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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

7. 3. 2013 - 15:27

Nur Wettkampf bringt Aufmerksamkeit

Die Freeride World Tour kommt nach Fieberbrunn, in der World Snowboard Tour fallen die letzten Entscheidungen und die BMX Saison startet in Österreich mit der 20inch Trophy.

Abseits von Metern und Sekunden
Ein wöchentlicher Überblick über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen.

Höher, schneller, weiter. Jede Sportart lebt vom Wettkampf. Dass aber aus Freeriden, einer der freisinnigsten Sportarten überhaupt, einmal ein Konkurrenzformat werden würde, hätte ich mir nicht gedacht. Ist doch die Idee dahinter, möglichst abseits der Menschenmassen auf den Pisten seine Spuren in den Schnee zu ziehen. Mit den FreundInnen, die einen dabei begleiten, kommt es dabei höchstens zu Konkurrenzsituationen, wenn es darum geht, wer als erste oder erster in einen unverspurten Hang einfahren darf.

Doch dieser romantische Zugang gehört großteils der Vergangenheit an. Freeriden ist kein vernachlässigter Nischensport mehr, sondern die Hoffnung, der einzige Wachstumsmarkt einer kriselnden Schi- und Tourismusindustrie. Und dieser Wachstumsmarkt braucht auch eine Bühne, um sich präsentieren zu können. Die Freeride World Tour hat es in den letzten Jahren geschafft, die Szene zusammenzubringen und zu dieser Bühne zu werden.

flo orley

freeride world tour/jbernard

Flo Orley in Fieberbrunn 2012

Wettkampf bringt Sport auf den Punkt

Wettbewerbe sind der einzige Weg, wie man einen Sport nach außen hin kommunizieren kann, die einzige Möglichkeit, ein breiteres Publikum als die Core-Szene zu erreichen. Das hat mir Reto Lamm, der Präsident der World Snowboard Tour vor ein paar Wochen gesagt. Und was für Freestyle Snowboarden gilt, trifft auch für das Freeriden zu. Doch um Freeriden kompetitiv zu machen, mussten erst Kriterien erfunden werden: Wahl der Linie, Flüssigkeit der Abfahrt, Geschwindigkeit, Kreativität und Kontrolle. Was für die FahrerInnen noch relativ verständlich sein mag, ist es für das Publikum der jungen Sportart oft nicht. Entscheidungen der Judges können oft nicht nachvollzogen werden. Doch die Organisatoren der Freeride World Tour (FWT) betreiben mit Videos gezielte Aufklärung.

Die Schileidenschaft der ÖsterreicherInnen

Die Zuschauerzahlen sind sich bei den eher unzugänglichen Wettkampforten eher bescheiden. Die Ausnahmen bilden hier Verbier in Frankreich, das traditionell den Saisonabschluss der Tour bildet, und Fieberbrunn, wo die FWT dieses Wochenende Station macht. Hier lassen sich tausende ZuschauerInnen vom Freeride-Fieber anstecken.

Für die FreeriderInnen sei Fieberbrunn das, was für die alpinen RennläuferInnen das nur wenige Kilometer entfernte Kitzbühel ist, hat FM4-Kollege Heinz Reich letztes Jahr geschrieben, und damit die Begeisterung gemeint. Von der lassen sich auch Top-Fahrer wie Vorjahressieger Drew Tabke mitreißen: "Man kann den Enthusiasmus, den die Leute in Österreich für Skifahren haben, hier fühlen."

Letztes Jahr hat das Publikum Eva Walkner zum Sieg gepusht, heuer kann die Salzburgerin den Contest nur vom Tal aus verfolgen, denn sie hat sich im Jänner das Kreuzband gerissen. Mit Nadine Wallner steht aber mehr als nur Ersatz bereit. Die Vorarlbergerin führt in ihrer Debütsaison die FWT Gesamtwertung überraschend an, und das soll nach Fieberbrunn so bleiben, wenn's nach ihren Fans geht.

Der Contest ist für Samstag 08:30 angesetzt, Schlechtwetter kann aber zu Verschiebungen von bis zu fünf Tagen führen. Einen Livestream vom Event gibt es hier zu sehen.

Arctic Challenge

Ebenfalls im Livestream gibt's die Entscheidung in der World Snowboard Tour zu sehen, die Arctic Challenge in Oslo. Der legendäre Contest von Snowboard-Veteran Terje Haakonsen ist der einzige Contest auf der Tour, der einem Pro-Rider gehört. Terje hat in seiner ganzen Karriere stets versucht, seinen Idealen und Prinzipien treu zu bleiben. Als Snowboarden 1998 zur olympischen Disziplin wurde, hat er als Favorit die Spiele boykottiert, weil der Bewerb von der FIS organisiert wurde. Bei seinem eigenen Contest geht er ähnlich radikale Wege.

Snowboarder

Eleonora Raggie

Peetu Piiroinen in der Halfpipe

Terje Haakonsen hat heuer auf Sponsorgeld aus der Energy-Drink-Industrie verzichtet. Im Interview hat er mir erzählt, er könne es nicht länger vertreten, dass er als Sportler einen gesunden Lebensstil propagiere und gleichzeitig die potentesten Sponsoren des Sports Produkte verkaufen, die zu Übergewicht und Diabetes führen. Das Problem dabei sei nur, dass genau diese Unternehmen viel Geld hätten.

Der Contest hat lange kämpfen müssen, um seine Finanzierung auch ohne Energy-Drink-Hersteller sicherstellen zu können. Erst mit dem Geld einer norwegischen Stiftung wurde dies möglich. Statt Aufputschdrinks gibt's nun Werbung für Leitungswasser.

Entscheidung in der World Snowboard Tour

Sportlich setzt die Arctic Challenge den Schlusspunkt der World Snowboard Tour, nachdem letzte Woche in Vail bei den US Open bereits einige Entscheidungen gefallen sind. Kelly Clark und Ayumu Hirano sind die Halfpipe-Champions dieser Saison, Mark McMorris sicherte sich den Slopestyle-Titel und Sarka Pancochova krönte sich zur Gesamtweltcupsiegerin.

Die einzige große Entscheidung, die dieses Wochenende noch offen ist, ist jene über den Overall-Tour-Titel bei den Männern. Hier hat sich die Liste der möglichen Kandidaten auf zwei reduziert: Vorjahressieger Ståle SandbechPeetu Piiroinen(www.worldsnowboardtour.com Beides sind keine Halfpipe-Spezialisten, was den Bewerb umso interessanter macht. Da Ståle Sandbech mindestens 5. werden müsste, um Peetu Piiroinen noch abfangen zu können, bleibt der Finne Piiroinen allerdings Favorit.

Shreddown Austrian Masters

Keine Auswirkungen auf das Endergebnis der World Snowboard Tour werden die Shreddown Austrian Masters in Westendorf in Tirol haben. Der 3*WST Contest ist allerdings für die heimische Snowboardszene von großer Bedeutung, ist sie doch ein Sprungbrett für höhere Aufgaben. Der Titel des Österreichischen Meisters im Slopestyle liest sich schließlich ganz gut in der Biographie. Der Contest lebt vom gemütlichen Flair im Park, aber auch die After-Contest-Party am Samstag im Alpenrosensaal ist immer einen Besuch wert.

Snowboarder

David Weinseisen

Simon Fliri beim Shreddown 2012

20inch trophy

Wer vom Wintersport schon genug hat, in Tirol werden auch schon wieder die BMX-Räder aus dem Keller geholt. In der WUB-Skatehalle in Innsbruck startet am Samstag die 20inch Trophy, die einzige BMX-Contest Serie in Österreich. Das Lineup ist voller internationaler BMX Größen, letztes Jahr hat etwa auch Senad Grosic vorbeigeschaut. Auch die After-Contest-Party ist mit BMX-Fahrern gespickt: Flip & Average lassens im Weekender Club krachen.