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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

29. 4. 2015 - 14:03

"Sound & Color"

Die Alabama Shakes, die US-Band rund um die charismatische Sängerin und Gitarristin Brittany Howard, melden sich zurück. Mit einem Album voller Lieder, die fein gewoben sind wie Spinnennetze.

Albumcover Alabama Shakes "Sound & Color"

Ato/Rough Trade

"Sound & Color" von Alabama Shakes, 2015

Alabama Shakes kommen aus, ah, Alabama, im Süden der Vereinigten Staaten, genauer gesagt aus Athens. Eine Stadt, die so heißt wie die griechische Hauptstadt gibt es auch in einem der anderen Südstaaten, nämlich Athens, Georgia, wo einst R.E.M. herkamen.

Athens, Alabama zählt jedenfalls etwa 20.000 Einwohner, keine große Stadt also. Nein, Athens, Alabama ist kein New York City, lacht Brittany Howard: Wenn du in New York Mitglieder für die Gründung einer Afrobeat-Punkrock-Glam Band suchst, werden sich, sagen wir mal, sechzehn Leute melden, die mitmachen wollen; in Athens, Alabama ist das nicht so, da würde man eher darüber lachen, meint Brittany Howard.

Insofern ist es ein Wunder, dass es Alabama Shakes überhaupt gibt. Die einzelnen Bandmitglieder kannten einander aus der Schule, den Schlagzeuger, Steven Johnson, traf Brittany Howard in einem Musikinstrumentengeschäft.

Man begann als Cover-Band, ein bisschen Led Zeppelin nachspielen und so. Weil das aber nicht immer alle hören wollten, fingen Alabama Shakes an, Eigenkompositionen, die sie zwischendurch schrieben, einzustreuen, und sieh an, diese Nummern kamen an. Next step: ein Album machen. "Boys & Girls" hieß das Debutalbum von Alabama Shakes vor drei Jahren. Der Rest ist wohl Alt-Rock-History inklusive Grammy-Nominierungen, Vor-dem-Herrn-Präsidenten-Auftreten und so weiter. Brittany Howard und ihre "Boys" sehen es recht gelassen.

Brittany Howard: "Just take everything day by day, you know, don't think too hard about nothing. I mean, really, just play the best you can, sing as hard as you can, get out there and meet new people, and let people know what's going on."

Brittany Howard, eine Frau, die nach diesen, ihren Worten lebt. Lass dich nicht aus der Ruhe bringen, scheint ihre Devise zu sein. Auch nicht, was das Nachfolgealbum zum Debut betrifft. Am sogenannten "sophomore" Album ist ja schon so manche vielversprechende Band zerschellt. Nicht so die Alabama Shakes.

Alabama Shakes

Rough Trade

Oops, She Did It Again

Diese Brittany ist keine Britney. Die Tochter einer weißen Amerikanerin und eines Afroamerikaners strahlt eine gewisse "realness" aus, etwas "Echtes" und Unverfälschtes, nach dem immer wieder eine allgemeine Sehnsucht durchkommt. Wo ihre Stimme denn herkommt, wird Brittany Howard immer wieder gefragt. Meist sagt sie drauf etwas wie: "Ich weiß es nicht. Es war mir nie bewusst. Es ging mir mehr ums Songschreiben als um meine Stimme. Und als ich mich dann mit den anderen zusammentat und Alabama Shakes gründete, kam das einfach so raus aus mir, wie es eben rauskommt."

Unter Musikfans ist Alabama bekannt für seine legendären Muscle Shoals Aufnahmestudios, die den Sound einer Ära prägten: In den 1960er Jahren entstanden hier Hits von Aretha Franklin über Percy Sledge bis zu Otis Redding. Auch die Rolling Stones oder Bob Dylan waren beeinflusst von Muscle Shoals. Der Sound des Südens der Vereinigten Staaten ist traditionellerweise geprägt von Blues und Soul, also vornehmlich schwarzer Musik, aber auch vom Folk und Country der weißen Bevölkerung. Später kam der Southern Rock hinzu, entstanden aus Rockabilly, Blues und Country. All das und sich selbst werfen Alabama Shakes in einen großen Topf, rühren kräftig um und lassen uns nicht kalt. Live funktioniert das sowieso, aber auch im Studio.

This Woman´s Work

Album Alabama Shakes (Us-Band) 2012

Rough Trade

"Boys & Girls" von Alabama Shakes, 2012

Brittany Howard: "We really thought about what record we wanted to make. We've grown a lot, learned a lot about music, listened and thought about a lot of things - about being minimal and tasteful. After that decision to start over, with a clean slate, it was easy."

Was Alabama Shakes mit ihrem ersten Album begannen wird auf "Sound & Color" fortgesetzt, Southern Soul that rocks: mit dem subtilen "Dunes", dem Garage-rockigen "The Greatest", dem psychedelischen "Gemini", dem Funk-geprägten "Don´t Wanna Fight" oder dem intensiven R&B-igen "Gimme All Your Love". Entstanden sind die neue Alabama Shakes Songs bzw ihre Grundgerüste in den wenigen Pausen, die die Band vom Touren hatte, entweder zusammen mit allen Bandmitgliedern oder Brittany Howard allein in ihrem Studio arbeitend.

Brittany Howard: "There were several dedicated writing periods during the past year, but sometimes I wasn't dedicating enough time, so I'd binge-write, sit in the Basement and work for 18 hours for five days straight."

Schließlich begannen Alabama Shakes dann ans Eingemachte zu gehen und begannen im Sound Emporium Studio in Nashville mit dem Aufnehmen, zusammen mit einem gewissen Blake Mills, einem jungen Kalifornier, der ein wenig einen Wunderkind Status als Gitarrist, Komponist und Producer genießt. Sein subtiles Gefühl einen gewissen rootsigen Sound betreffend, kam schon auf Tour und im Aufnahmestudio zum Einsatz, etwa mit Strokes-Sänger Julian Casablancas, Conor Oberst oder Lana Del Rey.

Brittany Howard: "Blake Mills has really strong communication and the ability to light a fire under your ass. Take "The Greatest", which began as a ballad, but when it wasn't clicking, Blake suggested that we speed it up to punk-rock tempo. It took a lot of Patience to make this record. These songs are not simple, they're intricate, like a spider web or a tapestry."