Erstellt am: 15. 10. 2013 - 15:15 Uhr
NachwuchsreporterInnen gesucht!
Die Welt ist voller besonderer Geschichten, die nur darauf warten, geschrieben zu werden, Geschichten von interessanten Menschen, dunklen Geschäften, bedrohlichen Entwicklungen oder aufbauenden Erlebnissen. Wenn dir solch eine Geschichte unter den Nägeln brennt, dann solltest du dich beim Wettbewerb Reporter '14 der Tageszeitung Die Presse anmelden.
Angehende ReporterInnen zwischen 18 und 26 haben die Möglichkeit, zwei Wochen lang in Begleitung erfahrener AuslandjournalistInnen von Die Presse eine Reportagereise zu unternehmen. Um teilnehmen zu können, musst du dein Projekt vorstellen und einen Reiseplan erstellen.
2009 hat Brigitte Reisenberger den Wettbewerb gewonnen und ist mit Thomas Seifert nach Ghana gefahren, um die Situation der Arbeiter in den Goldminen dort zu untersuchen …
Der Lockruf des Goldes
von Presse-Reporterin`09 Brigitte Reisenberger
Brigitte Reisenberger arbeitet heute als freie Journalistin und hauptamtlich für die Menschenrechtsorganisation FIAN Österreich zu Land- und Ressourcenkonflikten, betreut die Pressearbeit und das FOODFIRST-Magazin.

Brigitte Reisenberger
Bei einem Praktikum stach mir ein Ordner im Regal ins Auge: "GOLD" war auf der Rückseite zu lesen. An sich nichts Ungewöhnliches, aber im Büro der Menschenrechtsorganisation FIAN, die sich für das Recht auf Nahrung engagiert, hatte ich eher Unterlagen zu Ernährungs- und Agrarfragen erwartet, nicht zu Edelmetallen. Etwas verblüfft begann ich in den Berichten zu Goldbergbau in Ghana zu blättern. Das war der Start einer langen Reise auf der Spur des Goldes.

Brigitte Reisenberger
In den gesammelten Unterlagen war die Rede von Wasservergiftungen, Zwangsumsiedlungen und Übergriffen auf Dorfbewohner durch das Sicherheitspersonal von Minenbetreibern. Das Gold unter den Maniok- und Maisfeldern der Bäuerinnen und Bauern in Westghana erwies sich als Fluch. Nach einem Treffen mit einem Menschenrechtsaktivisten aus Ghana in Wien war für mich klar, dass ich mir vor Ort selbst ein Bild machen will. Die Reporter-Aktion war die Chance dafür und ich bewarb mich mit der Reportage-Idee: "Goldrausch in Ghana". Der Crash der Lehmann Brothers wenige Wochen vor der entscheidenden Jurysitzung in der Presseredaktion kam mir zu Hilfe. Der Aktienmarkt war im Keller, aber der Goldpreis schoss in die Höhe. Die Zeitungen waren voll mit dem Thema Gold, aber sie blendeten die Schattenseiten aus.

Brigitte Reisenberger
Nach vielen Stunden in der Presseredaktion, dutzenden Anrufen nach Ghana und zahllosen E-mails ging es mit Auslandsredakteur Thomas Seifert im Februar 2009 endlich los Richtung Accra. In Ghana wurde schnell klar, dass unser akribischer Plan dem Praxistest nicht standhalten würde. Taxifahrer fanden Adressen nicht, Minenbetreiber erinnerten sich nicht mehr an verabredete Besichtigungstermine. In den ersten Tage lernte ich schnell: Immer die Ruhe bewahren, nicht zu schnell locker lassen und im Zweifel Plan B aktivieren. Und: Kugelschreiber taugen in tropischem Klima auf feuchtem Papier nichts - der gute alte Bleistift tut hingegen immer seinen Dienst. Und: Schlaf ist überbewertet – bis spät in die Nacht schrieben wir an unseren Beiträgen und versuchten sie auf unseren Presse-Reporter-Blog zu laden. Wenn wir ein Internetcafé ausfindig machen konnten, dann war die Verbindungsgeschwindigkeit meist eine Geduldsprobe.

Brigitte Reisenberger
An einem dieser Abende entstand die Idee zum "Schwarzbuch Gold", das zusammen mit Thomas Seifert 2011 im Deuticke-Verlag erschien. Die Reise nach Ghana war also nur der Anfang. Die Reporter-Aktion war ein Intensiv-Crashkurs, der mir das nötige Handwerkszeug mit auf den Weg gab. Weitere Reisen führten mich zur Goldexploration in den Dschungel Kambodschas, hinunter in die tiefsten Goldminen der Welt in Johannesburg oder zu Protesten gegen ein Minenprojekt mitten in Europa, in Rosia Montana in Rumänien. Ich lernte, wie man selbst mit einem Teller Gold wäscht und spürte die Aufregung, wenn der feine Goldstaub im Sonnenlicht sichtbar wird. Am meisten beeindruckten mich aber die unterschiedlichen Menschen, die ich kennenlernen durfte: Geologen, Bergbauministerinnen, Kleinschürfer, Sprengmeister, Bäuerinnen, Investmentbanker oder Grubenarbeiter. Jede und jeder hatte eine spannende Geschichte zu erzählen, die ich zu Papier bringen durfte.
Die Reportage, die damals entstanden ist, kann man hier nachlesen.