Erstellt am: 20. 11. 2013 - 17:10 Uhr
Alan McGee is back!
I know someone who knows someone who knows Alan McGee, hieß es einmal in einem Songtext. Noch bevor dieser Alan McGee in Großbritannien, und zum Teil darüber hinaus, Mainstream-Bekanntheit hatte.
Alan McGee hat mit Oasis britische Popmusikgeschichte geschrieben. Der in armen Verhältnissen in Schottland aufgewachsene McGee wurde mit den Britpop-Stars, die er bei einem kleinen Auftritt der Band ohne Plattenvertrag entdeckt hatte, zum wohlhabenden Mann. Er engagierte sich in den zu Ende gehenden 90er Jahren für Tony Blair und die Labour Party - was er heute bereut. Nach dem Ende von Creation Records - jenem Independent-Plattenlabel, das McGee in den 1980er Jahren gegründet hatte - versuchte er es mit dem Poptones-Label nochmals, um aber schon bald festzustellen, er wolle kein Label mehr führen, und die sich verändernde Musikwelt interessiere ihn nimmer.

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Mit der schwedischen Band The Hives war McGee in Großbritannien noch einmal ein größerer Coup gelungen, ansonsten managte er erfolgreich die Libertines oder Razorlight. Aber auch das wollte er nicht mehr. Alan McGee wurde zum (Früh-)Pensionisten, der London den Rücken kehrte und sich in sein Landhaus in Wales zurückzog. Seine kleine Tochter brauchte ihn ohnehin, und so konnte wiederum die Frau von Alan McGee - die Musikerin Kate Holmes (Frazier Chorus, Client) - auf Tour gehen. Weil Kinder aber auch größer werden, mit der Zeit nicht mehr so viel Betreuung brauchen, und Alan McGee dann ganz ohne musikalische Aktivitäten doch nicht leben wollte, gründete er kürzlich ein neues Plattenlabel: 359 Music. Inspiriert vom japanischen Fuji-Rock-Festival, das ihn als Gast-Kurator eingeladen hatte, wollte es McGee noch einmal wissen.
Alan McGee kümmert sich die meiste Zeit von zuhause in Wales aus um sein neues Plattenlabel, fährt ein wenig herum und findet KünstlerInnen. Dazu nutzt er die Infrastruktur von Cherry Red Records in London, jenem Ende der 1970er Jahre gegründeten Plattenlabel, mit dessen Betreiber McGee eine lange Freundschaft verbindet. Einen Club betreibt Alan McGee auch wieder, in Liverpool, weil - so sagt er - London keine Seele mehr hat.
"McGee, leg die Füße hoch!", richten ihm die einen via Internetforen aus, die anderen jubeln: "McGee is back!" Alan McGee ist in Großbritannien jedenfalls noch immer eine Figur - von den einen als Oasis-Entdecker verehrt, von den anderen geschmäht als der, der mit Oasis all die anderen Bands seines legendären Creation-Labels in den Schatten stellte. All die wunderbaren Pop-Sonderlinge, die McGees Label veröffentlichte - von Momus bis zu Lawrence/Felt, sie waren einmal, von nun an beherrschten Oasis das Label, das mit Bands wie The Jesus &Mary Chain oder Primal Scream auch Erfolge hatte. Nachzulesen wie das alles war, damals in den 80ern und 90ern, ist das in diversen Büchern über Creation Records, und auch einen Creation-Film gibt es.

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Die Musikwelt noch einmal auf den Kopf stellen? Nah, sagt Alan McGee in seinem schottischen Englisch. Einfach machen, was Freude macht, will er. Recht hat er, und leisten kann er sich´s ja. Alan McGee steht in seiner Küche in Wales, sinniert über ein mögliches Comeback der Liverpooler Indiepop-Legenden The La´s. Spricht´s, geht ins Esszimmer, überblickt das weite, flache Tal des Wye-Flusses, das in der nahen Ferne liegt, mit einem der Black Mountains dahinter - jenenen walisischen Hügeln, die die Landschaft hier prägen. One thing is for certain, working with Alan McGee is never going to be boring.
Wer sind aber nun die ersten KünstlerInnen, die Alan McGee für 359 Music unter Vertrag genommen hat?
Da ist etwa ein gewisser Pete McLeod aus Glasgow, der schöne, old-school Brit-Musik macht, und der manchmal mit dem, du lieber Himmel, ex-Oasis-Mann Paul "Bonehead" Arthurs spielt. Da ist auch ein gewisser Chris Grant aus Liverpool, über den Alan McGee sagt: "Chris´main preoccupation is writing big songs capturing northern innocence. It´s a soulful escapism that eschews the hard man approch to songwriting. As with the best bands I´ve known, I get excited to hear his new songs and his musical progression. When Chris gets it right, his music transcends the apathy of rock´n´roll over the past ten years."

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Weiters findet sich auf 359 Music der junge Engländer John Lennon McCullagh - ja, der heißt wirklich so -, der, äh, der wahre Jake Bugg sein soll. Das ist zwar etwas vollmundig gesagt, aber das ist McGee eben. Immerhin hat dieser junge John Lennon McCullagh für sein Debutalbum jetzt gute Kritiken bekommen in den britischen Musikmagazinen.

John Lennon McCullagh
Eine weitere Band gibt es auf 359 Music: Mineral. Sie sind eine Electropop-Band aus Dublin bzw Paris, bestehend aus dem ex-Archive-Sänger Craig Walker und den FranzösInnen Thierry Fournié und S. Armelle.
Dann gibt es bisher noch zwei 359 Music Acts: Gun Club Cemetery - angeführt vom Schotten Alex Lowe, der bei der Britpop-Band Hurricane # 1 sang, wo auch Andy Bell (ex-Ride) war, welcher dann bei Oasis einstieg - und die Kanadierin Tess Parks, über die Alan McGee sagt: "Tess is a true believer in the church of rock´n´roll. She´s got great taste and is really sharp."