Erstellt am: 20. 2. 2015 - 12:38 Uhr
José Gonzalez - endlich zurück!
Ok, José Gonzalez hat ja auch noch seine Band Junip, trotzdem sind sieben Jahre eine verdammt lange Zeit. Sieben Jahre ohne José pur - sein perkussives Fingerpicking-Gitarrezupfen, seine meditativen musikalischen Umarmungen. Aber jetzt haben wir ihn ja zurück, und er umarmt nicht nur uns, sondern auch sich selbst, nimmt alles, was ihn ausmacht, und liebt es und sich selbst mit einem tiefen Vertrauen, von dem nur wenige Künstler zehren können. Die englische Sprache hat die besseren Worte, um Musik von jemandem wie José Gonzalez zu beschreiben, etwa elusive, was in etwa soviel heißt wie schwer fassbar, oder auch von gewisser Distanz.

Peacefrog/Rough Trade
José Gonzalez ist das, was man landläufig unter einem Singer/Songwriter versteht: akustische Gitarre, sanfte Stimme, tiefsinnige Texte. Aber José Gonzalez ist noch viel mehr, er selbst, und dazu gern zitierte Klassiker-Namen wie Nick Drake, Bert Jansch und Elliott Smith. Von Vorletztem etwa hat er das erwähnte fingerpicking beim folkigen Gitarrespiel. "What Will" ist so etwas wie ein spätgeborener Bruder von Nick Drakes "Which Will". Es ist praktisch der Titelsong von diesem neuen José-Gonzalez-Album: "vestiges and claws, fight for a common cause".
A Quiet Storm
An wen immer José Gonzalez erinnern mag, er klingt letztlich stets wie er selbst, was wohl die größte Qualität des José Gonzalez ist, auch wenn er Songs anderer KünstlerInnen covert - von Massive Attack über Bruce Springsteen bis zu The Knife, deren "Heartbeats" ihm ja vor fast einem Jahrzehnt endgültig ein größeres internationales Publikum beschert hatte. Und zu den Vergleichen vorhin noch etwas: Gewissermaßen hinken die mit Nick Drake und Elliott Smith ja, zumal José Gonzalez ein äußerst lebensbejahender Mensch/Künstler ist und nicht von den Depressionen geplagt wird, an denen Drake oder Smith litten.
"See the migrant birds pass by, taking off to warmer skies. Hear them singing out their song, tune in, realize nothing's wrong and dissolve into the foam of things near, of things gone to remind our restless souls of the beauty of being here at all. Let it carry you..." ("Let It Carry You")
José Gonzalez: "Am Anfang dachte ich, dass ich den minimalistischen Stil der beiden vorherigen Alben fortsetzen wollte, aber als ich dann mit den Aufnahmen begann, wurde mir schnell klar, dass die meisten Songs besser klangen, wenn sie von mehr Gitarren und Schlagzeugbeats sowie Hintergrundgesang ergänzt wurden. Ich persönlich finde, dass 'Vestiges & Claws' aus diesem Grund ein interessanteres und facettenreicheres Album geworden ist."
Was hat José Gonzalez in diesen sieben Jahren seit seinem letzten Soloalbum also gemacht, außer Musik mit Junip? Er nahm etwa zusammen mit dem US-Musiker Ryan Adams einen Song auf und er spielte Songs ein für Ben Stillers Hollywood-Film "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty".
José Gonzalez machte auch eine Neuinterpretation vom Arthur-Russel-Stück "This Is How We Walk On The Moon" für das "Red Hot + Arthur Russell" Tribute-Album. Arthur Russell ist wieder ein Name, der absolut in das Universum des José Gonzalez passt. Arthur Russell war ein zu Lebzeiten unterschätzter US-Komponist/Sänger/Cellist, der später für seinen berührenden, minimalistischen Sound geschätzt wurde. Minimalistisch sind auch die Songs von José Gonzalez, zumindest auf den ersten Blick, denn eigentlich tut sich ja subtil so Einiges bei ihnen, Händeklatschen und Füßeklopfen inklusive, das ist Postpunk-Indiefolk à la José Gonzalez - manchmal mit einem Afro-Feel, oder auch etwas Brasilianischem, das an den großen Brasil-Musiker Gaetano Veloso erinnert.
"Vestiges & Claws", der Titel vom neuen Album von José Gonzalez, bedeutet soviel wie "Spuren & Klauen". Bilder aus der Natur: ein Bär vielleicht, dessen Tatzen im Sand abgedrückt sind. Bäume sind natürlich auch dort, wo José Gonzalez' Texte sind: "The Forest" samt Cello und Flöte, und in "Every Age" heißt es "every branch of the tree has to learn". Es geht in den oft mystischen José-Gonzalez-Texten um mehr: "learn to grow, find a way", ist die Fortsetzung jener Zeile aus "Every Age". Philosohisch sind die Texte von José Gonzales, von "ancient tribes" singt er, aber es handelt sich bisweilen auch einfach um eine Katze, die, wie man gerne sagt, letztlich immer auf die Beine fällt: "Like a cat I know, I'll land on my feet each time I fall." So einfach und doch so kompliziert.
"Vestiges & Claws" ist zum größten Teil zuhause im Studio von José Gonzalez in Göteborg, Schweden entstanden.
3x2 Karten zu gewinnen
José Gonzalez spielt am 5. März 2015 in der Ottakringer Brauerei in Wien. Das Konzert ist bereits ausverkauft, aber hier könnt ihr noch 3x2 Karten gewinnen: Wie heißt der Junip-Bandpartner von José Gonzalez? A) Tobias Winterkorn oder B) Silas Sommerkern?
Der Einsendeschluss ist bereits vorbei, die richtige Antwort war: Tobias Winterkorn. Die GewinnerInnen wurden per Mail verständigt.