Erstellt am: 12. 3. 2014 - 15:10 Uhr
Können Millionen Raver irren?
Skrillex hat eine „Beyonce“ gemacht und quasi über Nacht und ohne Vorab-Online-Getuschel sein erstes Album „Recess“ ins Netz gestellt. Skrillex, der erfolgreichste und am meisten verlachte Superstar der EDM ist bislang eigentlich ganz gut ohne das Format „Album“ ausgekommen. Man denkt, dass seine Tracks, Mixtapes und Remixe doch bisher eigentlich gereicht haben, um ihn mittels hunderter Computergames, Sportbeiträge und Actionfilm-Soundtrack-Lizensierungen reich und berühmt zu machen. Aber das große Festivalpublikum des kommenden Sommers wird schon langsam unruhig und will Futter zur Vorbereitung: nicht nur das FM4 Frequency hat heuer Skrillex auf die richtig große Headliner-Rockbühe gehievt.

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Wenn er alle Feature-Gäste des Album mit auf Festival Tour nimmt, wird es jedenfalls eng auf der der Bühne. Aber ich erwarte ohnehin vor allem Lasershow, Konfettiregen und das ganz große laute Wumms aus den Bassboxen.
Es dauert nur eine Minute und 14 Sekunden bis der erste Drop kommt. Kawuumm… und der selbstironisch betitelte erste Tracks von Skrillex Debütalbum „All is Fair and Brostep“ ist im Zentrum des ganzen Zaubers angekommen. Das "geile Geräusch“ war schon immer die halbe Miete bei Skrillex. Er und seine Techniker haben mit allerlei elektronischen Plug-In und Mastering-Vodoo den Drop so hochgezwirbelt, dass sogar schwache Laptopboxen es schaffen, den akustischen Düsenjet so wiederzugeben, dass es einem kurz den Magen aushebt.

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Das ist nicht subtil, das ist auch nicht neu, aber es funktioniert. Auch noch bei der zweiten Nummer. Bei Track Nummer Drei hab ich es kurz mit der Angst zu tun bekommen, dass Skrillex sein musikalisches Repertoire erweitern will und so eine Art „Random Access Memory“ des Bro-Steps gemacht hat.
Das klingt ja wie die Stimme von Panda Bear da am Anfang! Will sich Skrillex der Pitchfork-Crowd andienen? Ich kann beruhigen, im Großen und Ganzen bleibt alles beim Alten. Mit Gästen wie den Ragga Twins, Diplo, Fatman Scoop, Niki & The Dove, oder Michael Angelakos von Passion Pit bleibt alles im erwartbaren - eher radiopoppigen als clubtooligen - Rahmen.

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Skrillex hätte sich mit dem angesparten Geld ja auch Leute wie Hudson Mohawke oder Kelela kaufen können. Hat er nicht, braucht er nicht, Skrillex ist ganz einer sehr amerikanischen Idee von Entertainment verpflichtet, da muss halt auch einmal ein Produkt namens Album her, um kein Glied der Verwertungskette auszulassen. Skrillex-Hater werden weiterhin Skrillex haten, der Rest wartet auf den Bass-Drop und wenn er dann kommt und er kommt verlässlich, wird der Rest hüpfen. Daran kann und will „Recess“ nichts ändern.