Erstellt am: 15. 1. 2013 - 14:50 Uhr
Der vielseitigste Rapper Österreichs?

Def Ill
Während seine Schulkollegen noch von ihren Eltern ins Bett geschickt wurden, war Def Ill bereits Stammgast bei Hip-Hop-Jams in der Linzer Kapu und der Stadtwerkstatt. Mit 12 Jahren hatte er seinen ersten Gastauftritt im Intro des Texta-Songs "Verstanden" - noch vor dem Stimmbruch. Heute ist Def Ill einer der vielversprechendsten, produktivsten und spannendsten Rapper dieses Landes.
I can cuz i know
So heißt ein Titel auf "Reefa Mawdness", der von seinem musikalischen Langzeitpartner, dem Kärntner Produzenten und Rapper "Digga Mindz", produziert wurde. Die beiden haben unter dem Namen Ill Mindz letztes Jahr ein sehr empfehlenswertes Album namens "Real recognize real" veröffentlicht. Pure Rap-Musik, komplett befreit von charttauglichen Songstrukturen und Melodien. Kopfnicker-Musik, die sich gezielt an die so genannten "Heads" (also die Szene-Insider und Kenner) richtet. Damit wird man zwar nur in den seltensten Fällen reich und berühmt. Darauf erheben Def Ill & Digga Mindz aber sowieso keinen Anspruch.
Über Rap-Musik weiß Def Ill tatsächlich Bescheid, immerhin beschäftigt sich der heute 24-jährige schon mehr als die Hälfte seines Lebens mit Hip-Hop. Er ist ganz offensichtlich geprägt von der Linzer Szene und Künstlern wie Marqee alias Tibor Foco alias Kroko Jack (früher Teil der Mundart-Rap-Pioniere "Rückgrat"), Texta und Benedikt Walter (früher "Brotlose Kunst"). Das hört man in seinen Flows und in seinen Texten.
Wobei auch Reggae und Dancehall einen großen Stellenwert in seinem Leben haben und ihn in seiner Schreibtechnik beeinflussten. Mit seinem "Fireclath Soundsystem" lebt Def Ill seine Dancehall-Persönlichkeit als Alter Ego "Govenor General Rugged aka Ruffian" aus. Das kann man sich zum Beispiel in seiner eigenen "One Take Show" auf You Tube anschauen. Wie der Name schon sagt, wird da ohne Tricks gearbeitet, einfach Kamera drauf und los.
Der schnellste Rapper Österreichs?
Ja, zumindest ist mir niemand bekannt, der Def Ill diesbezüglich in den Schatten stellen könnte. Auch in punkto Vielseitigkeit ist der junge Linzer schwer zu toppen. Das hat er bereits mit seinen beiden "Ghostwriter"-Songs bewiesen: Def Ill schlüpft dabei in die Rolle diverser österreichischer Rapper (Kamp, MAdoppelT, Manuva, Texta, Gerard, die Vamummtn, etc) und imitiert deren Stimme, Flow und Schreibtechnik. Das macht er so beängstigend gut, dass manch imitierter Rapper sich davon "gedisst" bzw. persönlich beleidigt fühlt. Aber hört selbst.
Und hier noch ein Video zu "Stakkatoflow", in dem er Wörter wie aus einem Maschinengewehr abfeuert (der Song ist nicht auf "Reefa Mawdness").
Selbstreflexion, Kritik an Fehlentwicklungen des Systems und an den Herrschenden dieser Welt sind wiederkehrende Themen in den Texten von Def Ill.
Hier geht's zum offiziellen Blog von Def Ill.
Auf "Reefa Mawdness" (der Name stammt übrigens von einem alten, amerikanischen Anti-Drogen-Propaganda-Film) sind auch ein paar Gäste zu hören: Skero, Alice Harper, Agent Olivia Orange, Kinetical und Digga Mindz. Produziert wurde das Album von Def Ill selbst, einem Beatbastler namens Konstantin Diggn, Stixx und Tobrock.
Die Single des Albums läuft seit einigen Wochen in FM4-Rotation, seit kurzem kann man sich diverse Remixe auf der Bandcamp-Seite von Def Ill herunterladen.
Man wird von diesem talentierten Künstler aus Linz mit Sicherheit noch öfter hören.