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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

7. 11. 2013 - 06:24

Zwanzig Jahre "36 Chambers"

Weil das einflussreiche Wu-Tang Clan Debütalbum am Samstag runden Geburtstag feiert, haben wir es von vielen Seiten beleuchtet. Hier ein paar Worte zur Entstehungsgeschichte und einige der alten Videos.

Gleich am Anfang: Wer diese Platte nicht (mehr) so gut im Ohr hat, die/der möge bitte hier drücken und staunen!

Die Homebase-Spezialstunde von und mit Natalie Brunner, Christian Fuchs, Florian Blauen-steiner und meiner Wenigkeit kann man hier nachhören!

Wu-Tang Clan

Am 9. November 1993 zündete eine neunköpfige HipHop-Crew aus den New Yorker Boroughs Staten Island und Brooklyn die erste Phase ihres Welterroberungsplans. Das an diesem Tag erschienene Debütalbum Enter The Wu-Tang (36 Chambers) - schon bald danach hauptsächlich unter seinem Untertitel bekannt - hat mit seiner rohen Ästhetik den Sound des HipHop stark geprägt, aber auch Musiker anderer Genres stark beeindruckt und beeinflusst. Und der Wu-Tang Clan dominierte in Folge dank einer sehr smarten Strategie - die Solo-Platten diverser Clanmitglieder wurden sorgfältig auf die verschiedenen Majorlabels aufgeteilt - auch für eine Weile das weltweite Rap-Geschehen.

v.l.n.r. Raekwon, Masta Killa, Method Man, Ghostface Killah, Ol' Dirty Bastard, Inspectah Deck, GZA (hockend), U-God & RZA

Wu-Tang Clan

Eine frühe Aufnahme des Wu-Tang Clan - v.l.n.r. Raekwon, Masta Killa, Method Man, Ghostface Killah, Ol' Dirty Bastard, Inspectah Deck, GZA (hockend), U-God & RZA

Spricht man über den Wu-Tang Clan, sollte man natürlich mit dessen allerersten (ursprünglich noch selbst gepressten) Vinyl-Lebenszeichen anfangen: Protect Ya Neck, ein Song mit kaum nennenswertem Refrain und neun verschiedenen Rappern, der trotzdem zum Hit wurde und so auch 36 Chambers auf Schiene brachte...

Nach dem Plattenvertrag mit Loud Records kam der Song als Single mit der B-Seite Method Man nochmal heraus. Und letzterer Song - ein Solostück des gleichnamigen Rappers - schlug damals in den Clubs richtig ein. Kein Wunder also, dass der energiegeladene Meth damals als erster Wu-Rapper einen Solovertrag unterschrieb, und zwar beim legendären Label Def Jam.

Ein Grund für den großen Erfolg des Wu-Tang Clan auch über den harten HipHop-Kern hinaus war sicher die rohe Energie der Beats und extrem moshpit- und mitgröltaugliche Hymnen wie Wu-Tang Clan Ain't Nothin Ta F' Wit.

Aber auch die ruhigen und melancholischen Momente auf 36 Chambers trafen bei vielen Hörern einen Nerv. Die von Mastermind RZA produzierten Beats speisten sich dabei zu großen Teilen aus der Soulmusik der US-Südstaaten, so auch das unglaubliche Can It Be All So Simple mit Gladys Knight im (gesampleten) Refrain.

Der Song, der von 36 Chambers in den letzten 20 Jahren sicher am öftesten zu hören war und sich am tiefsten in den kollektiven Gehörgang gegraben hat ist C.R.E.A.M. Über ein Pianoloop des großen Isaac Hayes (mit ihm hat der Clan später noch ein Meisterwerk geschaffen), beschreiben die MCs die sehr materialistische Weltsicht in ihrer von der Crack-Epidemie heimgesuchten Gegend.

PS: Gerald Barclay, der Regisseur einiger dieser frühen Wu-Tang Videos, hat später übrigens auch eine interessante Dokumentation über den Werdegang der Gruppe gedreht, die an dieser Stelle auch ausdrücklich empfohlen sei!