Erstellt am: 2. 6. 2009 - 22:29 Uhr
FM4-Premiere: A Shaded View On Fashion Film
"Als ich jünger war, experimentierte ich ständig mit meinem Look und suchte nach dem richtigen Ausdruck für das, was ich für mein wahres Ich hielt. Eine Zeit lang war das unterhaltsam. Irgendwann fand ich allerdings den Look, der sich für mich passend anfühlte – und bei dem blieb ich dann. Man könnte also sagen, ich trage keine Mode mehr, sondern ich habe meinen Stil gefunden." ***

Miguel Villalobos
Wenn der Style allerdings tagein, tagaus ein zeltartig auf dem Kopf sitzender schwarzer Spitzenschleier ist, dazu schwarze, schräg über die Schläfen hinaus geflügelte 50er-Jahre-Sonnenbrillen und roter Lippenstift, der Rest des Outfits schwarz und bodenlang - dann heißt man Diane Pernet.
Diane Pernet
Pernet war Anfang der 90er Jahre Designerin und Downtown Queen in NYC und hat das Tanzbein auf Keith Harings Parties und bei Klaus Nomis Auftritten geschwungen und genau gegenüber von Andy Warhols Factory gewohnt.
Betreibt mit A shaded view on Fashion eins der ältesten und einflussreichsten, wenn auch layouttechnisch etwas schragelligen, weiß auf schwarz geschriebenen, Modeblogs. Sitzt in Modejurys und an Laufstegen weltweit. Und tourt mit ihrem eigenen kleinen Filmfestival von A nach B und wieder zurück.
Wir haben Tickets zur FM4 - Österreichpremiere von Diane Pernets Kurzfilmsammlung "A shaded View on Fashion Film" am 8. Juni im Rahmen des 9festivals for fashion and photography. Minutenkurze Modefilme, denn: „Fashion Shorts“ meint nicht nur kurze Hosen!
Die Tickets, die wollen wir natürlich euch geben! Dazu gleich mehr.
Remember To Forget par Gaspard Yurkievich
by Antoine Bouillot and Pascal Formeri
France / 2008 / Color / 2’40 / Music : Dani Siciliano / DP : Arthur Cenin / Production : Gaspard Yurkievich & The Parallax Corporation
Wie es weitergeht
Ein Foto in einem Fashionmagazin, das ist ein Moment, ein halber, ein hundertstel Moment, man blättert um und merkt, das letzte Bild hat man sich wohl minutenlang angeschaut, und sich eine ganze Welt ausgedacht, eine Geschichte, wie es wohl weitergehen mag.
Bei Diane Pernets Kompilation geht es weiter.
In 24-Bilder-pro-Sekunde-Geschichten.
“Don’t blink !??: Linda Evangelista seen by Francesco Carrozzini
USA / 2005 / Color / 0’50’’
Plötzlich rührt die Frau mit den armlangen Fingernägeln wirklich damit im Milchkaffee und leckt den Nagel dann ab. Es bewegen sich die Collagen wie im schönsten tschechischen Märchenfilm bei monspoonsaloon, dem Label des Malers Tal R.
Eine trashig geschminkte Blondine mit der Dauerwelle von Ingrid Riegler haucht auf den Spiegel und er beschlägt.
Eine mannsgroße „Victory“-Hand mit abgehackten Fingern reist um die Welt, eine Frau mit rotem Tutu springt auf dem Trampolin.
Yohji-Yamamoto-Straßenrowdies gestikulieren sich durch italienische Strassen.
Ein rotes Kleid rotiert auf einer Drehscheibe, es hat eine Schleppe mit Wellen und Federn, so groß wie ein Saal.

House of Holland
U-hu, Gareth Pugh.
Film scheint die Abbildung von Mode zu übernehmen, ob jetzt Paradigmenwechsel dahintersteckt oder es einfach die günstigere Variante ist.
Das geht weit über die viralen Filmkunststückchen hinaus, die sich Prada und Louis Vuitton von Regisseuren wie Chris Cunningham (Gucci) und David Lynch (auch Gucci) oder dem Regisseur von "Digimon" (Louis Vuitton) untermalt von Musikerinnen wie Coco Rosie (Prada) leisten.
Weit über die Modehändler hinaus, bei denen man sich fast den ganzen Katalog an einem gehenden Model anschauen kann:
Gareth Pugh zeigt diesen April den Gästen seiner Show auf der Paris Fashion Week ein Video. Und was für eines.
In jedem Kleidungsstück steckt eine Geschichte.

peter saville
Pioniere des Fashion-Kurzfilms wie der Photograph Nick Knight (der vor neun Jahren, damals noch zusammen mit Peter Saville, die Film- und Fashionexperimentierplattform SHOWstudio gegründet hat) haben es immer schon gewusst, hier im Interview mit Jan Kedves in der aktuellen Spex:
Kedves: "Was genau ist der Modefilm?"
Knight: "Man darf den Modefilm nicht als Musikvideo für die Modeindustrie missverstehen. Im Musikvideo folgt die Narration der Musik, im Modefilm verhält es sich genau andersherum: Zwar hört man in ihm auch Musik, der Soundtrack ist sogar sehr wichtig, doch das Visuelle darf dem Sound nicht folgen.
Die Narration kommt einzig und allein aus dem Kleidungsstück selbst. In jedem Kleidungsstück steckt eine Geschichte.

Nick Knight
Die Aufgabe des Modefilms ist es, diese Geschichte hervorzubringen – und auf diese Weise zu vermitteln, worum es bei dem Kleidungsstück geht. Seien wir doch ehrlich: Wenn ein Designer eine Kollektion entwirft, tut er das nicht für Schaufensterpuppen, sondern für Menschen, die sich bewegen. Der Designer hat vor Augen, wie die Entwürfe in Bewegung aussehen. Diese Dynamik kann im Modefilm und im Internet endlich angemessen dargestellt werden. Fotos in Modemagazinen waren immer ein Kompromiss – auch wenn sie von Irving Penn, Guy Bourdin oder Helmut Newton stammten und natürlich toll aussahen!"
Video Lookbook
by Jeremy Scott
USA / 2001 / Color / 5’ / Production : Jeremy Scott Paris

peter lippmann
Tickets zu gewinnen! Nur bei uns!
Ich lade also herzlich ein, sich am Gewinnspiel zu beteiligen. Schreibt uns doch, was euer Lieblingsoutfit einer Filmfigur ist, von Blade Runner bis Die Hard ist alles erlaubt. Mit Begründung! Schickt ein Mail bis Samstag, 6.6.2009, 15 Uhr, an game.fm4@orf.at.
Wir verlosen auch mittwochs in FM4 Connected und freitags in der FM4 Morningshow noch Karten. Damit wir uns am 8. Juni gemeinsam bei der FM4-Premiere auch noch Highlghts anschauen können wie:
In aller Bescheidenheit, meine Top Drei.
3. "Soaked 09", Petar Petrov
Das österreichisch/bulgarische Männermode Wunderkind setzt in Szene.
Ein Mann, ein dunkles Schwimmbad, Zeitlupe und Zeitraffer.

Michael James O’Brien
2. "Mr. Pearl", Diane Pernet
Diane Pernet interviewt den Korsettmacher schlechthin, Mr. Pearl, der als echter modern savage auch selbst enggeschnürt geht. Seine Kundin Dita von Teese kommt zu Wort, und Mr. Pearl macht ihr ein schönes Kompliment - "As befits a jewel of her genre, everything about her is visually eloquent". Im Hintergrund hängt ein Bild von Kaiserin Sisi.
1. "Peter Jensen's Screentest",
von Colin O'Toole
Peter Jensen castet schöne junge Männer für seine SS09 Show und stellt den Kandidaten persönliche Fragen, während sie in kleingeblümten Hemden und Cordhosen, in roten Socken und hellblau-orange-dunkelblau gestreiften Schuhen vor einer weißen Papierwand stehen. Die Antworten fallen ehrlicher aus, als sich die Burschen das selber träumen haben lassen.
9festival auf FM4
Alle Geschichten auf einen Blick
A Shaded View On Fashion Film
Montag, 8.6.2009, Filmhauskino. Beginn: 20 Uhr
Spittelberggasse 3, 1070 Wien
Im Anschluss an den Film gibts ein Publikumsgespräch mit Diane Pernet, Beginn ca. 21.30, steht für alle offen.