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Katharina Seidler

Raschelnde Buchseiten und ratternde Beats, von Glitzerkugeln und Laserlichtern: Geschichten aus der Discommunity.

17. 9. 2014 - 17:41

Love's a fucking bitch

Crush Songs: Karen O hat ein Album über Liebeskummer herausgebracht.

Schmerz kann, ebenso wie Liebe, laut sein, turbulent, aufdringlich oder unbezähmbar, er kann aber auch verzagt und niedergeschlagen in der Ecke kauern. Crush bedeutet auf Englisch nicht umsonst sowohl "Schwarm" als auch "zerdrücken" oder "zerquetschen", und für die ruhigen Momente der Trauer, in denen man sich nicht gerade vor Kummer die Haare rauft oder das Handy an die Wand wirft, gibt es "Crush Songs", das erste offizielle Soloalbum von Karen O.

Karen O personal note

Karen O/Cult Records

Erklärung von Karen O

In Aufbau und Entstehungsgeschichte unterscheidet es sich grundlegend von anderen Longplayern, und auch als Konzeptalbum kann "Crush Songs", obwohl sich die Texte darauf ausschließlich um das Ende der Liebe drehen, nicht durchgehen. Die Songminiaturen, die kaum jemals die Zwei-Minuten-Marke überschreiten, sind alle in den Jahren 2006 und 2007 entstanden, in einer Zeit, in der, wie Karen O selbst sagt, sie allzu oft am Boden war. Eingespielt und aufgenommen wurden sie im privaten Rahmen. "They are the soundtrack to what was an ever continuing love crusade. I hope they keep you company on yours" - mögen sie nun auch anderen Menschen auf ihren Liebeskreuzzügen Trost spenden.

Karen O liegt am Boden

Karen O/Cult Records

Die Stimmung der "Crush Songs" gab bereits "The Moon Song" vor,
Karen Os oscarnominierter Beitrag zu Spike Jonzes trauriger Zukunftsvision "Her", auch wenn der Aufenthalt auf dem Mond darin noch ein gemeinsamer ist. Verhalten und wie nebenbei zupft Karen O also die Gitarre und lässt Imperfektionen in der Stimme stehen: "Who will stop the world? I don't know, I don't know, I won't grow, the words are gonna come out slow." Es erklingen zwei Akkorde, es klopft ein scheppernder, einfacher Beat. Karen O haucht ihren Liedern eben jene Melancholie ein, die nie rein tiefschwarz, sondern am Horizont immer auch irgendwie morgenrotfarben funkelt und bereits in ihrem Soundtrack zu einem anderen Spike-Jonze-Film, dem wunderbaren "Where the wild things are", zu spüren war.

Off went the switch
Love is soft
Love's a fucking bitch

Auch das Schimpfen ist auf "Crush Songs" klein und traurig.

Die rumpelige und gleichwohl verletzliche Lo-Fi-Ästhetik des Trennungs-Soundtracks, die sich wirklich sehr konsequent durch die Songs zieht, wird allerdings selbst bei den insgesamt nur 26 Minuten Spieldauer, in ihrer kindlich-süßen Fabelhafte-Welt-der-Karen-O-haftigkeit manchmal zu viel des Guten. "Crush Songs" ist geradezu aufdringlich schüchtern. Umso erfreulicher sind daher humorvolle Ausreißer wie Karen Os langgezogener, wenn auch etwas verhaltener Schrei in "Body" oder die eigenwillige Verneigung vor Michael Jackson in "King": "The king of pop is dead and gone away, no one ever take his place. He's in his castle in the sky, watching over you and I."

Crush Songs Cover

Karen O/Cult Records

"Crush Songs" von Karen O ist am 9.9.2014 bei Julian Casablancas' Label Cult Records erschienen.

Am Ende von Karen Os Sammlung tröstender Schlaflieder steht mit "Singalong" ein Lagerfeuersong, dargebracht wie von einer händehaltenden kleinen Freundesgruppe, abgespielt offenbar durch den Filter dreier Grammophone. Auf dass seine Botschaft geschundenen Herzen Erleichterung verschaffe:

Sing along, sing it anyway
All alone on your way home
You could be wrong, sing it anyway
Sing along your favorite song
It's an old favorite melody
It's your own, don't be long