkmusik, Sturm & Drang, HERTZBEAT, roomservice,... versorgten die Stadt nicht nur mit internationalen Live-Acts, DJs und Visualisten sondern boten auch eine notwendige Plattform für den lokalen Nachwuchs.
Output
Die Marketingleitung des Planetariums war zu Beginn äußerst erfreut über die billige PR und lud Kremser ein, die Koordination des Club-Betriebes zu übernehmen. Doch die Freude der Betreiber über die "Win-Win-Situation" und die "Synergieeffekte" währte nicht lange, bald wurden ihnen der Trubel und die damit einhergehenden Abnützungserscheinungen zu viel. Regulierungen durch Mieterhöhungen, Veranstaltungsbeschränkungen und immer kürzeren Mietverträge waren die Folge.
Drop Out
Laut VHS-Geschäftsführer Mario Rieder ist es seit 2 Jahren offiziell, dass der Club Planetarium mit 31. Oktober 2010 ausziehen muss und hatte daher auch genug Zeit, sich eine neue Adresse zu suchen. Würde es allerdings ähnliche Orte - die so zentral liegen und keine Anrainerprobleme haben - in Wien geben, wären die wahrscheinlich schon längst von den üblichen Verdächtigen entdeckt worden. Und dass Kremser selbst auch eine gute Spürnase für Locations hat, beweist die lange Liste der Soul Sugar Venues.
Alle, die den Club Planetarium unterstützen wollen, können hier die Petition downloaden und unterschreiben.
Doch nicht nur der Kreativ-Szene liegt der Club Planetarium am Herzen, auch Kulturstadtrat Mailath-Pokorny beteuert im Interview, dass er sich für den Verbleib des Clubs einsetzt. Nach der Wien Wahl wird man sehen, ob seinen Worten Taten folgen oder ob Wien an jugendkultureller Attraktivität verliert. Das letzte Wort ist in dieser Causa hoffentlich noch nicht gesprochen.