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David Pfister

Rasierklingen, Schokolade, Zentralnervensystem, Ananas, Narzissmus und Ausgehen.

17. 6. 2009 - 11:12

Arma-Goddamn-Motherfuckin-Geddon

Dem Himmel sei Dank. Marilyn Manson hat seine Midlife Crisis überwunden und besinnt sich auf seinem neuen Album seiner Aufgabe und Bestimmung im Leben.

Er hat also doch noch die Kurve gekriegt. Nach der Scheidung vom hauptberuflichen Burgfräulein Dita von Teese hat Marilyn Manson auf seinem letzten Album "Eat Me Drink Me" probiert die Masken fallen zu lassen und präsentierte sich erstmals in Ansätzen als so was wie menschlich. Und prinzipiell wäre das der richtige Weg gewesen. Nach all der feisten Satanic-Glam-Rock-Show ein trockenes Hardrock-Album machen und ohne viel Make-Up einmal auch den Tauben beweisen, was für ein Songwritertalent Manson in sich beherbergt, wenn er will. Aber das Experiment misslang mehr oder weniger. Manson wollte oder konnte sich nicht kompromisslos auf seinen neuen Weg einlassen und mit all seinen kompetenten Co-Songwritern hatte er sich zerstritten. Und so tümpelte Eat Me Drink Me lustlos dahin. Aber jetzt ist alles anders bzw. so wie es schon immer war.

Unkillable Monster

Death to ladies first, then the gentlemen
Forcery, taxes, facelifts, abortion, nervous breakdance
Satanic girls gone wild, truly fucking suicidal

Marilyn Manson

Marilyn Manson hat seine Krise überwunden und scheint nun endlich richtig seine eigene Kunstfigur zu genießen. Keine Hochzeitsambitionen mehr, sondern wilde Hurerei ohne Statussymbolanspruch. Der Verlust der Jugendlichkeit wurde akzeptiert und als Konsequenz eine extra Portion ordinärer Liedstrich gezogen. Keine Edelmann-Posen in der Öffentlichkeit mehr, sondern maximales Absinthsaufen und Völlerei vor der Kamera. Mariyn Manson scheint persönlich aufgegeben zu haben und hat dadurch wahrscheinlich gewonnen.

Ein demnächst erscheinender Track mit Lady Gaga und dadurch ein paar ordentliche Hauswatschen in Richtung des ewig lustlosen Metaluntergrund. Und was ja nicht ganz unwesentlich ist, ein ziemlich gutes (Comeback)Album.

Leave A Scar

Zuerst hat er mit seinem alten Kampfgenossen Twiggy Ramirez alias Jeordie White Frieden geschlossen und ihn zurück in seine Arme geholt. Der arme Twiggy hatte in seinem Leben schon sehr viele Marilyn-Eskapaden auszuhalten, bis es ihm 2002 zu viel wurde und er das Weite suchte. Ähnlich wie in der Causa Dita brach dann ein Rosenkrieg aus und Twiggy fand sein Heil u.a. kurz im Konkurrenzunternehmen Nine Inch Nails.

Marilyn Manson spielt am 24. Juni 2009 in der Intersportarena Linz

Als Ersatz für Twiggy Ramirez rekrutierte Manson den Schweden Tim Skold (u.a. KMFDM). Der hatte als Songwriter sogar ganz passable Ideen, konnte sich gegen seinen Chef aber nicht wirklich behaupten und dann hielten die Menschen auch schon die Seltsamkeit "Eat Me Drink Me" in Händen. Mit Twiggy zurück im Boot schnellt auch die Qualität der Lieder wieder meterhoch in die Höhe. Vor allem der Fetish von Twiggy Ramirez - seine berühmten spukigen Schräglagen und Harmonien offenbaren sich auf dem neuen Album "The High End Of Low" als wichtiges Surrogat.

Dann kommt noch das wiedererstarkte Ego von Manson dazu, dass er diesmal besonders radikal selbst karikiert.

The High End Of Low

First you try to fuck it, then you try to eat it
If it hasn't learned your name, you better kill it before they see it
First you try to fuck it, then you try to eat it
If it hasn't learned your name, you better kill it before they see it

Marilyn Manson

"The High End Of Low" besteht aus allen Stärken für die Marilyn Manson berühmt wurde und die sich über die Jahrhunderte bewährt haben. Stampfende Industrialpop-Märsche wie von "Antichrist Superstar" und "Holy Wood", die grellen Riffs mahnen an die Ziggy Stardust-B-Seite "Mechanical Anmials" und die Anflüge von geisteskranken R’n’B-Zitaten der "Golden Age Of Grotesque" hat er sich auch behalten. Dazu der berühmte Wehklage-Schrei-Gesang und ästhetisch Wehrmachtshelm und verdrogte Psychedelicfarben.

Ein freudespendendes Meisterwerk wie die fabelhafte David Bowie-Posse "Mechanical Animals" wird Manson wahrscheinlich wohl nie mehr wieder gelingen, aber er hat sich nun mit seiner Rolle definitiv abgefunden. Marilyn Manson ist nun endgültig zu so was wie die Cramps geworden. Originär, kompromisslos und zuverlässig. Und so ist es gut.

Tickets zu gewinnen

Für das Konzert am 24. Juni 2009 in Linz verlosen wir 3x2 Tickets. Wer an der Verlosung teilnehmen will, muss nur folgende Frage richtig beantworten: In welchem Film ist Marilyn Manson an der Seite eines jungen Mannes zu sehen, der mit einem Film berühmt wurde, in dem sich als Kind gegen Einbrecher verteidigt? Die richtige Antwort und euren ganzen Namen bitte an game.fm4@orf.at.

Die richtige Antwort: "Party Monster". Die GewinnerInnen wurden bereits via E-Mail verständigt!