Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Beat The Devil's Tattoo!"

David Pfister

Rasierklingen, Schokolade, Zentralnervensystem, Ananas, Narzissmus und Ausgehen.

13. 3. 2010 - 19:11

Beat The Devil's Tattoo!

Mit neuer Schlagzeugerin, Leah Shapiro von den Raveonettes, zeichnet der Black Rebel Motorcycle Club wieder mal seine romantische Vision von einem vergangenen Amerika.

Es ist bald schon wieder zehn Jahre her, dass die damals ungestümen Jungen vom Black Rebel Motorcycle Club lautstark wissen wollten: "Whatever Happened To My Rock 'n' Roll?". Die Antwort warteten sie aber nicht ab, sondern traten lieber gleich mit ähnlichgesinnten Bands wie zum Beispiel den Strokes eine neue Welle amerikanischer Garagenrockbands los.

Inspiration für den Bandnamen war die Motorrad-Gang aus dem Filmklassiker The Wild Ones aus dem Jahr 1953. In diesem Film führt der damals junge Marlon Brando eine Motorrad-Gang mit dem Namen Black Rebel Motorcycle Club ins jugendliche Verderben.

Inzwischen hat der Motorcycle Club eine anständige Zahl an Alben, Singles und EPs veröffentlicht. Staubtrockener Rock 'n' Roll blieb zwar der Sud, aus dem der Motorcycle Club schöpft, aber der zu Beginn noch recht fröhliche Indierock wurde stetig trüber. Düsterer Schlangenblues und Dessertfolk wurde der Band aus San Francisco immer wichtiger.

Black Rebel Motorcycle Club

Black Rebel Motorcycle Club

Mama Taught Me Better

Gut möglich, dass das auch ein Spiegel der Bandbefindlichkeit ist. Die Karriere des Motorcycle Club wurde von jeher von einer Sorgenwolke begleitet. Immer wieder Probleme mit wechselnden Plattenfirmen, Vertriebsprobleme, Konzertabsagen usw. Man darf wohl vorsichtig davon ausgehen, dass das mit dem eher ausschweifenden Lebenswandel der inzwischen auch nicht mehr blutjungen Herren zu tun hatte. Besonders berühmt-berüchtigt war Schlagzeuger Nick Jago für seine kompromisslose Nacharbeitung des Rock 'n' Roll-Klischees. Nach einer unendlichen Tour im Jahr 2004 stieg dieser bei der Band aus oder wurde entlassen. Da hängt die Wahrheit davon ab, wen man fragt. 2005 war er dann beim Meisterwerk Howl wieder an Bord.

2010 ist Jago nun endgültig draußen bei der Motorradgang. Weil er sich um seine Solokarriere kümmern will, erzählt Sänger Peter Hayes. Lassen wir das mal nobel so stehen. Als Ersatz für Nick Jago wurde Leah Shapiro rekrutiert. Die war bisher mit den Raveonettes unterwegs und verfolgt dieselben musikalischen und idealistischen Ziele wie der Black Rebel Motorcycle Club: Die liebevolle Umarmung amerikanischer Rockmusik aus den späten Sechzigern und frühen Siebzigern. Der brennende Drang die Ästhetik und den Geist der großen Beatpoeten wie Jack Kerouac oder Allen Ginsberg weiterzuatmen.

Der Black Rebel Motorcycle Club träumt von einer Zeit, als bärtige Männer auf Eisenbahnzüge sprangen und dabei Lieder von Hank Williams pfiffen. Im Seesack miesen Schnaps und herben Tabak und ein altes Photo von der verlassenen Ehefrau mit Kind. Ein wenig ähnlich wie Pete Doherty mit seinen romantischen Albion-Nostalgien.

Black Rebel Motorcycle Club

Black Rebel Motorcycle Club

Musikalisch hat der Motorcycle-Club beim Umsetzen seiner Ideale nun den Zenith erreicht. Eine sehr schöne Platte aus scheppernden Gitarren, stampfendem Blues und viel schwarzem Leder. Nichts neues im Motorradclubhaus, aber mit diesem Album haben sie ihre ästhetischen Ideen nun ausnahmslos perfekt umgesetzt. Beat The Devil's Tattoo ist in Text und Musik das, was das schon feine Ginsberg-Tribut Howl sein wollte.

Am Sonntag, 12. März 2010, werde ich mich mit Maria Lang in der Sendung Connected ausführlich durch die neue Platte hören.

Der Black Rebel Motorcycle Club spielt zwei Konzerte in Österreich:
17. Mai 2010, Arena Wien Open Air
18. Mai 2010, Rockhouse Salzburg