Erstellt am: 22. 11. 2009 - 16:26 Uhr
Ich bin Fan!
Eine FM4 Soundparknacht mit mob, Sweet Sweet Moon, Christian Fuchs, Landscape Izuma Remixen, sowie neuen Alben von Paper Bird und Robert Rotifer.
Ich gebe es zu, ich bin Fan.
Vielleicht ist das jeder Musikjournalist zu einem gewissen Grad und vielleicht teilen auch andere mit mir diesen manchmal schizophren wirkenden Reflexionsprozess, bei dem man einerseits das eigene Fantum von einer Außenposition belächelt, während man andererseits aus genau dieser subjektiven Leidenschaft seine Inspiration und Energie schöpft. Schließlich geht es doch darum, sich mitzuteilen, oder besser gesagt, die Begeisterung und den Moment, persönlich berührt zu werden, mit anderen Menschen zu teilen. Musik ist dabei ein unglaublich gutes Medium, da es sich nicht der sehr abstrakten Kommunikationsform Sprache bedienen muss, um Emotionen auszulösen. Sie umgeht im Idealfall den analytischen Prozess im Kopf und nistet sich im emotionalen Zentrum, der Magengrube ein.
Allerdings gibt es noch einen entscheidenden Faktor, wenn es um Musik und deren Wahrnehmung geht: Nämlich die Menschen dahinter. Und damit wären wir auch schon bei der heutigen Soundparknacht angelangt.
mob mich bitte

mob
Die Brüder Stefan und Christian Franke haben es. Ohne es vordergründig zu wollen oder sich bemühen zu müssen, ist ihre angenehme, freundliche und ungezwungene Art von der ersten Minute an einnehmend. Als Tasten- und Bassmenschen bringen sie bei der Band mob nicht nur ihr musikalisches Knowhow ein, auch auf gruppendynamischer Ebene scheinen die beiden eine ausgleichende Wirkung zu haben. Ursprünglich war mob ein Soloprojekt von Sänger Raphael Sas, dem Mann ohne Band, das mit den Franke Brüdern und Schlagzeuger Manuel Prenner zum Quartett vergrößert wurde. Insofern gilt Raphael immer noch als federführend, wenn es um die Texte und das Komponieren geht. Stefan Franke macht sich anschließend über das Arrangement her.

mob
Vor kurzer Zeit ist ihre Platte "Mich kriegt ihr nicht" veröffentlicht worden und irgendwie erscheint es seltsam, dass es ihr Debüt ist. In meiner Wahrnehmung hat die Band schon eine längere Geschichte, Songs wie "Der Augenblick" und "Fast jeden Tag" swingen ja schon länger durch die heimische Szene. Zusätzlich macht der kleine Hype um die Problembär Records Familie es fast unmöglich, nicht über die Namen mob und Der Nino aus Wien zu stolpern. Die erweiterte freundschaftliche Bande mit Musikern wie Velojet oder Robert Rotifer spiegelt sich auch auf dem Album wieder. Bei der balladesken Nummer "Was es war" trompetet René Mühlbacher zum schmucken 3/4-Takt und im ausufernden Schlussepos "Die Musik" lässt Herr Rotifer mit seinem Solo die Verstärkerröhren rauchen.
Das alles kommt derart elegant und selbstverständlich daher, dass man sich vom ersten Ton an gerne mitnehmen lässt. Dabei wird man von sanfter Akustikgitarre und melancholischem Klavier hin und her geschaukelt und zwischendurch beginnen beim trunkenen Uptempo-Song "Schlag dich" oder dem leuchtenden "Sterne" mit seinem verzerrten Bass die Beine unweigerlich mit zu wippen. Eine ausgewogene Mischung, wie auch die Charaktere dieses Quartetts, die für jeden etwas bieten. Ob das Konzept von mob wirklich dem einer Boyband gleicht und warum das Mellotrone ein Schlüsselinstrument für den galanten Vierer ist, das klären wir in einer ausführlichen Listening Session.
remix mich bitte

Radio FM4
Schon fünf Jahre ist es her, dass ein junger Herr namens Georg Tran bei einer unserer Studio 2 Sessions erstmals auf der Bühne stand. Seine ruhigen und eindrücklichen Songs als Landscape Izuma begeisterten viele Zuhörer. Trotzdem dauerte es aufgrund seines Architekturstudiums noch einmal knapp drei Jahre, bis das Debüt Kolorit erscheint. Eine Heimat hat Landscape Izuma bei dem Label Siluh Records gefunden, dessen Betreiber Robert Stadlober und Bernhard Kern jetzt dafür verantwortlich sind, dass es Neuigkeiten von dem Ein-Mann-Projekt gibt.

Siluh Records
Es ist zwar nicht ein neues Studioalbum, dafür aber nicht minder spannend, entstand doch vor zwei Jahren die Idee, Georg Trans Songs mit digitalen Beats zu unterfüttern und sie in eine andere Soundsphäre zu heben. Es bedurfte dann doch ein wenig Überzeugungsarbeit, bis Landscape Izuma einwilligte. Bei der Liste an Remixern ist es dem jungen Songschreiber dann schließlich doch leichter gefallen, seine Tracks aus der Hand zu geben. Schließlich haben keine geringeren als Alec Empire, TNT Jackson, B. Fleischmann und Jason Forrest ihre Finger am Mischpult gehabt. Somit reichen die Neuinterpretationen von sphärischer Knisterelektronik bis zu krachenden Dancefloor-Stücken.
artist |
song |
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Landscape Izuma |
The Accents On The Offbeat (Jason Forrest Remix) |
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Landscape Izuma |
The Accents On The Offbeat (Alec Empire Remix) |
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Landscape Izuma |
Abscence Makes The Heart Grow Fonder (B. Fleischmann Remix) |
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Landscape Izuma |
The Accents On The Offbeat (D. Clark Remix) |
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Landscape Izuma |
Handt (TNT Jackson Remix) |
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Landscape Izuma |
The Accents On The Offbeat (Masallah Remix) |
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Gary |
Green Trees |
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mix mich bitte
In unserer Soundpark Backkatalogreihe "Back To My 90ies" wird sich diesmal FM4 Redakteur und Musiker Christian Fuchs musikalisch in seine jugendliche Vergangenheit beamen. Die war von schweren, harten Gitarrenriffs und High-Speed-Schlagwerkattacken geprägt, bis Christian die Liebe zur Elektronik entdeckte, nicht zuletzt durch seinen Musikkumpanen und Freund Dr. Nachtstrom. Mit ihm gemeinsam wird dann auch das Elektro-Pop-Projekt Bunny Lake gegründet, mit dem Christian Fuchs dieses Jahr sogar den Amadeus Award 2009 in der Kategorie Elektronic/Dance einheimsen konnte. Passender Weise werden wir auch die neue Single "1994" dem Mix voranstellen.

Christian Fuchs
Abseits von Studio- und Bühnenaktivitäten verfolgt Christian Fuchs äußerst aufmerksam das Popgeschehen und besticht oft durch seine haarscharfen Analysen, bei denen er sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Seine Zerrissenheit zwischen harten Gitarrensounds und elektronischen Beats, die allerdings weder widersprüchlich noch problematisch ist, blitzt immer wieder durch und macht sich auch in dem 90er Jahre Mix bemerkbar, wobei sich eine gewisse Düsternis wie ein roter Faden durch viele der Nummern zieht. Mit den gewitzten Kommentaren des Zusammenstellers höchst persönlich fehlt in dieser Stunde auch der Humor nicht.
Christian Fuchs back To My 90ies Mix:
artist |
song |
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Occidental Blue Harmony Lovers |
When Love Comes To An End |
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Naked Lunch |
Gimme Shelter |
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Pungent Stench |
For God Your Soul, For Me Your Flesh |
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Der Scheitel |
Wahnsinn (feat. Harald Waiglein) |
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Louie Austen & Mario Neugebauer |
I'm A Star |
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Wipe Out |
Sleep All Day |
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Christopher Just |
I'm A Disco Dancer |
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Sluts'n'Strings & 909 |
Past The Gates |
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Mika |
Jamie |
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Sofa Surfers |
Beans & Rice |
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Dr. Nachtstrom |
The Shadow |
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hör mich bitte
Und ein weiterer Musiker mit journalistischem Hintergrund wird in dieser Sendung auftauchen: Robert Rotifer. Der in Canterbury lebende Popjournalist veröffentlicht kommende Woche sein mittlerweile fünftes (!) Studioalbum.

Monkey Music 2009
Es trägt den schönen Titel Children On The Hill und ist eine recht große Weiterentwicklung seines Klanguniversums. War der Vorgänger Coach Number 12 of 11 doch eher von ruhigeren Popsongs geprägt, zeigt sich der Sänger und Songschreiber auf dem neuen Werk sowohl von einer energischeren, als auch experimentelleren Seite. Wie es für einen Musikjournalist nicht ungewöhnlich ist, findet Rotifer für seine Stilmischung auch gleich die richtigen Bezeichnungen, pendelt doch das Album laut dem Schöpfer zwischen Franzosenwalzer, Zornpsychedelic und Beziehungswüstenfolk. Erstaunlich dabei der teils knöcherne, teils wundervoll glitzernde Sound der Platte, bei dem man glaubt, den Holzfußboden des Studios knarren zu hören und bei der der Geruch von verbrannten Staubpartikel, die sich auf den Röhrenverstärkern angesammelt haben, in die Nase zu steigen scheint. "Children On The Hill" ist außerdem sehr abwechslungsreich und spannend durchzuhören, wobei mir bei einigen Nummern plötzlich David Bowie durch den Kopf geisterte.

Paper Bird
Eine andere Platte, die auszugsweise zu hören sein wird, ist Thaumatrope, das neue Glanzstück von Paper Bird. Benannt nach einem Spielzeug aus viktorianischen Zeit knistert und knackst es auch hier an allen Ecken und Enden der organischen Popsongs. Aufbauend auf gerader, manchmal fast versteckter Rhythmik entspinnt Anna Kohlweis ihr filigranes Sounduniversum aus akustischer Gitarre, Klavier und elektronischen Einsprengseln, während selbst aufgenommene Feldaufnahmen wie die eines Wiener Fiakers rauschend daruntergemischt werden. Auch stimmlich wird mit den verschiedensten Timbres gespielt, immer geschmackvoll und mit großer Selbstsicherheit.

Siluh Records
Außerdem sind The Who The What The Yeah zu hören, die neue Split-LP der Killed By 9V Batteries und Picture Eyes wird uns um die Ohren fetzen, wie auch der neue Song von den Landsleuten Hella Comet und im Morgengrauen wird sogar noch ein Studiogast vorbeischauen. Matthias Frey, der Mann hinter Sweet Sweet Moon, wird sich mit uns durch seine Debüt-EP Popmidou hören. Es ist ein besonderes Kleinod, dass sich von stillen Singer/Songwriter Perlen zu groovigen Popsongs entwickelt, die eine hohe Ohrwurmqualität besitzen.
Der FM4 Soundpark startet am Sonntag 22. November um 01:00 Uhr Nachts und läuft bis Montag 23. November 06:00 Uhr früh!
Fahrplan durch die Sendung:
- 01:00 bis ca. 01:25 Uhr: Eure Songs aus dem FM4 Soundpark
- 01:25 bis ca. 02:00 Uhr: Listening Session mit mob
- 02:00 bis ca. 02:15 Uhr: Neuheiten im FM4 Soundpark
- 02:15 bis ca. 03:00 Uhr: Listening Session Landscape Izuma Remixplatte
- 03:00 bis ca. 03:30 Uhr: Neuveröffentlichungen aus Österreich
- 03:30 bis ca. 04:40 Uhr: Christian Fuchs Back To My 90ies Mix
- 04:40 bis ca. 05:30 Uhr: Robert Rotifer und Paper Bird in the Mix
- 05:30 bis 06:00 Uhr: Listening Session mit Sweet Sweet Moon