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21. 5. 2013 - 11:40

Let me show you love

Anthony Wayne Moore – Romanthony (1967 bis 2013)

von BTO Spider

FM4 High Spirits

Romanthony in the mix: A Tribute to Antony Wayne Moore

Dienstag, 21. Mai, ab 22 Uhr, und danach für sieben Tage zum Nachhören in FM4 on demand.

Krankheit und Tod sind selten Themen in der Clubmusik. Schmerz kommt zu 99 % in Form des vielbesungenen Liebeskummers vor, Wut und Trauer manifestieren sich in Unmutsäußerungen über zu starke Türlsteher und zu schwache DJs und Soundsysteme. Eintritts- und Getränkepreise tun manchmal weh, verpasste Chancen sind zu beklagen und am Tag danach fühlt man sich ziemlich ramponiert. So geht das vermutlich schon seit den Partys der Neandertaler, man hat erst kürzlich Fragmente einer Flöte in einer ihrer Siedlungen ausgegraben. Der Drang, die Härten des Alltags mit möglichst oberflächlichen und ausgelassenen Feierritualen zu vergessen und verdrängen, ist ohne Frage uralt und tiefverwurzelt.

Aber dann gab es zu jeder Zeit auch Phänomene, die „the rules of Halli Galli“ völlig umdrehen, die Fenster zu anderen Dimensionen öffnen, die durch ihre überirdische Intensivität und ihr hypnotisches Charisma einen bewusstseinserweiternden Mehrwert anbieten, auf den flachgetrampelten Tanzböden im Raum und Zeitgefüge.

Die Stimme von Romanthony ist so ein Phänomen der jüngeren Geschichte. Die reine Präsenz dieser Stimme kontert jede Form von Trivialität. Die Fähigkeit eine derartige Vielzahl an menschlichen Emotionen mitschwingen zu lassen, bei jeder Textzeile, ist nicht von dieser Welt.

Egal ob Anthony Wayne Moore von einer Beziehung zu einer Frau, zur Musik, zum Tanzen, zu Gott erzählt, oder einfach nur vom Brummen im Lautsprecher, die Vielschichtigkeit seiner Vibes nimmt einen völlig in Beschlag. Die Sätze lassen einen oft im Unklaren, sind mit soviel Kontext und Subkontext aufgeladen, dass man ewig darüber nachdenken könnte. Glück und Traurigkeit sind so eng ineinander verschlungen, dass „deep“, eine nur unzureichende Beschreibung von der Botschaft Romanthonys hergibt.

Diese Kraft und Energie bahnen sich ihren Weg. Der Weg ist lang und verschlungen, manchmal sehr staubig, dann wieder voller Gatsch. Es ist alles sehr kompliziert mit dem House , mit der Musikindustrie sowieso. Aber die sehr speziell getunte und komprimierte Bassdrum gibt nicht auf und schlägt munter weiter, allen Problemen zum Trotz.

Die Hierarchien und Instanzen, vom tiefsten Underground, zu den atemberaubensten Charthöhen haben jedenfalls eines gemeinsam, die Luft ist zu schlecht, zu dünn oder reicht im Extremfall nicht mehr zum Atmen, es wird ein Kraftakt, Durchhaltevermögen und Überzeugung sind gefragt.
Kraft und die Energie, in dieser Konzentration sind sie einfach nicht aufzuhalten, die Botschaft wird gehört. Zunächst nur von einer kleinen Community, dann von einer größeren und schließlich hören sie Millionen trotz eines ziemlich dick aufgetragenen Effekts auf der Stimme ganz klar und deutlich.
Tja und dann glaubten wir alle an den Beginn eines neuen, goldenen Zeitalters.

Die Richtung hätte gestimmt, aber der Wind begann sich zu drehen.

Wenn ich mir eine kurze persönliche Anmerkung erlauben darf, dann war Romanthony auch die Stimme, die mich in einer Zeit, in der ich ein wenig gezweifelt hab, auf eine Reise zu den High Spirits geschickt hat. DANKE - Fritz Plöckinger, der mir den Prescripton Release von „The Wanderer“ 1994 im Black Market vorgespielt und auf meine Reaktion der paradoxen, euphorischen Schockstarre anschließend geschenkt hat.

Die genauen Worte hab ich vergessen, er meinte die Platte wäre viel zu genial zum Verkaufen. Es wird schwer werden, etwas Zutreffenderes über die Musik von Romanthony zu sagen, in den kommenden 2000 Jahren.

Romanthony in the mix: A Tribute to Antony Wayne Moore

In FM4 High Spirits, am Dienstag, 21. Mai, ab 22 Uhr, und danach für sieben Tage zum Nachhören in FM4 on demand.