Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Im FM4 Heartbeat (22-0 Uhr)"

Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

4. 3. 2013 - 15:11

Im FM4 Heartbeat (22-0 Uhr)

Rote und weiße Blutkörperchen und das Comeback der Stereophonics. Außerdem: Roxanne De Bastion, Nick Cave, Melody Prochet, Thao und Ex-Girls-Sänger Christopher Owens.

FM4 Heartbeat: Montags 22-00 auf FM4, heute mit Eva Umbauer, ab Dienstag dann für 7 Tage zum Nachhören online

"Will you forgive me?", fragt Roxanne De Bastion in ihrem Song "Red And White Blood Cells". Wofür denn, wenn ich fragen darf, Roxanne? "You can't trust my sense of direction", gibt Roxanne im Song sogleich die Antwort. Schlechte Orientierung? Kein Wunder, diese Roxanne ist sozusagen ein new kid in town.

Aus Frankreich etwa, dem Namen nach zu schließen? Nein, aus Berlin zugezogen, nach London. "It´s between you and me and red and white blood cells." Worum es in diesen Zeilen geht? Keine Ahnung. Ein hübsches Liedchen ist "Red And White Blood Cells" samt deutschem Akzent von Roxanne aber allemal. Roxanne De Bastion hat den Song und das Album dazu zusammen mit einem gewissen Gordon Raphel (Strokes, Regina Spektor etc.) aufgenommen.

deutsche Musikerin Roxanne de Bastion in LOndon

deBastion

Frau mit roten Stiefeln: Roxanne De Bastion

Nein, ich war nie der riesige Nick-Cave-Fan, was die große Song-Kunst des Australiers in London aber keineswegs schmälern soll, und in den letzten Song am neuen Cave-Album, den Titelsong "Push The Sky Away", bin ich tatsächlich so richtig verliebt. Vielleicht ist es ja der Schulchor, der es mir hier angetan hat, wie die Kids da mit dem Meister singen. Es sind junge Menschen von der Ecole Saint Martin in Saint-Remy-de-Provence, im Südosten von Frankreich, wo das neue Cave-Album größtenteils aufgenommen wurde. "You gotta just keep on pushing the sky away", spricht Nick Cave im Stück mit insistierender Gelassenheit. Den Himmel wegdrängen, bitte, wenn Monsieur Cave es befiehlt, dann versuchen wir es doch.

Sollte es nicht gelingen, dann lassen wir ihn einfach zurück in der Provence und fahren hinauf gen französischen Norden: dorthin, wo Melody Prochet zuhause ist. Melodys Echo Chamber heißt ihr Projekt, with a little help von einem jungen Musik-Meister, der ebenfalls wie Nick Cave aus Australien stammt: der fast schon genie-hafte Kevin Parker und seine Band Tame Impala aus Perth, einer der wohl abgelegensten Metropolen dieser Welt. "Crystallized" nennt Melody Prochet ihre neue Single, erschienen via Domino Records in London, die jetzt auch eine Paris-Dependance haben.

Melody Prochet, französusche Musikerin, jung

Prochet/Domino

Frau in rotem Kleid: Melody Prochet

Auch vom Thao-Album hören wir im heutigen "Heartbeat" einen oder mehrere Songs. "We The Common" ist kürzlich erschienen und zeigt die US-Amerikanerin mit vietnamesischen Wurzeln in beeindruckender Reife. Trotz nicht gerade hedonistischer Song-Inhalte: Thao Nguyen machte in einer Schaffenspause nach ihrem letzten Album ehrenamtliche Arbeit mit und für weibliche Gefangene in Kalifornien. Dabei traf sie auch eine Insassin namens Valerie Bolden. Gleich den ersten Song am Album, und insgesamt den Titel des Longplayers, widmet sie dieser Frau: "We The Common (For Valerie Bolden)".

Thao, US-Musikerin

Thao Nguyen, Domino

Frau in einem ebenfalls roten Kleid: Thao Nguyen

Ein Duett mit einer anderen Musikerin gibt es auch am neuen Thao-Album, nämlich mit Joanna Newsom. Kennengelernt haben sich die beiden bei einem Schreib-Seminar in der Nähe von Seattle, wo jede der teilnehmenden Frauen eine eigene kleine Hütte bewohnte, den ganzen Tag schrieb, aber man sich dann nach getanem Werk am Abend zum Austausch traf. Very American? Ja, schon.

Deshalb rasch noch nach Wales hier in Heartbeat: Ein Schreibseminar? Wahrscheinlich nie und nimmer würden die gestandenen Waliser Männer Kelly Jones und Richard Jones an so etwas teilnehmen. Gitarre umschnallen, Stimme angrauen, und geht schon: die Stereophonics sind zurück! "Graffity On The Train" heißt der neue Longplayer, der Band, die 1992 gegründet wurde.

Album-Cover Stereophonics, 2013

stylus records

Definitiv nichts gegen ein Schreibseminar dürfte dieser Mann haben: Christopher Owens. Wem der Name nichts sagt. Girls? Does this ring a bell? Die US-Band Girls, samt ihrem letzten unfassbar guten Album. Plötzlich war aber Schluss. Christopher Owens goes it on his own. Mit griechischer Mythologie hat er sich jetzt befasst, und mit Shakespeare: mit dem Mid Summer Night's Dream des großen Briten.

Darin kommt auch ein Lysander vor. Lysander ist verliebt, in Hermia, aber deren Vater will Lysander nicht als Boyfriend für die Tochter. Da rennen Hermia und Lysander davon, hinein in den tiefen Wald. "Lysandre" nennt Christopher Owens sein Album, und es ist ein Longplayer von atemberaubender Schönheit. Yes, indeed.

US-Musiker Christopher Owens

chris owens

Junger Mann, USA: Christopher Owens
  • FM4 Heartbeat: Montags 22-00 auf FM4, heute mit Eva Umbauer

Außerdem könnte sich unter anderen in der großen, heartshaped Heartbeat-Box Musik von Haight-Ashbury aus Schottland befinden, von Big Deal aus London, den Courteeners aus Manchester, John Grant aus den USA sowie vom französischen Schwerenöter Benjamin Biolay, der vergangenes Wochenende ein tolles Konzert in Wien - sein Österreich-Debut - spielte. Bis dann!