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Katharina Seidler

Raschelnde Buchseiten und ratternde Beats, von Glitzerkugeln und Laserlichtern: Geschichten aus der Discommunity.

7. 6. 2013 - 17:11

Die Kraft der Mitte

Ema Jolly alias Emika sitzt selbstbewusst zwischen den Stühlen Techno, Bass Music und Pop.

Zwischen Prag und London, ihrer alten und ihrer neuen Heimat, war Ema Jolly schon immer hin- und hergerissen. Auch, wenn sie mit ihren Eltern schon als kleines Kind nach Großbritannien gezogen war, spürte sie die Unruhe ihrer Mutter, die sich zwischen den zwei Ländern nie ganz zuhause fühlen konnte.

Emika Pressshot

Ninja Tune

Ema Jolly aka Emika

Zwischen verschiedenen Stühlen hat es sich Ema auch unter ihrem Künstlernamen Emika bequem gemacht. Nach einer klassischen Kompositions- und Klavierausbildung entschied sie sich für die elektronische Musik und startete ihre ersten eigenen produktionstechnischen Gehversuche. Durch ihr Studium in Bristol war sie bereits mit dem Bass Musiker Pinch und seinem Umfeld in Kontakt gekommen, bald arbeitete sie als Sounddesignerin bei Native Instruments und machte ein Praktikum bei der britischen Labelinstitution Ninja Tune.

Die Dualität ihrer Sozialisation zieht sich auch durch Emikas eigene Tracks. Techno und Bass Music dreht sie mit Hilfe ihrer Stimme in Richtung Pop und verleiht ihnen nicht zuletzt durch das Herunterdrehen des Tempos einen Drall in Richtung Trip Hop. Die sorgfältigen Arrangements, in denen sie ihr Handwerk, auf ihrem neuen, zweiten Album "DVA" nun als alleinige Songwriterin, Produzentin, Mixerin und Mastererin, noch vollständiger auskosten kann, werden neuerdings vermehrt durch klassische Einspielungen ergänzt.

Die beiden Seiten ihrer Musik, die klassisch-ausgeklügelte und die treibend-bassgewaltige, kann Emika je nach Aufführungsort hervorkehren. Anhand der folgenden zwei Live-Videos kann man diese zwei Bühnengesichter gut vergleichen. Die erste Aufnahme entstand mit dem deutschen Brandt Brauer Frick Ensemble, die auch einen offiziellen Remix zu dem Track "Pretend" angefertig haben:

Hier spielt Emika den gleichen Song alleine in einem Club:

DVA

Emika "DVA" Albumcover

Ninja Tune

"DVA" von Emika erscheint am 10.06.2013 bei Ninja Tune.

Aufgenommen hat Emika die beschriebenen Streichersätze für "DVA" mit einem achtundzwanzigköpfigen Streicherensemble in Prag, dessen Klänge sich als Einsprengsel durch einzelne Songs des Albums ziehen. Dass den neuen Tracks die Bodenhaftung am Dancefloor nicht verloren geht, dafür sorgte die doppelte Anzahl an Kontrabassisten - vier für 28 Musiker im Vergleich zu normalerweise zweien in einem ganzen Orchester aus 120 Mitgliedern. Die Doppeldeutigkeit schlägt sich auch im Albumtitel nieder: "DVA" bedeutet auf Tschechisch Zwei, kann aber in englischer Aussprache auch wie "Diva" gelesen werden. Als Komponistin und Produzentin nimmt Emika im internationalen Musikbusiness eine sehr eigenständige Stellung ein, die durch ihr zweites Album, wenn es stilistisch auch in die gleiche Kerbe wie sein Vorgänger schlägt, noch gefestigt wird.