Erstellt am: 3. 3. 2013 - 18:05 Uhr
Dreh den Noise auf!
"Geschlechtsverkehr Marmelade", murmelt ein Kollege, "Guter Name". "Gute Band", sage ich. Soeben haben die Sex Jams ihr zweites Album Trouble Honey auf Siluh Records veröffentlicht und damit den Freunden gepflegter Garagenmusik und Post-Hardcore-Spielereien einen Gefallen getan: Neues vom Alten, vom Neunziger Jahre-Gitarrengeschrammel epischen Ausmaßes, aufgefächert in elf unterschiedliche Krach- und Lachgeschichten.
Humor zeigt die Band nicht nur beim Interview, Humor ist für Sängerin Katie Trenk auch der Schlüssel beim Songschreiben. Erst wenn sie über ihre Zeilen lachen kann, ist der Text fertig, wie zum Beispiel beim überdrehten Liebeslied "Shark Vs. Apple". Dass diese erste, durchaus gelungene Single nicht der beste Track auf Trouble Honey ist, spricht für das Album.
Sex Jams Live:
08.03.2013 Cinema Paradiso, St. Pölten
09.03.2013 Tripledecker Festival, Forum Stadtpark Graz
15.03.2013 ALBUM RELEASE PARTY, Gartenbaukino, Wien
16.03.2013 Kapu, Linz
19.4. 2013 / Röda, Steyr
Da wäre zum Beispiel der faserschmeichelnde Eröffnungstrack "Beauty is a Beast", Shoegazing zum Aufwärmen mit lärmendem Finale: "The Devil enters my Soul. Yeah Yeah Yeah!". Oder Track Nummer Drei, "Twists and Turns": ein sanft bis leidenschaftliches Herumwälzen auf einem lewinsky-blauen Hochflorteppich, in dessen klebrige Textur man wieder und wieder versinken möchte; Track Nummer vier, "Deicer", erzählt atemlos von der Begegnung eines Kleinkinds mit einem Alien.
Für Trouble Honey haben sich die Sex Jams im Gegensatz zu ihrem 2008 erschienen Debüt "Post Teenage Shine", das innerhalb von fünf Monaten aus der Hüfte geschossen wurde, viel mehr Zeit gelassen. Die ersten sechs Nummern sind über einen langen Zeitraum gereift und dadurch stilistisch sehr unterschiedlich ausgefallen. Dieses breit aufgestellte Grundgerüst wurde konzeptuell gefüllt:
Das Amalgam besteht aus dem Acoustic-Track "Just Kids", der nichts mit Patti Smiths gleichnamiger Autobiographie zu tun hat, dem Hardcore-Kracher "I Call Myself A Rocket", der innerhalb von einer halben Stunde zusammengezimmert wurde und "Bounding into Distance", die Stoner-Rock-Nummer des Albums.
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Siluh Records
In den letzten fünf Jahren hat sich die Band nicht nur musikalisch, sondern auch personell weiterentwickelt. Wolfgang Möstl von den Killed by 9Volt Batteries und Mile Me Deaf hat bei den Sex Jams angedockt. Das erscheint fast logisch, denn seine MMD-Bandkollegen spielen auch dort und laut Eigenaussage waren die Sex Jams immer eine Band mit zwei Gitarren, aber nur einem Gitarristen.
Wolfgang Möstl ist aber mehr als nur ein Gitarren-Söldner, er hat mit seinem Gespür für Melodien und Lo-Fi-Ästhetik viel zur Entfaltung der Band beigetragen, die aber auch der Reibungsfreudigkeit der Sex Jams geschuldet ist. Die Philosophie von Schlagzeuger Rudi spricht für die ganze Band: "Nein sagen bringt einen oft weiter als Ja sagen".
Eine ausführliche Listening Session mit den Sex Jams gibts heute Nacht im FM4 Soundpark zu hören.
"Das ist das Coole bei den Sex Jams", meint Bassist Flo, "du hast immer jemanden, der in der Ecke steht und Nein sagt. Daran reibt sich dann die ganze Band. Und durch diese Reibung entsteht einfach etwas. Und das ist das, was die Sex Jams ausmacht. Man kann fünf verschiedene Meinungen haben, aber am Ende des Tages steht man da und hat ein Ding, und das ist unsere Band."