Erstellt am: 17. 2. 2015 - 12:28 Uhr
Ein Dreifach guter Konzertabend.
Der gestrige Konzertabend im Gasometer war ausverkauft. Als ich um halb sieben vorbeilaufe, warten schon die ersten Besucher_innen bei der Absperrung zum Eingang um Passant_innen nach dem Typ „Konzertgeher_in Ja oder Nein?“ abzuchecken und Tickets zu ergattern. Sechs Stunden ist eine Besucherin im Bus gesessen, um das Konzert zu sehen.
Es war abzusehen, dass diese Band groß einschlagen wird. Jedenfalls für alle, die Alt-J bei ihrem ersten Österreich-Gastspiel auf dem FM4 Frequency Festival 2012 gesehen haben. Ein paar Monate nach Erscheinen ihres Debütalbums „An Awesome Wave“ und ein paar Monate bevor sie für diesen den Mercury Prize gewonnen haben, sind Alt-J bei ihrem Gig im Weekender-Zelt von Fans mit zu Dreiecken geformten Händen begrüßt worden. Immer ein gutes Zeichen, das etwas Großes passieren wird.
Alle, die gestern keine Karte mehr ergattert haben: Alt-J kommen wieder. Diesmal wird ihr Name auf den FM4 Frequency Plakaten viele Schriftgrößen sichtbarer sein. Freuen wir uns also:
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Support Band No1: Gengahr

ondrusova
Alt-J sind auf ihrer Hallen-Tour mit zwei befreundeten Londoner Bands unterwegs: Wolf Alice und Gengahr.
Die vierköpfige Band Gengahr ist eine dieser „buzz“-Bands. Musik machen sie seit Schultagen miteinander, dass sie jetzt in Blogs Likes und Retweets und Shares generieren macht ihnen keine Angst, was wünscht man sich mehr als mit den ersten Demos auf Soundcloud ein hungriges Publikum zu finden. Gengahr machen das, was Alt-J zu wenig machen: Gitarren laut aufdrehen. Auch sie sind um eine „eklektische“ Mixtur bemüht.
Wer 90er Jahre Indierock mag, aber nicht unbedingt zu offensichtlichen 90er Jahre Indierock hören will, wird an dieser Band Gefallen finden. „She´s A Witch“ heißt der Vorbote zum Debütalbum, das im Laufe des Jahres erscheinen soll. Anschauen sollte man sich das Video zum Song „Fill My Gums With Blood“ und unbedingt sollte man auch „Powder“ hören.
Support Band No2: Wolf Alice
Sind auch aus London, auch ein Quartett und musikalisch ebenfalls in den 90ern verankert. Seit es Wolf Alice gibt, weine ich nicht mehr so viel um Garbage. (I love you Shirley Manson!)
Auch hier: kein schlechter Schachzug, im Vorprogramm eher eine laute und flotte Band zu präsentieren. Wolf Alice eröffnen mit „Moaning Lisa Smile“, das man ja schon ein bisschen vom Radio kennen könnte. Grunge is not dead. Von der „Balladen“seite sei der Song „Blush“ von der gleichnamigen EP der Band erwähnt. Als mir der Handysaft ausgeht, zücke ich Papier und Stift und kritzle „PUNCH DRUNK LIED IST DAS BESTE“. Der Refrain geht so: „Punch drunk, dumbstruck, pot luck happy happy!”
Und die Headliner: Alt-J
„Intellektuell, eklektizistisch, dunkel, luftig, romantisch, verquer.“. So bezeichnet Kollege Jordan das „Wunder aus Leeds“. Alt J, die Band der Stunde, die alles richtig macht, weil ihre Songs unvorhersehbar sind. Abwechslungsreich. Ich kritzle „suche Synonyme für abwechslungsreich“ auf meinen kleinen Schummelzettel der Nacht. Konzerte von The xx werden mir in Erinnerung gerufen, dort wo The xx aber mit minimalistischer Lichtshow beeindrucken, setzen Alt-J noch einen drauf. Die Bühne gehört ihrem Lichttechniker. Viel Bewegung ist nicht, viel sehen tu ich in den hinteren Reihen auch nicht, außer eben die Lichtkegel und Lichtvierecke und Lichtdreiecke und Lichtstrahlen und Lichtröhren und Lichter halt.
Passend dazu weht immer ein sanfter Wind die warme Schweißluft der Masse in meine Richtung. Fast schon im Takt.
Es gibt Konzerte, wo man weiß, das Publikum wartet auf Song XY, den „Hit zum Mitsingen“, den Song bei dem es zum kollektiven „shout & response“ kommt. Die eine Nummer mit der „das Fansein“ begonnen hat. Die eine Nummer vielleicht, wegen der alle gekommen sind. So ein Moment war bei Alt-J nicht, das ganze Konzert war nämlich dieser Moment. Euphorisches Klatschen und „whoohoo“ Rufe sobald ein Eck der Publikumsmasse ihren „Hit“ erkennt. Am beeindruckendsten vielleicht der Moment als Joe Newman, der Alt-J Sänger, an den Bühnenrand geht und das Publikum ihm ein „This is from Matilda“ entgegensingt. Oder bei „Fitzpleasure“ als der Raum beim finalen „blended by the lights“ merkbar lauter wird. Das ist schon beachtlich und beweist, welches zeitlose Wunderwerk Alt-J da vorgelegt haben, wenn das was sich beim Albumanhören wie ein kleines, verspieltes „auch schön!“-Detail anhört, dann zu einem zentralen und vor allem kollektiven Singalong-Moment werden kann.
Ein dankbares Publikum und eine dankbare Band. Ein dreifach guter Abend.