Erstellt am: 13. 7. 2013 - 17:39 Uhr
We think the same things at the same time
Das Pohoda Festival geht noch bis Sonntag weiter.
Man kann sich mitunter selbst schon damit langweilen, mit diesem ewigen Loblied, der ganzen Verehrung für Thom Yorke und seine Männer, man mag das Ganze vielleicht schon gar nicht mehr so gut finden, wie man es dann wieder finden muss, denn am Ende bleibt erneut dies: Come ON, besser geht es halt irgendwie nicht. Atoms for Peace, man hat davon gehört, sind eine sogenannte Supergroup – was für ein Wort – die genau aus diesem Grund zusammengestellt wurde, nämlich die Besten ihres Fachs unter einer Klammer zu vereinen und eine gemeinsame Band zu formen, die technisch und performativ gar vieles, was auf großen Bühnen passiert, in den Schatten stellt. Atoms for Peace, man soll sie sich ansehen, man soll ihnen nachreisen, ihre Platten und teuren T-Shirts kaufen und sich Stunden vor dem Konzert in die erste Reihe stellen.

Martina Mlcuchova
Da ist natürlich einmal Thom Yorke mit seiner Stimme, seinem Klavier, seiner riesigen Zaubergitarre und seinen Tanzbewegungen – nachmittags gab es am Pohoda Festival sogar einen Danceworkshop für die richtigen Zuckungen zum Konzert – und dann gibt es Flea of Red Hot Chilli Peppers-Fame, Flea im langen Männerrock, mit gebleichten Haaren und den auch für ihn charakteristischen Moves. Seine Red Hot Chilli Pepper-Haftigkeit kehrt er vor allem performativ und in manchen musikalischen Momenten heraus, generell besteht seine Rolle bei Atoms for Peace aber darin, den denkbar tightesten und exaktesten Bass zu spielen und sich kein einziges Mal zu vergreifen. Die Band ist eine Maschine, deren Uhrwerk durch die Rhythmuspatterns von Joey Waronker und Mauro Refosco zwischen Krautrock, Afrobeat und avantgardistischer Elektronik am Laufen gehalten, deren Bogen von Nigel Godrichs Synthschleifen, Gitarrenriffs und Hintergrundgesängen getragen und Fleas Bass akzentuiert wird.

Martina Mlcuchova

Martina Mlcuchova
Die Setlist besteht etwa zu gleichen Teilen aus Songs von Thom Yorkes Soloalbum "The Eraser", zu dessen Aufführbarkeit Atoms for Peace ursprünglich ins Leben gerufen wurde, und Tracks der im Frühjahr erschienenen, ersten offiziellen Platte der Band namens "Amok". Fünf Zugaben und dann nocheinmal zwei, irgendwo darunter "Harrowdown Hill", "Cymbal Rush" (wurde auf dieser Seite fast noch nie verlinkt) und die ewige Nummer "Rabbit in your headlights" von UNKLE, direkt aus dem Jahr 1998 transportiert in den Atoms for Peace-Sound von heute. Was da eigentlich schon alles vorweggenommen wurde. Es war offenbar ein langjähriger Traum der Pohoda-Veranstalter, Yorke mit einem seiner Projekte einmal auf die große Bühne zu holen, und der Auftritt von Atoms for Peace hat, das sagen auch viele Festivalbesucher, das diesjährige Lineup zu einem der besten der letzten Jahre gemacht. Ein Konzert tatsächlich ganz ohne Längen.

Martina Mlcuchova
Apropos alte Helden, als nichts weniger als eine Enttäuschung muss man leider den Auftritt von Billy Corgan und seinen neu zusammengestoppelten Smashing Pumpkins am Eröffnungsabend bezeichnen. Lag es am an diesem Abend katastrophalen Sound vor der Hauptbühne, an Corgans hinter einem großen Schal und irgendwie hinter dickem Nacken eingehüllten Muffigkeit oder daran, dass Jahrhundertsongs wie "Bullet with Butterfly Wings" oder "Disarm" zwar offenbar in Würde altern, bei dieser kraftlosen Show aber dennoch nur kurze Jubelstürme auslösen können.

Martina Mlcuchova
Die Welt als Vampir, in ihrem Fall East London, besingen auch Bloc Party am nächsten Tag wie immer gut gelaunt, poppig-breakig und charismatisch, ebenso wie das schottische Quartett Django Django, nach neuesten Erkenntnissen nicht nur musikalisch, sondern auch tatsächlich physisch und familiär verwandt mit der großartigen Beta Band, als deren, wenn man so will, elektronischere, funkigere Version sie auch an diesem Freitag auf der Orange Stage des Pohoda Festivlas auftreten.

Pohoda Festival
Ganz wunderbar ist auch wenig überraschend der Auftritt von Trevor Powers, der unter dem Namen Youth Lagoon und live von drei Kumpanen unterstützt seit drei Jahren flirrende Songs an an der Schnittstelle zwischen Pop und Psychedelik ersinnt. Die Worte "You'll never die" als ewig wiederholter Chorus aus "Dropla", der verträumten ersten Single seines noch jungen zweiten Albums, werden zu einem tröstenden Versprechen, das zwar im Wortsinne nicht eingelöst wird ("you weren't there when I needed"), durch glitzernde Streicher und Pianokaskaden aber dennoch Lichtstrahlen in eine bessere Zukunft wirft.

Pohoda Festival
Do I Wanna Know?
Der Festivalmonat Juli hat's schön in sich. Tipps von Susi Ondrusova
Ein Stückchen heile Welt, so scheinen die Besucher das Pohoda Festival, es ist das größte seiner Art in der Slowakei, auch zu sehen. Beim Versuch, das Wort Pohoda zu erklären, geraten sie ins Straucheln: "Gemütlichkeit" scheint es nicht wirklich zu treffen, eher "das Gefühl an einem freien Sonntag, an dem du auf deiner Terrasse liegst, gute Musik hörst und dir vielleicht ein Bier aufmachst". Es gibt praktisch keine Leute, die sich mit Edding "bumsen" ins Gesicht geschrieben haben, bei den Klos wird nicht gedrängelt, neben der Hauptbühne steht, Kollegin Derntl berichtete, ein Sonnenblumenfeld. Samstag Abend werden Bonobo, Peaches und, allen voran, Nick Cave und die Bad Seeds ihre Musik über das ehemalige Flughafengelände der Stadt Trenčín schicken.