Standort: fm4.ORF.at / Meldung: ""Can you count suckers?""

Susi Ondrušová

Preview / Review

27. 3. 2009 - 08:59

"Can you count suckers?"

123 oder Das Ego als Anstecknadel: Mando Diao zu Gast im Gasometer.

Jeder kann überheblich sein. Nina Simone und Elvis: das geht doch ganz leicht über die Lippen. Beim letzten Song des gestrigen Abends „Long before Rock´n Roll“ wurde die Reihenfolge der Heldinnenaufzählung tatsächlich so aufgelistet: Nina Simone und Elvis. Dann Denkpause und Mann selber: Mando Diao.

Mando Diao

(c) stephan brückler

Die Mehrzahl der gestern Abend im Wiener Gasometer zu Songs wie „Down In The Past“ oder „Dance With Somebody“ tanzenden Menge, konnte sich mit der Reihenfolge der Heldinnenverehrung nicht lange aufhalten.

Mando Diao

(c) stephan brückler

Am Fantasie-Ort einer lang lang ausverkauften Konzerthalle, ist die Wahrnehmung auf die Details rund um die Hauptdarsteller konzentriert. Sie heissen Björn, Gustav, CJ, Samuel und Mats und verkörpern all das mit dem sich nicht nur vom Altersdurchschnitt-durchwachsene oder Pubertierende identifizieren: Unnahbarkeit und Abgrenzung. Dafür ist es tanzbar. Dafür gibt es einen 3köpfigen Chor zur vokalen Unterstützung. Dass man davon viel zu selten hört, hat ausnahmsweise wenig mit der Hallenakustik zu tun als mit der bescheidenen Verwendung der Truppe. Nur nicht zu viel auffallen lassen. Interessant auch das Spiel mit dem Gewöhnungseffekt: Böse Zungen meinten, man versuche mit Bühnendramaturgie davon abzulenken, dass die Band nur 2 Song-Arten spielt. Teuflische Zungen behaupten die Band könnte überhaupt nur die letzte Minute eines Songs spielen, das davor ist nur das „teasen“ auf diesen Moment in dem sich Thema, Stimmung nochmal verdichten. Das letzte Stück der Tafel Schokolade ist doch immer das Beste, weil es wegen der verspeisten Leere die Lust auf mehr steigert.

Wer braucht nämlich schon Diäten?!

Ein Catwalk von einem Konzert also. Der räudige „Wir sind hier“-Anfang, der Entspannungsteil mit Talentschau an der Akustikgitarre mit einer wunderbaren „Ochrasy“ Darbietung inklusive Mitsing-Chor aka Publikum, dann – unter der Discokugel - die Hit-Abfeuerung parallel zur Kleiderentfachung, und vorm letzten Hemd ist dann Schluss. Passiert ist Schweiss, Sehnsucht, Träne, Tanz, und ein paar Google-Zugriffe für Nina Simone. Manchmal braucht es halt nicht mehr.

(c) Stephan Brückler

Das nächste Mal Mando Diao am Fm4 Frequency Festival.

Mando Diao

(c) stephan brückler