Erstellt am: 4. 2. 2013 - 17:00 Uhr
"Sweet Silence"
Barbara Morgenstern, Songwriterin, Geschichtenerzählerin und Performerin, kommt am 4.2. in FM4 Heartbeat zu Wort.
- FM4 Heartbeat, immer montags von 22-00
Ich mag die Musik von Barbara Morgenstern seit ihrem ersten Album "Fjorden". Das Blair-Witch-Project-artig anmutende Debüt der Berlinerin ist mehr als zwölf Jahre her. Mit "Sweet Silence" legte die aus dem Ruhrgebiet stammende Barbara Morgenstern letztes Jahr ihr bereits sechstes Album vor. Alleine, mit der Bahn reisend, samt Mischpult im Gepäck - das Keyboard für das Konzert stellt der jeweilige Veranstalter - ist Barbara Morgenstern unterwegs und spielt Konzerte. Wieder, denn Barbara wurde vor drei Jahren Mutter. Eines der neuen Stücke von Barbara Morgenstern, "Jump Into The Lifepool", ist davon beeinflusst.
Seit Masha in den Kindergarten geht, ist Barbara Morgenstern wieder vermehrt unterwegs. Kürzlich spielte sie in Wien, ein Konzert das Freude bereitete. La Morgenstern versteht es, ernst und tiefgründig zu sein, aber auch leichtfüßig und locker, und dann spingt sie auf und ruft "Der Dancefloor ist eröffnet!". Hurra. Barbara setzt sich wieder hin und haut in die Tasten. Ihre Coverversion von "Blackbird" von den Beatles darf bei diesem Auftritt auch nicht fehlen.

Morgenstern
Das aktuelle Album ist das erste von Barbara Morgenstern, auf dem sie komplett in englischer Sprache singt. "The Minimum Says" ist das einzige Stück - auf diesem eher minimalistischen, back to basics Album - das eine Gitarre enthält. Spielt Barbara Morgenstern eigentlich Gitarre, war sie je eine Art Folk-Mädchen? Sie lacht. Ja, im klassischen Lagerfeuer-Stil, etwa am Jungscharlager der Kirche, sonst aber eher nicht.
Von Hagen im Ruhrgebiet ging Barbara Morgenstern nach Hamburg. Das war in den 1990er Jahren, und damals ging man entweder nach Hamburg oder nach Köln. Das inzwischen übliche Nach-Berlin-Ziehen war damals noch nicht so. Der Grund für Barbara Morgenstern, Hamburg zu verlassen, war ein trauriger: Der Bassist der Band, in der sie spielte, verunglückte tödlich, in einem Auto auf dem Weg zu einem Konzert. Barbara war - mit dem Zug - bereits vorausgefahren. Bisher hat sie darüber nie gesprochen, jetzt hat sie einen Song darüber gemacht. Das orchestrale Stück auf ihrem - wie gesagt - sonst eher minimalistischen aktuellen Album heißt "Highway" und ist von diesen traumatischen Ereignissen inspiriert.

Morgenstern Barbara
This Woman´s Work

Monika Enterprises Berlin
CD-Tipp für Morgenstern-Einsteiger: das Compilation-Album "Fan No.2", erschienen 2010 bei Monika/Indigo. Das Stück "Camouflage", bei dem der große Brite Robert Wyatt mitsingt, ist auch darauf vertreten.
Barbara Morgenstern hat aber auch ein Publikum in Großbritannien oder gar Moskau und Kasachstan. Über Einladungen schmunzelt die sympathische Künstlerin, etwa vom deutschen Goethe-Institut. Als der neue Longplayer herauskam, und es zunächst ausschließlich deutsche Rezensionen gab, baten britische Morgenstern-Fans sogleich um englische Texte, sie würden schließlich auch gern wissen, was so geschrieben steht über "Sweet Silence".
Vom "unmistakable Berlin sound" schwärmt ein UK-Fan von Barbara Morgenstern, und ein anderer wünscht ihr ein größeres Publikum: "A well kept secret in Germany´s electronic world". Sieht Barbara Morgenstern ihre Musik ebenfalls weiterhin als "unmistakably Berlin"?
Nun ja, sie lebt und arbeitet in dieser Stadt, der sie am letzten Album auch einen Song widmete - "Come To Berlin" - und sie wurde, wie sie sagt, mit der großen Berlin-Electronic-Music-Welle zu einem internationalen Publikum gespült. Das neue Album wurde nicht zuletzt von Marco Haas, dem Shitkatapult-Label-Gründer und T-Raumschmiere-Mann im Studio abgemischt. Soviel zu Berlin. Soviel zum Urbanen, denn die Natur braucht Barbara Morgenstern nach wie vor. Sie sitzt zwar nicht mehr allein in einer einsamen Hütte, sondern fährt mittlerweile samt Familie im Oldschool-Wohnwagen durch die Gegend und macht so Ferien mit Mann und Tochter. Das Gefährt lenkt Barbara, ihr Mann hat keinen Führerschein.
Die deutsche Popkultur-Zeitschrift Spex schrieb vor wenigen Jahren über Barbara Morgenstern: "Ihre tief berührende Sprache vermag emotionale Momente für immer in große Worte fassen." Auf ihrem nächsten Album will Barbara Morgenstern auch wieder - trotz Beibehalten des Englischen - zur deutschen Sprache greifen. "Schließlich bin ich keine native speakerin", sagt sie, "und kann deshalb Dinge auf Englisch nicht immer so ausdrücken wie in der Muttersprache. Obwohl, auf Englisch singt es sich insgesamt leichter als auf Deutsch."
Heute im Heartbeat
Ein ausführliches Interview mit Barbara Morgenstern anlässlich ihres kürzlichen Wien-Besuchs mit dem aktuellen Album "Sweet Silence" könnt ihr ab 22 Uhr in FM4 Heartbeat mit Eva Umbauer hören.