Erstellt am: 16. 4. 2015 - 14:48 Uhr
Villagers zurück mit neuem Album

Domino
Conor O'Brien hat mit seinem Bandprojekt Villagers bereits mehrere Auszeichnungen gewonnen, zuhause in Irland, aber auch im was Musik betrifft sehr gestrengen Großbritannien, wo Conor O'Brien mit beiden bisherigen Villagers-Alben für den nach wie vor prestigeträchtigen Mercury Music Prize nominiert war. Auf "Becoming A Jackal" und "Awayland" folgt nun der dritte Villagers-Longplayer. Conor O'Brien nennt ihn "Darling Arithmetic". Grund genug, doch gleich mit der Tür ein wenig ins Villagers-Haus zu fallen. Wie kommt die Mathematik in deine Musik, Conor?
Conor O'Brien: "Arithmetic is the basis of all mathematics, and 'darling' is a term of endearment, so it comes from that feeling of your loved ones being the basis of everything."
Im Titelsong "Darling Arithmetic" geht es nämlich um jemand Verstorbenen, zu dem oder der Conor O'Brien singt. Weil das für ihn etwas sehr Emotionelles war, als er den Song schrieb und aufnahm, nannte er ihn "Darling Aithmetic", um dem Emotionellen etwas Abstraktes, ja, fast Harsches gegenüberzustellen. Später wollte er das Wort "arithmetic" mit etwas zum Inhalt und dem allgemeinen Gefühl des Songs "Passenderem" ersetzten, hat es aber letztlich dann nie getan. Und schließlich ist die Arithmetik ja auch eine Form der Kunst, die sogenannte "zahlenmäßige Kunst" - das Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren.
"Darling Arithmetic" ist der älteste Song am neuen Villagers-Album, und eigentlich wollte ihn Conor O'Brien auf das "Awayland"-Album packen, aber er passte einfach nicht dazu, meint O'Brien jetzt. Um das Stück aber einfach in der Schublade verstauben zu lassen, dazu war es dann aber schlicht und einfach zu schade. Also begann es auf eine Weise, den Sound vom nächsten Album vorzugeben.
The Essence Of A Song

Villagers
Mit "Darling Arithmetic" ist Conor O´Brien jetzt gewissermaßen bei sich selbst angekommen. Gleich im ersten Song am Album, "Courage", singt er "It took a little time to get where I wanted, it took a little time to get free, it took a little time to be me."
Conor O´Brien braucht etwa keine bombastischen Streicher mehr, ein wenig Cello und Blasinstrument reicht. Weniger ist jetzt mehr bei den Villagers. Als eine der Inspirationen dazu gibt Conor O´Brien die Motown-Legenden Martha Reeves & The Vandelas an.
Conor O´Brien: "I went to see Martha Reeves & The Vandelas, they´re still touring. I saw the most beautiful show and I realised that every song is about love. They pretty much have one theme, they just play with it. Every song is perfect, and really short and really well constructed. I kinda thought, I can do that, I can make something as simple as that."
Dieses "einfach" war dann aber gar nicht so einfach für Conor O´Brien.
"My brain felt less skittery this time. I basically wanted to make something that had one idea and then it just developed that idea, something that was more interested in having an emotional effect rather than being smart. I think, it was still quite a tough experience making the whole album, because my natural inclination is always to add more and more and this time I was forcing myself to subtract more and more and to just find the essence of a song."
Eingespielt wurde "Darling Arithmetic" in einem Farmhaus nördlich von Dublin, in der Nähe der Küste, von Conor O´Brien selbst. Zu seiner Stimme und der Gitarre kam nur das Piano und das Tasteninstrument Mellotron, neben etwas Cello und Horn. Statt Drumsticks kamen "brushes" zum Einsatz - (Jazz-)Besen für einen weicheren Sound.
Conor O´Brien: "I wanted to play delicately and respond to the emotion of each song."
Mission accomplished. Als weitere Inspiration für das neue Villagers-Album gibt Conor O´Brien einen Film an, nämlich Vittorio De Sicas "Bicycle Thieves". Der Streifen aus dem Jahr 1948 gilt als einer der besten Filme aller Zeiten. Es geht um Menschen in Rom nach dem zweiten Weltkrieg, und De Sica zeigt diese Menschen ungekünstelt, nichts wird verschnörkelt dargestellt. Ein minimalistisches Vorbild für Conor O´Briens Songkunst.
Conor O´Brien: "Right before I started writing the songs, I watched 'Bicycle Thieves', which has this one clear vision, so beautifully executed and so simple. I even thought of giving each song its own love adjective, like 'unrequited' or 'unconditional'. I´d been disappointed of myself for hiding behind metaphors."
Conor O´Brien hat sich mit dem dritten Villagers-Album gewissermaßen neu erfunden, ohne dabei nicht mehr als Villagers erkennbar zu sein. Mercury Prize Nominierung? Einmal geht schon noch. Nein, Spaß beiseite, Conor O´Brien ist weiterhin schlichtweg einer der interessantesten Musiker der Gegenwart - mit Songs wie "So Naive", "Hot Scary Summer" oder "The Soul Serene". Letzteres ist eine Art meditatives Lied, sagt Conor O´Brien, eines in dem er von "chameleon dreams" singt:
"...to signify how your mind can get mixed up when there´s too much going on in there, but you can use that to strengthen the imagination and your idea of the posibilities of where to take your life."