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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

1. 5. 2015 - 13:00

Mumford & Sons zurück mit neuem Album

Marcus Mumford und Co. nennen ihr neues, drittes Album "Wilder Mind". Eine Platte, die ohne Banjo auskommt.

Mumford & Sons schlagen eine neue Richtung ein, hieß es zuletzt öfter. Das klang aus manchen Mündern fast besorgniserregend. Ist es aber keineswegs, außer manche von uns wollen weiter mit dem Bein wippen zu Mumford´schen Folkrock-Stampfern. Wer möchte das? Bitte aufzeigen!

Plattencover: Eine Holzbank vor dem Panorama der nächtlichen Stadt

Universal

"Wilder Mind" von Mumford & Sons

Ok, niemand will das weiter zwanghaft tun. Da bin ich aber beruhigt. Wir feiern Mumford & Sons jetzt einfach als Rockband. Den Kontrabass in Ehren, aber wir brauchen ihn, zumindest eine Weile, genauso wenig wie das Banjo. Lassen wir diese Instrumente also ein wenig Staub ansetzen in irgendeiner Kellerecke und lassen wir Mumford & Sons zu "richtigen" Rock-Instrumenten greifen, die Gitarre einstöpseln und so. Was Bob Dylan tat, können auch Marcus Mumford, Winston Marshall, Ted Duane und Ben Lovett tun. Dylan wurde erst ausgebuht, als er von der akustischen Gitarre zur elektrischen wechselte, aber heute schreiben wir nicht mehr das Jahr 1965. Erklären müssen sich Mumford & Sons dennoch ein klitzeklein wenig, obwohl der Soundwechsel ja so radikal ja auch wieder nicht ist, ich mein, Mumford und Co machen ja jetzt nicht Hip Hop, sondern schreiben weiterhin Songs.

Marcus Mumford: "Actually I´m a drummer first and foremost, and Ben´s a piano player, Winnie grew up playing a heavy metal guitar, and Ted is the best guitarist out of all of us. So, we are a bit closer to our natural instrumentation. In a way this is where we came from, playing heavy drums, guitars and stuff."

"It´s in my blood, it´s in my water", singt Marcus Mumford im sublimen Album-Titelsong "Wilder Mind". "I have been blessed with a wilder mind", lässt uns der Pastorensohn aus England wissen. Seine Stimme ist in Höchstform und schöpft nuancierter aus dem Dezenten als zuvor, sein Vokabular lässt auf religiöse Erziehung schließen: Wörter wie "blessed", also "gesegnet" kommen vor, oder die erste Single, der Vorbote zum Album heißt "Believe", also "glauben". Nicht im Sinn von "nichts wissen", sondern an etwas glauben; im Song glaubt Marcus Mumford jemandem nicht mehr. "Believe", so haben sich die MusikkritikerInnen rasch geeinigt, ist weniger Mumford & Sons als, ah, Coldplay. Ok, das Epische hat das Stück an sich, aber sonst gibt es eigentlich nichts, das etwas mit Coldplay zu tun hätte. Mumford & Sons klingen insgesamt viel amerikanischer, vielleicht, weil sie dort ein großes Publikum haben, oder weil dort der klassische Song einen höheren Stellenwert hat als etwa in Europa. AOR nennen mache das gern, etwas abwertend meinend, also "adult oriented rock", ohne Punk-Nähe, jugendliche Rebellion und so. Ja, Mumford & Sons wirken älter als sie sind, das war schon immer so.

"Wilder Mind", das neue Album von Mumford & Sons ist zum Teil in den USA entstanden, etwa im Aufnahmestudio von Aaron Dessner. Er ist einer der beiden Dessner-Brüder, die in der Band The National spielen. Aaron spielt Gitarre und Keyboards und hat eine wichtige Rolle bei The National, als Songschreiber und auch was das Produzieren betrifft. Als Producer ist Aaron Dessner auch für so manche US-KünstlerInnen tätig, etwa für die New Yorkerin Sharon Van Etten oder die kalifornische Band Local Natives. Für Mumford & Sons war recht schnell klar, als sie sich mit Aaroon Dessner an die Demo-Aufnahmen machten, dass die akustischen Instrumente eher draußen bleiben würden.

Marcus Mumford: "I think, actually it was more of a conscious decision to say, there aren´t any rules. So we don´t have to use this and this, and out of that naturally we just kind of dropped the acoustic instruments a bit, for now. We still got to play those songs live and we probably come back to the instrumentation some way, but we felt, for us, the four of us, we´d pretty thoroughly explored what we wanted to do at the time with those instruments."

"Wilder Mind" ist eine bittersüße Platte voller erhabener Songs wie "Tompkins Square Park" oder "Cold Arms". Marcus Mumford singt in ersterem "meet me in Tompkins Square Park", einem kleinen Park in Manhattan. Neben der Studioarbeit mit Aaron Dessner war Marcus Mumford auch noch aus einem anderen Grund in New York: Seine Frau, die britische Schauspielerin Carey Mulligan ("Wall Street" etc), spielte gerade Theater in der Stadt. Marcus Mumford, der mit der britischen Musikerin Laura Marling eine Beziehung hatte - beide kommen aus der selben englischen Folkszene, und Mumford war Marlings Schlagzeuger -, und Carey Mulligan verliebten sich ineinander, nachdem die Beziehung von Mumford mit Laura Marling zu Ende ging. Carey Mulligan und Marcus Mumford waren übrigens als Kinder Brieffreunde gewesen. Sehr süß.

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Die Zeile "You were all I ever longed for", die Marcus Mumford im fast schon Foo-Fighter-ischen Song "The Wolf" singt, könnte also durchaus an Carey Mulligan adressiert sein. Im Song kommt ein Wolf näher, immer näher, aber der Erzähler versichert, er ist ja hier um dich zu beschützen. Marcus Mumford, der alte Romantiker. Only Love, nur die Liebe zählt. "Only Love", der vorletzte Song am neuen Mumford-Album muss einen einfach berühren, außer man hat ein Herz aus Stein, und dann geht das Stück los, so richtig - endlich Rocker sein dürfen. Ein Triumph ist dieses neue Album von Mumford & Songs, nichts als ein Triumph, schwärmen so manche KritikerInnen bereits. So könnte man es durchaus formulieren. Mumford & Sons klangen niemals zuvor besser als jetzt.