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Nina Hochrainer

Sweet Indie Music, Kleinode globaler Alltagskultur, nachhaltiges Existieren. And New York.

21. 4. 2009 - 06:00

Say Hi to "Say Hi"

Ein kleines Indie-Märchen über den Musiker Eric Elbogen und seine Ein-Mann-Band Say Hi.

Es war im Jahr 2002, da gründete der junge Eric Elbogen in seiner Heimatstadt New York eine Band, mit ihm als einziges Mitglied. Er nannte sein Projekt "Say Hi to your Mom" und begann zu Hause auf seinem Mac eigentümlich-faszinierenden LoFi-Rock zu fabrizieren.

Einige selbstveröffentlichte Alben später, wir befinden uns in der Gegenwart, hat der nun etwas ältere Eric Elbogen die Küstenseite gewechselt und lebt mittlerweile in Seattle. Seinen Bandnamen hat er auf ein schlichtes
Say Hi verkürzt und soeben zum ersten Mal ein Album auf einem Label – dem ebenfalls in Seattle ansässigen Barsuk Records – rausgebracht. Sein Sound klingt mittlerweile weniger LoFi, fühlt sich aber noch so an.

Das South by Southwest-Festival (SXSW) findet jährlich in Austin/Texas statt. Bands wie Norah Jones, The Darkness, The White Stripes oder The Strokes erlebten am SXSW ihren Durchbruch,

Die Tour zum aktuellen, sechsten Album "Oohs & Aahs" bringt Eric zurück in die Stadt, deren für Indie-Musiker zuweil unbequemen Pflaster er den Rücken gekehrt hat. Gelegenheit, Say His Musik und den Mann dahinter näher kennen zu lernen. Von einem kurzen Gespräch mit ihm am vorjährigen SXSW-Festival ist er mir als zurückhaltender, leicht verlegen wirkender, sympathischer und humorvoller Mensch in Erinnerung geblieben. Ein Musiker wie seine Musik: Subtil aber hochvereinnahmend.

Say Hi

Jenny J

Not made to play on a team

Auch der zweite Eindruck ändert nichts daran, sondern bestätigt vielmehr: Eric Elbogen ist laut Eigenaussage der Typ, der schon in der Schule keine Gruppenarbeiten mochte sondern lieber sein eigenes Ding drehte. Ein stiller Querulant, ein selbsterwählter Einzelgänger, ein großer Perfektionist und kleiner Neurotiker, der eben deswegen nur alleine und nicht in einem Bandkonstrukt arbeiten kann und will. "I get too focused when it's time to write a record and I obsess about every part of the process, what are the lyrics gonna be this time, what sound am I going for. And once I get into that mindset I really turn off the rest of the world", erklärt er mit leicht entschuldigendem Ton in der Stimme.

Wie alle Alben zuvor, hat er auch "Oohs & Aahs" alleine zuhause komponiert und aufgenommen. Das akribische einsiedlerische Werkeln mit zahlreichen Soundlayers, die er gekonnt, behutsam und mit viel Gefühl einsetzt, lässt allerdings laut einer Spin Magazine Review an Natürlichkeit vermissen: "Eric Elbogen's album illustrates what happens when a songwriter gets too good at recording without leaving the house: Instead of merely sounding multi-layered, the music causes a listener to start visualizing acoustic riffs and drum-machine patterns copy-pasted and arranged on a laptop monitor." Damit konfrontiert, lächelt Eric und meint: "Yeah, this one was particularly mean."

Für die Zukunft kann er sich schon vorstellen, seine eigenen vier Wände zu verlassen: "Someday it would be great if I sold tons of records and had the time and money to go into a proper studio, I think that would be fun." Welch Konstruiertheit man aus Say His Musik auch heraushören oder hineininterpretieren mag, sie wird übertüncht von meisterhaftem Songwriting und vereinnahmenden Melodien.

Say Hi Albumcover "Oohs & Aahs"

Barsuk Records

Si Hi: "Oohs & Aahs"

Elouise, Maurine und Audrey

Erics zurückhaltender Charakter äußert sich auf textlicher Ebene in einem gewissen Unwillen, über Persönliches zu schreiben. In den Lyrics seiner früheren Alben widmete er sich deshalb vorzugsweise fiktionalen Geschichten über Vampire und Roboter. Und das nicht, ohne sich zuweilen leise Beschwerden von Fanseite einzuholen – von wegen, seine Lyrics seien nicht emotional genug. Aber Eric meint: "I've never been much of a fan of songwriters who wear their heart on their sleeves too much. A lot of times I will take a fictional character and a fictional experience and apply a particular emotional reaction that I've had in my life to something else to that experience. And hopefully that's enough for the listener to make an emotional connection."

Auf "Oohs & Aahs" hat er sich dann doch einem persönlicheren Thema zugewandt: Wenn auch nicht unbedingt autobiografisch, thematisiert er Herzensangelegenheiten und bezeichnenderweise beinhaltet die Hälfte der Songs Frauennamen. Da wäre zum Beispiel die verpatzte Chance mit Maurine, bestechend beschrieben mit den Worten:

"She's a ruby and I liked red / until I disappeared a little to well.
I guess I should have kissed her / that one night she was leaning in
I guess I should a lot of things, huh?
But Maurine, I can't come to your party cause I think that I'm dead."

Mehr über Say Hi und "Oohs & Aahs" gibt's am Di, 21. April in der Homebase zu hören.

Oder die schlichte, elegante Beobachtung in "Oh oh oh oh oh oh oh oh": “She got lips like a sofa / and she’s strawing down a soda" und “It’s the flip of her hair / It’s the sound of her verbs / It's the shape of her legs, it's the way that she curses". Oder auch das superkurze "Audrey", das aprupt in der Mitte eines Satzes aufhört (“Would you just play records and listen to my sighs? Cause if you could just do that, I might be all-) und den Hörer mit einem Fragezeichen zurücklässt.

Es sei an dieser Stelle jedem empfohlen, "Oohs & Aahs" für sich selbst zu erkunden und in Say His wundersames Miniuniversum einzutauchen. You will feel at home in it.