Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Berlin Music Week I"

Susi Ondrušová

Preview / Review

6. 9. 2010 - 11:34

Berlin Music Week I

Notizen aus der Fliegerperspektive!

Ich habe verschlafen. September ist nämlich nicht August, also habe ich das fulminante Arcade Fire Konzert im Tempodrom nicht besucht. Deren neuen werbeattraktiven Videoclip zu "We Used To Wait" hab ich zwecks Update-Unvernunft auch noch nicht an mein persönliches geographisches Schicksal angepasst. Dafür die letzten zwei Stunden damit verbracht, tape.tv zu genießen.

ondrusova

Das geht vorerst nämlich nur mit einer deutschen IP Adresse und an so eine bin ich gerade angeschlossen. Das Ding ist bis auf die 20-sekündigen Werbeeinblendungen, die interessanterweise natürlich ebenfalls mit meinen Lieblingsmusiken unterlegt sind, tatsächlich großartig und sollte sich bald global vermehren. Danke. Ebenfalls danke für das Warm-Up-Programm meines Berlin-Aufenthalts, als da wäre die Release Party des außerordentlich empfehlenswerten Missy Magazins, ein Tanzabend mit Ja Panik DJ-Set, der seinen Ausklang in der Nachlese von Peinlichkeiten am Grundboden eines blauen Plastikkübels gefunden hat, und der waghalsig ambitionierte Versuch, sich einen 148 Minuten langen Stummfilm, nämlich "Foolish Wives" von Erich von Stroheim anzusehen.

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Aber für Internettests von in Österreich blockierten Seiten oder Kinobesuche bin ich natürlich nicht hier. Diese Woche soll und werde ich hier neue Musikindustrie-Impulse aufgreifen. Wie jedes Jahr ist Berlin nicht ein Zwischenstop, sondern immer eine Haltestelle. Eine gute Haltestelle. Das, was früher Popkomm geheißen hat, ist 2010 neu aus der Taufe gehoben, mit dem Titel Berlin Music Week. Unter dem vereinten Titel wird die letztes Jahr wegen AusstellerInnen-Mangel abgesagte Musikfachmesse Popkomm genauso abgehalten wie der neu konzipierte "all together now"-Kongress und eben das Berlin Festival. Alles neu und alles sehr, sehr ambitioniert. Die bislang für mich neueste Musikindustrie-Anekdote behandelt den Umstand, dass das Universal-Music-Gebäude früher das Eierlager der DDR war.

ondrusova

Das Programm der Music Week ist umfangreich, wie erwartet werden wieder Themen wie Urheberrecht angebohrt und Bands aus der "Watch Out!"-Liste live auftreten. Theorie und Praxis unter einem Hut. Durch das Labyrinth des Stundenplanes werde ich mich noch ein wenig durchschlagen müssen. Erster kultureller Luftsprung erreichte schon schwerelose Höhen, als ich den Namen Nick Currie aka Momus auf der Panelliste und Edwyn Collins auf der Liveliste entdeckt habe.

Der Auftakt der Music Week beginnt heute in der übersichtlichen Kulturbrauerei, das wirkliche Raum-, Zeit- und Geist-Experiment wird am eigentlichen Austragungsort der Berlin Music Week passieren – dem stillgelegten Flughafen Tempelhof, dessen Areal überirdisch riesig ist. Unterirdisch soll es angeblich ganze fünf Stockwerke nach unten gehen. Ich werde versuchen, mich nur horizontal zu verlaufen. Und ein LCD Soundsystem Konzert in einem Hangar – das kann schon ganz gut werden. Ich gehe mich also sammeln und Eselsohren in mein Programmheft machen, damit ihr alle ein Bookmark setzen könnt.

ondrusova

Servus!