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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

2. 6. 2013 - 16:47

Can I picnic?

Yes, you can! Das Tomorrow Festival trotzt dem Regen. Mit Fanta 4, Maximo Park, Naked Lunch und vielen mehr.

Wetterphänomen, Klimawandel oder einfach nur Pech?

Der dritte Tag beim Tomorrow Festival ist wieder nass, kalt und windig. Einen "Real Feel" von 12 Grad zeigt mir das Handy an, während ich im Schlamm über den Campingplatz stapfe. Dort sind die Leute sehr gut ausgerüstet, nicht nur in punkto Wetterverhältnisse, sondern auch was den Nachhaltigkeitsaspekt des Festivals angeht.

Christoph Liebentritt

Das Tomorrow Festival legt ja großen Wert auf Umweltschutz und erneuerbare Energien. In diesem Sinne sammeln die Besucher brav ihren Müll und Zigarettenstummel ein. Ein paar sehr gute Menschen haben ihre Musikanlage am Campingplatz mit Solarpanels ausgestattet: "Die Sonne macht uns die Musik" rufen sie lachend und tanzend.

Die aufziehenden Regenwolken trüben weder den Solar-Sound noch die Laune. Es hat eh keinen Sinn, sich über die Maßen über das Wetter zu beschweren, es ändert eh nichts daran. Das Gute beim Tomorrow Festival sind die zahlreichen Möglichkeiten, wie man dem Regen ausweichen kann. Es gibt das Electronic Tent und den Psytrance Circus.

Christoph Liebentritt

Das Workshop-Zelt

Der Workshop-Bereich und der Artspace sind ebenfalls überdacht und es gibt auch ein "missionarisches Rahmenprogramm", wie es Kollege Kobza nennt. Zahlreiche NGOs informieren über ihre Arbeit, und wer sich interessiert, kann an einer Führung durch das nie in Betrieb genommene Atomkraftwerk teilnehmen. Das AKW Zwentendorf ist keine vor sich hin rostende Industrieruine im Dornröschenschlaf, denn es gibt einen Schulungsreaktor, der hauptsächlich an deutsche Ingenieure vermietet wird. Statt radioaktiver Strahlen interessiert man sich jetzt für Sonnenstrahlen. Eine Photovoltaik-Anlage produziert den Strom für ein paar tausend Haushalte.

Ob sich der Strom für Oliver Welters E-Gitarre auch aus der Sonne speist, weiß ich nicht. Viel Energie haben Naked Lunch aber nicht ausgestrahlt. Das Quartett hat gelitten, authentisch und inniglich. Songtitel wie "Keep it Hardcore" meinen keine coole Attitüde, sondern die resultierenden Schmerzen einer solchen Lebensweise. Und so klingt das dann auch: sperrig bis langatmig, bis auf die absolut versöhnliche und großartige Hymne "The Sun".

Christoph Liebentritt

Oliver Welter von Naked Lunch

Das Nieseln bei Naked Lunch verwandelt sich in einen heftigen Regenguss bei Maximo Park. Bei der Hälfte des Konzerts bin ich schon komplett durchnässt und flüchte in den Psytrance Circus. Dort ist die Musik zwar monoton, aber alles leuchtet in fluoreszierenden Neon-Farben und schaut nach einem guten Goa-Trip aus: es ist richtig warm, ein paar Menschen tanzen barfuß, andere haben sich die Gesichter bemalt oder ihre Kleidung und Haare mit zahlreichen Glowsticks dekoriert.

Stefan Sappert

Der Psytrance Circus

Bei den Hippies hat man es zwar gut, musikalisch ist mir dann doch der HipHop von Fanta4 näher. Vor allem, weil der Regen jetzt vorbei ist. Die vier Stuttgarter sind Profis und das Publikum liebt sie für ihren Mix aus alten Hits und aktuelleren Songs: "Sie ist weg", "Le Smou", "Der Krieger", "MfG" oder "Ernten was wir säen" und "Der Picknicker". Die Frage "Can I picnic" wurde stimmgewaltig mit "Yes, you can" beantwortet.

Christoph Liebentritt

Fanta 4

Das Konzert hat die Leichtigkeit eines Kindergeburtstages und macht auch ähnlich viel Spaß. Mit Thomas D. war ein Rapper am Start, der die nachhaltige Botschaft des Festivals selbst lebt: Er ist Vegetarier, lebt auf einem Öko-Bauernhof mit Solarstrom und moderiert neuerdings eine Umweltsendung auf ARD. "In Deutschland würde es so was wie ein stillgelegtes AKW nicht geben" ist sich Thomas D. sicher. In Zwentendorf geht eben alles, außer Atomstrom!