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Katharina Seidler

Raschelnde Buchseiten und ratternde Beats, von Glitzerkugeln und Laserlichtern: Geschichten aus der Discommunity.

24. 3. 2013 - 12:55

I wanna get out and make it work

Atoms for Peace sind neben großen Pop-Avantgardisten und beinahe schon absurder Supergroup-Konstellation aus allerlei Bandprominenz auch dies: eine sehr gute Liveband. Im Sommer gehen sie auf Tour.

Auf die Frage nach dem besten Radiohead-Album geben drei verschiedene Befragte wahrscheinlich drei verschiedene Antworten. Aber egal, ob sie "OK Computer", "Kid A" (Team Kid A!) oder "Amnesiac" sagen, meinen werden sie in den meisten Fällen die früheren Radiohead.

Das 2007er-Werk "In Rainbows", jenes Album, das einige Menschen dann gar nicht mehr so richtig angehört haben, fällt in einer solchen, sehr einfach im eigenen Freundeskreis überprüfbaren Umfrage schon seltener, der Überraschungs-Longplayer "The King of Limbs" aus dem Jahr 2011 praktisch nie. Gründe dafür mag man so einige finden; am treffendsten hat es vielleicht die Spex in ihrer aktuellen Ausgabe ausgedrückt, wenn sie vorsichtig ausspricht, wovon sich die Band auf dieser Platte, zweifellos durch bewusste Entscheidung, ein Stückchen weiter weg entfernt hat: gute und vielleicht auch klassischere Songs.

Die Website von Atoms for Peace ist sehr hübsch.

Thom Yorke schwarz-weiß

Atoms for Peace

The Thom

Um die geht es Thom Yorke aber längst nicht mehr, vielmehr beschreitet er mit seiner zweiten Band Atoms for Peace, die so viel mehr ist als ein Soloprojekt, konsequent den Weg weiter, der sich für ihn und seine Soundvision seit "OK Computer" ergeben hat: die Abkehr vom traditionellen Songwriting, das Zusammenfügen eines perfekten Puzzles aus guten Ideen zu gesamtästhetischen Klangskulpturen. Es ist nicht zufällig "The King of Limbs", das Thom Yorke im selben Interview nennt, wenn er sich für einen Favoriten im eigenen Werk entscheiden müsste: "Weil es meiner Vision einer völligen Abkehr vom Rock am nächsten kommt."

Die Europatermine:

  • 6. Juli: Zenith Paris/Frankreich
  • 7. Juli: Heineken Music Hall Amsterdam/Niederlande
  • 9. Juli: Lotto Arena Antwerpen/Belgien
  • 10. Juli: Zenith München/Deutschland
  • 12. Juli: Pohoda Festival Bratislava/Slowakei
  • 13. Juli: Exit Festival Novi Sad/Serbien
  • 16. Juli: Ippodromo delle Capannelle Rom/Italien
  • 17. Juli: Ippodromo del Galoppo Mailand/Italien
  • 20. Juli: International Fair Mark's Square Poznan/Polen
  • 21. Juli: Melt Festival Ferropolis/Deutschland
  • 24., 25. + 26. Juli: Roundhouse London/UK

"Atoms for peace" war der Titel eines Songs aus Yorkes 2006 erschienenem sehr guten Soloalbum "The Eraser". Die Band dazu wurde eigentlich erst gegründet, um dessen komplexe Songs für die Bühne überhaupt spielbar zu machen. Mit an Bord sind dementsprechend ein paar Meister ihrer Zunft.

Atoms for Peace schwarz weißes Albumcover

Atoms for Peace

Das gemeinsame Debütalbum "Amok" von Atoms vor Peace ist Ende Februar bei XL Recordings erschienen.

Der langjährige Radiohead-Weggefährte Nigel Godrich produziert und vertrackt die komplizierten Rhythmuspatterns der neuen Songs in altbekannter Manier und wird dabei sowohl von dem amerikanischen Superdrummer Joey Waronker (of Beck-, R.E.M.-, Smashing Pumpkins-Fame to name but a few) und dem brasilianischen Perkussionisten Mauro Refosco, der schon mit Brian Eno und den Red Hot Chili Peppers getourt hat, unterstützt. Über die Red Hot Chilli Peppers mag man im Allgemeinen sagen, was man will, aber dass Flea, der nun auch bei Atoms for Peace in die Basssaiten greift, ein beeindruckender Bassist ist, lässt sich schwer bestreiten. Man kann es im untenstehenden Video auch überprüfen.

Was auf Platte als mehrdimensionales Songgebilde funktioniert, in denen sich Thom Yorkes Stimme wie ein zusätzliches Instrument über die vielgestaltigen Rhythmusteppiche schmiegt, entfaltet auf der Bühne neue Kräfte. Österreich-Termine gibt es für die anstehende Tour von Atoms for Peace noch keine, aber man darf annehmen, dass Performances wie diese eine Konzertreise ins restliche Europa auf jeden Fall rechtfertigen.