Erstellt am: 13. 4. 2014 - 13:53 Uhr
Dr. Feelbetter
Wir gehen in die nächste Videorunde. Diesmal reicht das Spektrum vom einfachen Popsong über psychedelischen Indie und avantgardistische Elektronik bis zu einer HipHop-Rock-Fusion. Viel Farbe, bunte Bilder, Spaß und Hypnose mit eingeschlossen.
Fuzzman & The Singing Rebels - "Dr. Feelbetter"
Es gibt Menschen, die haben die Gabe, einen aufzuheitern. Auch wenn es uns noch so schlecht geht, der Fuzzman vertreibt unsere Sorgen, Schmerzen und Traurigkeit. Nicht umsonst ist er auf seinem neuen, vierten Album der "Dr. Feelbetter". Und vielleicht ist das auch der bisher beste Fuzzman-Song. Zumindest kann er derart tief in die Gehörgänge eindringen, dass man mitten in der Nacht aufwacht und leise "ich sag Hey! ich sag Ho!" ins Dunkle singt. Auch wenn es wieder ein liebevoller Protestsong geworden ist, ist es gleichzeitig das perfekte musikalisch Prozac für eine krisengeschüttelte Zeit.
Gemeinsam mit seinen "Singing Rebels" besteigt der Fuzzman seinen "Tourbus" und düst durch die Landschaft. Dass das bunte Quartett dabei nicht wirklich vom Fleck kommt, stört genauso wenig, wie die Plüsch-Handschellen, die vom Rückspiegel baumeln. Denn sobald die Akustikgitarre und der kecke Bass sich an den Schlagzeugbeat kuscheln, ist man schon dabei, vergnügt mitzuschunkeln. Und schon ist man auch kuriert vom tristen Alltag. Vielen Dank, Dr. Feelbetter!
Mile Me Deaf - "Shiver"
Ist das Universum vielleicht gar nicht so dreidimensional wie wir es sehen, sondern nur ein Hologramm einer flachen Version? Mit Fragen dieser Art beschäftigt sich Musiker und Produzent Wolfgang Möstl sehr gerne, nachdem für ihn die Realität nicht so viel hergibt. So gibt er seinem Anfang Mai erscheinenden Mile Me Deaf-Album den Titel "Holographie", angelehnt an das gleichnamige holographische Prinzip.
Der erste Vorbote daraus, das Eröffnungsstück "Shiver", ist dem ehemaligen Pink-Floyd-Mitglied Syd Barrett gewidmet, wenn man so will. Denn jeder Track des Albums steht in Verbindung mit einem Heroen von Wolfgang. Für "Shiver" passt diese psychedelische Referenz perfekt, schließlich strotzt die Nummer nur so vor (be)rauschendem Sound, flirrenden Gitarrenmelodien und einer gut eingesetzten Lo-Fi-Ästhetik. Die visuelle Umsetzung ist dabei noch recht klassisch, ein Bandvideo mit bunten Farben und explodierendem Universum im Hintergrund. Also, nicht's wie auf in die unendlichen Soundweiten von Mile Me Deaf.
The Science Report - "Fantastic Magic"
Unser HipHop-Experte und Tribe-Vibes-Host Stefan "Trishes" Trischler hat mir ein Video einer Wiener Combo weitergeleitet. The Science Report ist ein Quintett, das mit seiner Fusion aus HipHop, Jazz und Rock auf die Live-Performance setzt. So trägt auch der Song "Fantastic Magic" den Funken eines Konzerts in sich. Druckvoll, unmittelbar und mit viel Energie entwickelt sich die Nummer von einem anfänglich eher zurückhaltenden Rap-Loop zu einem richtigen Mosh-Stomper, der mitreißt.
Im Video steht eindeutig der charismatische Rapper Jahson The Scientist im Vordergrund. Visuell wie musikalisch ist "Fantastic Magic" eine Fusion assoziativer Bilder und Muster mit einem starken Hang zum Psychedelischen. Ein gelungenes, kurzweiliges und cleveres Video, dessen viele Details man nach einem Durchlauf gar nicht alle erfasst hat. Also gleich auf replay drücken.
Weiterhören: Sonntag abend im Radio
Im FM4 Soundpark (01 - 06) begrüßt Andreas Gstettner-Brugger den Fuzzman alias Herwig Zamernik. Mit den "Singing Rebels" hat er sein viertes Album live eingespielt, auf dem der gewitzte und clevere Musiker den Indie-Schlager zu neuer Perfektion gebracht hat. Zwischen Totenglocken, Mr. Bier und der Selbsthilfegruppe Nagelpilz ist auf seiner Platte alles möglich. Außerdem haben Stefan Trischler und Alex Hertl Klumzy Tung zu ihrem lang erwarteten Debüt "Happy Accidents" befragt und Daniela Derntl hat sich den Österreichischen Künstler Fontarrian ins Studio geladen.
Beluga - "Sibiria"
Bei Beluga handelt es sich nicht um den Weißwal oder einen Airbus. Soviel kann ich schon mal sagen. Ansonsten sind die Informationen über dieses neue Projekt eher dünn gesät. Hinter den etwas avantgardistisch anmutenden elektronischen Beats stecken S. Grössing und M. Unterlercher, die ein gutes Händchen für knarzige, knackende Tracks haben. Veröffentlicht wurde die Nummer "Sibirien" auf einer Beatmaker-Session-Compilation. Unter diesem Namen wird ein Club im Wiener Fluc gehostet, bei dem die heimische Elektronik-Szene gefördert und den Tanzenden zu Gehör gebracht wird.
Der Track von Beluga hat eine ganz eigene Atmosphäre. Die etwas fernöstlich klingende Melodie, die sich über den zerschnittenen Groove von "Sibirien" legt, wirkt wie das Video selbst sehr hypnotisch. Die Blumenmuster, durch ein Kaleidoskop wundervoll dargestellt, wechseln Beat-genau und mit einem kurzen Zoom beginnen die Bilder richtig zu atmen. Eine schöne Frühlingsmeditation.