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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

18. 5. 2009 - 23:40

Echte Copyright-Rebellion oder virales Marketing?

Danger Mouse und Sparklehorse veröffentlichen ein Album mit Gästen wie David Lynch, Suzanne Vega und Iggy Pop - auf CD-Rohling.

Du weißt, du hast ein gutes Wochenende verbracht, wenn du neueste Blog-Sensationen erst am Montag von Kollegen erfährst. Das hier mag für euch lichtscheue Early Adopter/innen da draußen also schon ein total alter Hut sein, ist aber trotzdem genauere Betrachtung wert:

Danger Mouse, jener Produzent, der sich einst mit einem konzeptuellen Beatles/Jay-Z Mashup neben rechtlichen Schwierigkeiten auch einigen Ruhm eingehandelt hat - den er später mit den Gorillaz oder im Duo mit Cee-Lo Green auch in Chartplatzierungen umsetzen konnte - dieser Danger Mouse hat ein neues Projekt. Gemeinsam mit der Band Sparklehorse und vielen durchaus prominenten Gastvokalistinnen und -en hat er ein Album namens Dark Night Of The Soul eingespielt.

Dark Night Of The Soul Poster

DarkNight

Verkauft wird dieses im Paket mit einem - als "visual narrative" gedachten - Buch von David Lynch-Fotografien (der Großmeister des Surrealen singt auch auf zwei Songs) und einem Poster. Nur: Die CD selbst ist leer.

Wegen eines "ongoing legal dispute" mit der Plattenfirma EMI und der Gefahr eines Gerichtsverfahrens sei es ihm unmöglich, die Platte regulär zu veröffentlichen, wird Danger Mouse auf der Website des Projekts zitiert. Er hoffe aber, dass die Leute, die das "Glück" haben werden, das Album trotzdem zu hören, dann so begeistert sind, wie er selbst.

Das Glück ist eine Suchmaschine - zumindest in diesem Fall. Denn sowohl ein Torrent als auch ein Download-Link zu den Musikfiles des Anstoßes lassen sich im Internet problemlos aufstöbern. Schön für die geizigen Musik-Konsumenten, schön auch für Danger Mouse, den die böse Majorplattenfirma bei der Verbreitung seiner kreativen Vision nicht stoppen konnte.

David Lynch, Sparklehorse und Danger Mouse auf einem Feld

DarkNight

Aber irgendetwas an dieser Geschichte klingt zu einfach. Denn der EMI-Konzern, der wegen beim Grey Album verletzter Beatles-Copyrights tatsächlich einmal böse auf Danger Mouse war, hat in der Zwischenzeit über Sublabels zwei Alben veröffentlicht, in die der Produzent involviert war. Und eine Platte dieser (auch finanziellen) Größenordnung wegen alter Streitigkeiten einfach "sterben" zu lassen, kann sich heute niemand mehr leisten, möchte man meinen. Dass der ominöse "legal dispute" zudem nie genauer ausgeführt wird, bringt uns Skeptiker sofort auf die Fährte einer ganz gefinkelten Viralkampagne.

Wenn es tatsächlich so eine wäre, hätte sie ganz gut funktioniert, denn Aufmerksamkeit (auch hier) hat diese Ankündigung ja ausreichend bekommen. Die Strategie, angesichts des sinkenden materiellen Werts von Musik einfach luxuriöse Verpackungen zu verkaufen, würde jedenfalls viel über unsere Zeit aussagen.

Aber vielleicht tun wir dem guten Danger Mouse ja Unrecht, und EMI, wo Sparklehorse unter Vertrag stehen, blockiert das Projekt tatsächlich. Und vielleicht ist das im Endeffekt auch alles egal, weil es ja eigentlich eh nur um die Musik gehen sollte - oder?