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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

28. 2. 2013 - 16:09

Komplizierter geht's kaum

Bei den US Open fallen erste Entscheidungen im kaum durchschaubaren Snowboard-Weltcup und die Austrian Freeski Open bringen die Freeski-Elite nach Kaprun.

Abseits von Metern und Sekunden
Ein wöchentlicher Überblick über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen.

Das KISS-Prinzip - "Keep it short and simple" - besagt, dass man für eine Aufgabe oder ein Problem möglichst die einfachste Lösung suchen soll. In der World Snowboard Tour hat man von diesem Prinzip entweder noch nie gehört oder es grob missachtet. Denn die Weltrangliste der World Snowboard Tour ist dermaßen kompliziert berechnet, dass eine Woche vor dem großen Saisonfinale niemand genau weiß, wo er oder sie eigentlich steht.

Ein Beispiel: Bei den Frauen führt vor den US Open, die dieses Wochenende ausgetragen werden, die Finnin Enni Rukajärvi das Overall Ranking an. Doch selbst wenn sie die momentan Zweitplatzierte, Sarka Pancochova, im Slopestyle Contest hinter sich lässt, wird sie im Ranking wohl von ihr überholt werden. Außer diesen beiden Fahrerinnen haben sonst nur noch Chloe Kim und Cilka Sadar Chancen auf den Gesamtweltcup, die momentan an fünfter und sechster Stelle liegen, die Dritt- und Viertplatzierten sind hingegen schon aus dem Rennen. Wer soll sich da noch auskennen?

Spencer O'Brien im Slopestyle Park

Jeff Patterson

Spencer O'Brien im Slopestyle Park der US Open - Siegerin des Semifinales.

Top-Down vs. Bottom-Up

Die komplizierte Berechnung der Ranglisten hat ihren Ursprung in der Konstruktion der World Snowboard Tour. Im Gegensatz zum Internationalen Schiverband FIS, der seine Weltcups zentral organisiert, wird die World Snowboard Tour von unten organisiert, von den einzelnen Contests. Über 350 Snowboard Contests zählen zur Tour und all ihre Ergebnisse fließen in die Rankings mit ein. Punkte zusammenzählen, wie wir es aus dem Schifahren kennen, macht da nicht viel Sinn, denn das würde vor allem den FahrerInnen zu Gute kommen, die viele Contests fahren.

Da aber nicht diejenigen gewinnen sollen, die an den meisten Contests teilgenommen haben, zählen nur die jeweils besten Ergebnisse der RiderInnen. In den Einzelwertungen Slopestyle und Halfpipe wird der Durchschnitt der vier besten Resultate errechnet, im Big Air, der nur von den Männern gefahren wird, werden nur drei Ergebnisse herangezogen. Bei der Gesamtwertung sieht der Modus wieder anders aus. Hier werden bei den Frauen die zwei besten Resultate aus Halfpipe und Slopestyle zusammengezählt, bei den Männern kommt noch die beste Big-Air-Platzierung dazu.

Ein gewaltiges Durcheinander

Was diesen Modus noch komplizierter macht, ist die Tatsache, dass die Contests der World Snowboard Tour unterschiedlichen Kategorien angehören, die mit Sternen bewertet werden, von kleinen 1*-Contests bis zu den großen 6*-Bewerben wie dem Air&Style oder aktuell den US Open. Ein Sieg bei einem 6*-Event bringt 1.000 Punkte für die Rankings, als VierteR sammelt man immer noch mehr Punkte, als wenn man einen 5*-Contest gewinnt und selbst ein Platz unter den ersten zwanzig wirft noch eine Menge Punkte ab. Da die großen 6*-Contests erst gegen Ende der Saison stattfinden, kommt es hier noch einmal zu großen Umstürzen. Den Durchblick haben hier nur Insider.

Die Rankings der World Snowboard Tour mögen für die FahrerInnen die fairste Lösung darstellen, für Fans und Medien sind sie ein Ärgernis. Denn während der Saison haben die Rankings nur wenig Aussagekraft.

US Open bringen erste Entscheidungen

US Open im Livestream von Donnerstag bis Samstag

Dieses Wochenende bringt endlich Gewissheit, welche RiderInnen ihre Weltcup-Platzierungen wirklich verdienen. Wie es bei den Frauen im Gesamtweltcup steht, habe ich oben schon geschrieben, die Ausgangslage im Disziplinenweltcup kann man hier detailliert nachlesen. Kelly Clark ist ein heißer Tipp für den Halfpipe-Titel, während im Slopestyle Enni Rukajärvi vorn liegt.

Der Slopestyle-Kurs der US Open aus POV-Sicht.

Ein weiteres Kuriosum der WST ist, dass das Saisonende für jede Disziplin eigens festgelegt ist, jeweils mit dem letzten 6*-Contest. Beim Big-Air war das der Air&Style-Contest, alle Bewerbe danach zählen schon für die Saison 2013/14.

Bei den Männern wurde mit Sebastian Toutant der Big Air Champion schon gekrönt, dieses Wochenende bringt einen neuen Slopestyle-Gesamtsieger. Vorjahreschampion Seppe Smits hat wohl nur noch Außenseiterchancen darauf, seinen Titel zu verteidigen, allerdings haben bei den Männern fast ein Dutzend Rider noch theoretische Chancen, den führenden Mark McMorris abzufangen.

Die Entscheidungen in der Halfpipe-Tour und dem Overall-Toursieg muss bei den Männern hingegen noch eine Woche warten, bis die Arctic Challenge endgültig einen Schlussstrich unter die aktuelle Wertungssaison zieht.

Shreddown Austrian Masters

Die Shreddown Austrian Masters werden auf die Gesamtwertung der World Snowboard Tour wohl weniger Einfluss haben, für Österreichs Snowboardszene spielen sie aber eine große Rolle. Dieses Wochenende beginnt die 3*-Contest-Serie mit einem Halfpipe-Bewerb auf der Seegrube über Innsbruck. Die Qualifikation findet am Freitag statt, das Finale am Samstag, Anmeldungen sind noch vor Ort möglich.

Austrian Freeski Open

Der größte heimische Contest gehört dieses Wochenende allerdings den FahrerInnen auf zwei Brettern, den FreeskierInnen, denn am Kitzsteinhorn in Kaprun finden die Austrian Freeski Open statt. Top-Fahrer James Woods sieht diesen Contest von der Bedeutung her direkt hinter den X-Games, zumindest was die Contests in Europa anbelangt, weshalb auch die Weltspitze jährlich ins Salzburger Land kommt.

Andreas Hatveit springt eine Schanze

Matthias Rhomberg

Andreas Hatveit im Vorjahr.

Der Norweger Andreas Hatveit wird versuchen den Contest zum dritten Mal in Folge zu gewinnen, für die österreichischen RiderInnen geht es vor allem um die Qualifikation für die Olympischen Spiele. In Sotschi 2014 steht nämlich Freeski zum ersten Mal auf dem olympischen Programm, mit Halfpipe- und Slopestyle-Bewerben. Die Frauen und Rookies fahren ihren Contest bereits am Donnerstag, 28. Februar. Für Freitag sind die Qualifikationsruns der Männer angesetzt und am Samstag kurz nach Mittag das große Finale. Der Wetterbericht prognostiziert übrigens Sonnenschein.