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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

30. 1. 2014 - 14:58

Schöne Aussie-Musik

Boy & Bear aus Sydney begeisterten vor etwas mehr als zwei Jahren mit ihrem Debütalbum "Moonfire". Jetzt legt die Band rund um Dave Hosking den Nachfolger vor: "Harlequin Dream".

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Der Harlekin - possenreißender Clown zwischen Gut und Böse - ist Titelgeber für das neue Album von Boy & Bear. Das ist jene Band aus Down Under mit dem sonnigen Gitarrenpop, in dem aber so viel mehr steckt als die australische Sonne. Wenn man sich den neuen Longplayer von Sänger, Gitarrist und Songschreiber Dave Hosking und Co im CD- oder Vinyl-Format zulegt, wird man auch sogleich konfrontiert mit der dunkleren Seite dieser vermeintlichen Sunshine-Popper.

Als die Tiere den Zirkus verließen

Boy & Bear sind Dave Hosking (Stimme, Gitarre), Killian Gavin (Stimme, Gitarre), Tim Hart (Drums, Stimme, Gitarren), Jon Hart (Stimme, Keyboards, Mandoline) und Dave Symes (Bass).

Zwischen Karussell, Riesenrad und Zirkuszelt stürmt eine Schar wilder Tiere. Als die Tiere den Wald, nein, den Zirkus verließen - Löwe, Bär, Elefant und Affen in voller Fahrt. Oder stürmen sie aus der Savanne kommend durch das Zirkusareal? Es stellen sich ihnen Menschen mit Cowboyhüten entgegen, Flinte und Pistole in den Händen. Menschen? Tiergesichtige zumindest: ein zähnefletschendes Löwenantlitz ist da etwa unter einem der Hüte zu sehen. Auf den "richtigen" Tieren, der gegnerischen Gruppe, reiten Männer in Safarikleidung und hinten in dieser in einer Savannenlandschaft gelegenen Zirkus-Szenerie sind zwei mächtige Saurier zu sehen. Boy & Bear-Mann Dave Hosking klärt auf:

"We wanted to create a space which was vibrant and exciting, but also really full of energy and something that had a bit of a sinister edge and something that was warped. With the help of the very talented artist Vaughn Flanagan, we pulled this concept together. I think, it ended up being a great representation of the album. It´s a talking point really for people."

Plattencover Boy & Bear Harlequin Dream

Nettwerk

Nach dem internationalen Erfolg von "Moonfire" - Boy & Bear spielten etwa auch beim FM4 Frequency Festival - zogen Boy & Bear aus den USA wieder zurück nach Australien. Vom fünften Kontinent war man nach Nashville, Tennessee gegangen, in das Zentrum der Country-Pop-Industrie, wo aber etwa auch Jack White ansässig ist oder Kurt Wagner von Lambchop, nebst vielen guten Alternative-Singer/Songwritern. In Nashville war "Moonfire" entstanden. "Harlequin Dream" wurde dort geschrieben, komponiert und eingespielt, wo vor etwa sechs Jahren für Boy & Bear alles begonnen hatte, in Sydney. Im legendären Alberts-Studio, in der Stadt, wo einst die Easybeats oder auch AC/DC aufnahmen.

Killing Me Softly With Your Song

Nur zum Mixen, zur finalen Abmischung verließen die Songs dann Australien, als sie von Boy & Bear nach Seattle zum Studio-Meister Phil Ek geschickt wurden. Phil Ek hat schon mit Musikern wie Modest Mouse, Band Of Horses, Fleet Foxes oder den Shins gearbeitet - alles keine schlechten Referenzen betreffend Bands, die mit Songs und allem, was da dazugehört, überzeugen. Manche nennen diesen Sound ja "Indie-Softrock". Was aufs erste ein wenig wie ein Schimpfwort klingt, ist beileibe keines (mehr), hat doch gerade dieses 70er-Jahre-Genre Platten hervorgebracht, die zwar Mainstream-Erfolge waren, die unter der vermeintlichen Soft-Seichtheit aber ganz schön heavy waren. "The Guitar Man" etwa von der kalifornischen Band Bread war so ein subtiles Stück Softrock-Musik, oder ein typischeres: "Horse With No Name" von der Band America.

Dave Hosking:
"I was always fascinated by something like America´s ´Horse With No Name´. The song is only two chords, but it´s completely captivating. That was in my mind. The longer I do this, the more I appreciate subtlety in music."

Boy & Bear

Dominique Hammer

Zurück zum Zirkus-Thema. Ein Song auf "Harlequin Dream" heißt "Three Headed Woman". Eine dreiköpfige Frau aus einer dieser alten (unfassbar traurigen) Freak-Shows? Letztlich nicht. Und wieder muss Dave Hosking aufklären:

"It´s pretty much a classic break-up song. I´ve always tried to avoid writing these sorts of tracks, but they tend to force their way out of you. We were on tour at the time, and I wanted to write more on tour and see what results would come from that. So I picked up a guitar and this song sort of fell out, really quickly. It was a really therapeutic experience. So, this one´s simply my break-up song."

Weitere Titel auf "Harlequin Dream":

If you like this, try these: Fleet Foxes, Iron & Wine, Mumford & Sons.

Mehr Pop, weniger Folk ist insgesamt das Motto am neuen Album von Boy & Bear. Herzerwärmende Popsongs, die "erwachsen" sind, die naivere Zeiten reflektieren. Waren Boy & Bear auf "Moonfire" noch sehr bemüht, nicht wie andere Bands zu klingen, so hat die Band nun ihre Identität gefunden und sie konnte somit einfach dem folgen, was sich für sie richtig anfühlte, auch wenn das bedeuten mag, dass Boy & Bear auf "Back Down The Black", einem großen Stück Popmusik, etwa sensiblere, durchdachtere Mumford & Sons sind.

"Harlequin Dream": Wurde als erster Song für das Album aufgenommen. Große Dynamik. Legte gewissermaßen den Standard für das Album fest. Harlekin, der Clown zwischen Gut und Böse.

"Real Estate": Dave Hosking - ein superber Sänger übrigens - singt von "fine wine" und sinniert "maybe I´m just not that kind".

"Bridges": Dave Hosking fordert ein Mädchen zum Tanz auf.

"Stranger": "I´m a stranger to my nature, would you love me anyway?"

"Southern Sun": Die erste Songle vom Album, in Tasmanien entstanden, bevor die Band eine Festivalbühne betrat. Der Drummer gab den Ton an, Dave nahm Papier und Bleistift zur Hand.