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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

15. 4. 2013 - 15:35

Don't tell me, I'm crazy!

On The Air Tonight, unter anderen, das US-Duo Bleached, die Finnin Luai oder Alessi's Ark aus London.

Saara Markkanen aus Finnland ist Luai, die kalifornischen Schwestern Jessica und Jennifer Clavin sind Bleached, und Eddie Vedder wird immer Eddie Vedder sein, auch wenn es von ihm (zur Zeit) nichts Neues gibt.

"When you see me on the street, don't try to stop me, cos I'm already dreaming without you." Das ist eine Ansage. Sie kommt von zwei US-Schwestern, die sich Bleached nennen."Dreaming Without You" heißt der Song. Das Album dazu nennen Jennifer und Jessica Clavin "Ride Your Heart".

Seit zehn Jahren spielen die Schwestern schon zusammen, oder auch jede für sich in diversen Bands. "Ride Your Heart" ist das Debüalbum der zwei Los Angelinas Bleached. Bleached? Noch bevor man/ich einen Akkord hört, eine Songzeile, nur ein Foto sehe, habe ich Assoziationen: Courtney Love, L7, Stevie Nicks, Dum Dum Girls. Frischer Surf-Punk, ein Schuss unverschämter Pop, ein wenig Babes-In-Toyland-Heavyrock. Bleached kommen aus dem Hause Dead Oceans, dem unermüdlichen Plattenlabel aus dem US-Midwest, aus Bloomington, Indiana, genau gesagt.

US-Duo Bleached, 2 Frauen

Bleached

Courtney? Stevie? Courtvie? Nein, die Schwestern Bleached, Los Angeles
Albumcover Bleached - Us-Duo

dead oceans

Bleached - "Ride Your Heart"

"Boy, don't tell me I'm crazy", heißt es in "Boy" von Bleached. Ach, jetzt will sie den Typen zurückhaben: "Please come back to me." Was Kate Nash dazu sagen würde? Die als Riot-Grrl wiedergeborene Londonerin ist ja neuerdings viel in L.A., hat etwa dort ihr neues Album "Girl Talk" aufgenommen, jenen Longplayer, bei dem sich so manche Popjournalismus-Geister scheiden: Warum macht eine etablierte britische Künstlerin eine Art DIY-Garage-Punk-Album? Als Hommage an Kim Deal und die Breeders vielleicht? Einer meiner beiden Neffen, als er noch ein Kind war - er ist mittlerweile Teenager -, pflegte auf Fragen, warum er dies mache oder das, zu sagen, "Einfach so halt." Genau, einfach so.

Kürzlich hab ich einen alten Song von Pearl Jam wieder angehört. Einfach so. "Wishlist", ein unfassbar toller Song von Eddie Vedder, Stone Gossard und wie sie alle hießen die Männer von Pearl Jam. Auch hab ich mir den jungen Eddie Vedder in alten Bühnen-Videomitschnitten angeschaut. So schöne Haare hatte er, so schöne Augen, und dass er ein nicht sehr großgewachsener Mann ist, machte ihn auf eine Weise sehr attraktiv.

Dabei war ich damals gar nicht so eine riesengroße Pearl-Jam-Huldigerin. Aber den Song "Wishlist", vom Mai 1998, fand ich immer schon sowas von Gänsehat erzeugend. Wie Eddie Vedder singt: "I wish I was an alien at home behind the sun, I wish I was the souvenir you kept your house key on." Ein wenig in den Pathos-Topf hat er schon auch gegriffen in diesem Lied, der messianische Eddie Vedder, wenn er sang "I wish I was the evidence, I wish I was the grounds for 50 million hands upraised and open toward the sky." Es war ihm aber ernst, wirklich ernst. Wo ist eigentlich ein neuer Eddie Vedder?

US-Band Pearl Jam

Pearl Jam

Eddie as a young man

FM4 Heartbeat, Montag von 22.00-24.00 und eine Woche lang bei FM4 On demand.

Eine Zeile noch aus "Wishlist", (m)eine Lieblingszeile: "I wish I was a messenger and all the news was good, I wish I was the full moon shining off a Camaro's hood." Ich wusste damals erst nicht, was ein "Camaro" ist. Ein Auto, fand ich heraus, ein US-Sportwagen aus dem Hause Chevrolet. Das Mondlicht, das auf auf eine Camero-Motorhaube scheint. Und weil doch jetzt Frühling ist, ab ins Auto, rüber über die Brücke und ein bisschen chillen am Waldrand. Eine "Wishlist"-Zeile aber noch:

"I wish I was the radio song, the one that you turned up."

Bei diesem (FM4-)Radio-Song dreh ich jedenfalls zur Zeit immer lauter: "Let The Day Begin", der Lead-Single vom neuen Album des kalifornischen Trios Black Rebel Motorcycle Club.

Us-Band Black Rebel Motorcycle Club, BRMC

BRMC

BRMC: Rob, Pete, Leah - Santa Cruz

"Let The Day Begin" ist ein Stück aus der Feder eines gewissen Michael Been. Einem US-Musiker, der vielen von uns vielleicht nichts sagen wird, obwohl er mit seiner Band The Call durchaus erfolgreich war, oder als Schauspieler in Scorseses "Die letzte Versuchung Christi." Michael Been war der Vater von BRMC-Mann Robert Been. Jahrelang stand er im Dienst der Band seines Sohnes, als Live-Mixer auf Tour. Als solcher verließ er auch diese Welt, mit nur 60 Jahren, nach dem Konzert des Black Rebel Motorcycle Club am belgischen Pukkelpop Festival vor fast schon wieder drei Jahren. Dass BRMC nun "Let The Day Begin" covern, ist eine Hommage an Michael Been, wie überhaupt das gesamte Album, in dessen Booklet es auch eine Zeichnung von Robert Been gibt, wo ein reiferer Herr auf einem Motorrad davonbraust. Von Santa Cruz vielleicht hinunter, am Pacific Coast Highway, nach Los Angeles.

Beim kürzlichen BRMC-Konzert in Wien spielte Robert Been übrigens eine superschöne Version von "Mercy", aus der "Mercy Sessions EP", die das "Mercy"-Album von BRMC, 2005, begleitete.

Zurück aber nach Los Angeles. Dort lebt(e) eine Band namens Rilo Kiley, die mit Conor Oberst zu tun hatte und als solche auch mit Bright Eyes auf Tour ging. Für beide Bands trommelte ein gewisser Jason Boesel, den man wiederum auf Fotos zusammen mit Hollywood-Star Kirsten Dunst sah.

Us-Band Rilo Kiley

Rilo Kiley

Jenny & the boys, L.A., California

Leider gibt es Rilo Kiley, die Band rund um die beiden früheren Hollywood-Kinderschauspieler Jenny Lewis und Blake Sennett, nicht mehr. Irgendwas war da, was Rilo Kiley ein Ende bereitete. Ewig schade um diese Band, die Indiepop-Cleverness mit Alt-Country und City-Of-Angels-Glamour verknüpfte. Vielleicht waren es ja "all the drugs"? So heißt jedenfalls ein Song vom neuen Rilo Kiley Album, das nur indirekt ein solches ist: "RKives" ist der Titel, wobei das "R" und das "K" natürlich für Rilo Kiley stehen und das Ganze sich auch so schreiben lassen könnte: "Archives". Ein Retrospektiven-Album also, voller rarities und unreleased material. "Let Me Back In" heißt ein anderer dieser neuen/alten Rilo-Kiley-Songs.

Albumcover Marnie Stern USA

MarnieStern

Marnie Stern - "The Chronicles Of Marnia"

Bleiben wir noch kurz in den USA, bevor wir zurück nach Europa gehen: Die New Yorkerin Marnie Stern hat wieder ein Album gemacht und kürzlich beim legendären US-Indierock-Label Kill Rock Stars in Portland, Oregon veröffentlicht: "The Chronicles of Marnia". Marnia ist dabei so etwas wie Marnie-Land. Der Longplayer von Yoko-Ono-Fan Marnie Stern enthält Titel wie "East Side Glory" oder "Nothing Is Easy". Wie wahr, wie wahr.

Manie Stern - New York, Sängerin/Gitarristin

Marnie Stern

Marnie S., Brooklyn, New York

Go and tell it to all the trees

...that I have set my heart at ease, feet by feet. Bitte schaut euch dieses Video an.

Luai nennt sich die Musikerin hinter "Boulder Thicket", dem Titelsong von ihrem Debütalbum. Hinter Luai steckt die Finnin Saara Markkanen, die zur Zeit in Berlin lebt. Eine superschöne, auch leicht schräge Platte hat Saara mit "Boulder Thicket" - in etwa Geröll-Dickicht - gemacht. Das unermüdliche Berliner Plattenlabel Snowhite hat den Longplayer kürzlich veröffentlicht.

finnische MUsikerin Saara Markkanen

saara markkanen

Saara "Luai" Markkanen, Finnland
Albumcover Luai Berlin Saara Markkanen

Snowhite

Luai - "Boulder Thicket"

Im belgischen Brüssel hat Saara Markkanen eine französische Freundin namens Elise. Die beiden machen auch öfters zusammen Musik. Elise nimmt gerade ihr Debüt-Album auf. Und wenn Zeit bleibt, und Saara in der Stadt ist, dann kann man schnell mal nach London rüberfahren, zu einem Konzert gehen, Fish & Chips essen und so. Obwohl, Pommes gibt's in Belgien auch genug, aber die von Fish & Chips in England sind natürlich anders. Ach lassen wir das mit den Fritten, gehen wir zu einem Konzert: zu Alessi's Ark vielleicht. Saara und Elise könnten an die Bühnentür klopfen und Alessi hallo sagen. Vielleicht ja etwas gemeinsam machen? Ist ja nicht so, dass die britische Musikszene so abgekapselt wäre, wie das einmal zu Britpop Zeiten der Fall war...

Londoner Musikerin Alessi Laurent

Allessi´s Ark

Alessi Laurent-Marke, London

Alessi und ihre Arche

Die Londonerin Alessi Laurent-Marke hat ein neues Album, auf Bella Union, dem Plattenlabel, das in der britischen Hauptstadt ansässig ist und ebenfalls unermüdlich Musik veröffentlicht. "The Still Life" ist der bereits dritte Longplayer der 23 Jahre alten Musikerin, die von ihrer Mutter vor ein paar Jahren "Songs For Beginners", das 1971er Album von Graham Nash, geschenkt bekam. Eine Initialzündung sozusagen. Zum Teil hat Now-It's-Overhead-Mann und Saddle Creek-Musiker Andy LeMaster das neue Album von Alessi's Ark in Athens, Georgia produziert.