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Susi Ondrušová

Preview / Review

5. 4. 2014 - 12:04

RIP Kurt Cobain

Was bleibt, ist die Musik.

Am 10. April 2014 werden Nirvana in die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen. 25 Jahre nach dem Erscheinen ihres Debütalbums. Die Zeremonien-Rede wird Michael Stipe halten, ehemals Frontmann von R.E.M., Patenonkel von Frances Bean Cobain. Einer, der die Höhenfahrt vom Underground in den Mainstream überlebt hat.

Kurt Cobain hat sie nicht überlebt und sich am 5. April 1994 das Leben genommen. Einen Abschiedsbrief voller Zweifel und Verzweiflung hinterlassen. Nirvana sind unsterblich. Die einen erinnern sie daran, wie das früher war, als man etwas vorher Unerhörtes gehört hat, im Radio und im Fernsehen. Die anderen, die Zuspätgeborenen, entdecken Nirvanas Alben neu, lesen sich vielleicht in die Details der ersten und letzten Tage ein, die das Internet zu Hauf anbietet ein und liken Statusmeldungen, die sich hinter Überschriften verstecken wie "Police Release Previously Unseen Photos From Kurt Cobain's Death Scene". Entdecken The Vaselines, K Records, Sub Pop, erfahren, dass Kathleen Hanna Kurt Cobain zur Zeile "Smells Like Teen Spirit" inspiriert hat oder wer Frances Farmer war.

Das Nirvana Mixtape
Nirvana-Coversongs, die man haben muss! Oder auch nicht.

"Was wäre, wenn" ist eine hässliche Frage. Nirvana hätten sich aufgelöst, Cobain hätte ein Akustik-Album aufgenommen, vielleicht hätte er mit 60 im Chelsea vor 20 Leuten gespielt, vielleicht hätten sie sich für 10 Millionen und das Coachella Festival wiedervereinigt. Vielleicht hätte er ein oder mehrere Bücher geschrieben, vielleicht wäre er "private" geworden. Nach seinem Tod gab es für die Medien die good cops und die bad cops. Dave und Chris waren die good cops. Courtney Love, Freundin, Partnerin, Muse, Ehefrau der "bad cop". Alleine dass es einen Wikipedia-Eintrag über die Verschwörungstheorien zu Cobains Tod gibt, sagt alles über die mediale Breittretung des "villainesse rock widow"-Klischees.

Anlässlich der bevorstehenden UK-Tour, einer neuen Single, der Reunion des Hole-Lineups aus "Celebrity Skin"-Tagen hat Courtney Love einige Interviews gegeben, unter anderem in der empfehlenswerten Sendung BBCs Woman's Hour, wo Love nicht nur über gemeinsames Musizieren und Wetteifern beim Songschreiben oder über ihre Drogenvergangenheit spricht, sondern auch über diese Rock'n'Roll-Hall-Of-Fame-Sache. Sie sagt "It would've been cheesy 20 years ago but since Patti Smith demanded to get in, since Stipe demanded to get in, it's cool. Kurt would've thought it's cool now. It's kinda cool now."

Courtney Love wird an diesem Abend das erste Mal nach 20 Jahren mit Dave Grohl und Krist Novoselic auf der Bühne stehen. "I'm gonna wear a crown, a tiara that doesn't come off!" hat Courtney Love auf die Frage geantwortet, wie das für sie sein wird. "I wasn't going because I wasn't in the band. And then my manager told me it's what widows and kids do." (Der Original Nirvana Drummer Chad Channing würde gern, darf aber nicht.)

  • 1994: The Year Punk Broke Down (Boris Jordan)

Es braucht keine Zementierung und keine Plakette, auf der der Status von Nirvana und Kurt Cobain mit Sternchen unterstrichen und hervorgehoben wird. Manche Bands machen ein gutes Album. Andere wie Nirvana vier beste Alben (Wenn man "Unplugged" dazuzählt, was man sollte!). Es reicht also auch die Alben für sich sprechen zu lassen. Das kann man am 5. April machen, dem Tag, an dem Kurt Cobain gestorben ist, am 20. Februar, dem Tag, an dem Cobain geboren ist, oder an irgendeinem anderen Tag der Woche. Des Monats. Des Jahres.