Erstellt am: 2. 12. 2014 - 15:46 Uhr
Ein Herz für die Stille
An Wien gemahnt auf Coeur Calme wenig. Der Albumtitel ist französisch, das Label britisch und der Sound sehr global - höchstens aus den Gast-Vocals von Clara Luzia könnte man schließen, dass hier jemand aus Österreich am Werk ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich der junge Schöpfer all dieser atmosphärischen und manchmal fast gespenstischen Tracks hier nicht so richtig zuhause fühlt. Seine Verwandten im Kongo konnte Kimyan Law bis vor kurzem wegen der Bürgerkriegswirren nicht besuchen, in Wien war er wiederum mit Rassismus und Vorurteilen konfrontiert.
Sein Ventil fand der melancholische Junge in Sounds und später der Musik. Von ersten Experimenten mit der eigenen Stimme, Flaschen und Hölzern ging der Weg über Schlagzeug, Marimba, Klavier und Flöte bis hin zur Handheld-Konsole PSP, auf der erstmals elektronisch geloopt und produziert wurde. Dieser musikalische Werdegang inklusive Auslotung seiner afrikanischen Roots kulminiert jetzt in Kimyan Laws bemerkenswertem Debütalbum Coeur Calme.
Neben den vielseitigen Stimmungen und akustischen Räumen begeistert der Musiker, der am kommenden Weihnachtstag erst 20 wird, mit allerlei found sounds: An einer Stelle wird das Ticken einer alten Uhr zum dringlichen Rhythmus, anderswo klingen Spieluhren und Flöten durch - und Schnipsen, Klatschen oder Klopfen gehören hier ohnehin fix zum Klang-Repertoire. Kimyan Laws Liebe zur Percussion wurde durch die Songs von Michael Jackson entfacht, sonst erwähnt der Wiener Lieblingsmusiker wie Amon Tobin, Burial oder Radiohead.
Auch wenn seine Songs hektische Breakbeats und wummernde Bässe nur erahnen lassen, Kimyan Law ist in der Wiener Drum'n'Bass Szene verwurzelt. Bei einem Vollkontakt-Abend im fluc lernte er das legendäre Produktionsteam Blu Mar Ten kennen, die ihn jetzt als einen der ersten Artists von außen mit Album auf ihrem Label präsentieren.

Kimyan Law
Und obwohl Coeur Calme eine beeindruckende Entdeckung ist, für Kimyan Law ist die Platte nur der erste Schritt. Neben seinem sehr eigenen, von Formeln und Genregrenzen weitgehend unberührten Klangrepertoire hat der junge Künstler nämlich auch noch eine visuelle Ader, die sich in Gemälden, Grafikdesign oder Videoarbeiten manifestiert. Man darf sich seinen Namen also getrost merken...