Erstellt am: 15. 12. 2012 - 13:03 Uhr
What A Comeback!
Es war ein Scherz, eine kleine Spinnerei, die Louie Austen dazu gebracht hat, sein neues Album "What A Comeback!" zu betiteln. Damit dann alle Musikjournalisten genau diese Phrase immer und immer wieder in ihre Rezensionen einbauen mussten. Es sind genau jene verrückten Ideen, die den Wiener Jazz- und Barsänger dazu gebracht haben, im Laufe seiner Karriere wilde Hacken zu schlagen. Sei es geographisch (Floridsdorf - Afrika - USA - und Retour ins Wiener Hilton) oder musikalisch. Denn als Louie im Alter von 53 die elektronische Musik für sich entdeckte, war es um ihn und die fetten Beats geschehen.

Elsa Okazak
Zwischen Beat-Vulkan und Mega-Gefühlsmensch
Nachdem Louie Austen zu Beginn mit Mario Neugebauer und Patrik Pulsinger an seiner Dance-Club-Performance gefeilt hat, steht jetzt ein neues Team an der Seite des Energiebündels. Zum einen wäre da Joyce Muniz, laut Louie Austen "ein Vulkan" von einer Beat-Produzentin. Zum anderen begeistert sich der Crooner für den "Mega-Gefühlsmensch" Markus Dohelsky alias Shanti Roots und sein musikalisches Knowhow. Nicht zu vergessen Ken Cesar Sampson, mitverantwortlich für die Texte. Das alles führt auf "What A Comeback" zu einer frischen und extrem druckvollen Produktion.

Louie Austen
Mit "Tweedy Tweedy" ist der Einstieg in die neue Platte gewohnt locker, flockig mit einem swingenden Jazzansatz, wie man es von Louie Austen gewohnt ist. Es wirkt wie der Link zu dem Barsänger-Alter Ego, wobei zu einem geschmeidigen Gitarrensolo der treibende Housegroove dem Track einen ungeahnten Drive verleiht. Mit der zweiten Nummer ist Louie Austen mit seiner neuen Crew dann richtig angekommen. "Bed Of My Heart" ist deep, fett und wirklich extrem Club- und tanztauglich. Auch Louies Stimme und seine Art zu singen wird durch cleveres Treatment in eine Vocal-House-Sphäre gehoben. Am meisten fasziniert hier der sehr trockene Beat, der ambient-lastigen Trance-Flächen gegenübergestellt wird.
Das darauffolgende "Leanne" benötigt die ersten eineinhalb Minuten nur verhallte, zurückgenommene Stimmsamples und frickelige Schlagzeugbecken, die sich wie ein Soundteppich bis in die hinterste Gehörwindung ausbreiten. Mit Einsatz des recht dünn gehaltenen Beats erhält die Nummer einen hypnotischen Sog, der dann mit "By Night" sein extatisches und minimalistisches Tanz-Pendant erhält. Erst bei "Shake Your Bones" wird wieder zu jazzigen Elementen gegriffen, wobei diese in Form von stilischen Samples über den Housegroove gelegt werden. Stimmlich wird Louie Austen hier von Sängerin Sista Sadie unterstützt, die dem Track einen 1950ies Flair verschafft.

Elsa Okazak
Die neue Liebesmaschine
Entspannt und mit einer von Coolness durchdrungenen Lässigkeit gehen Joyse Muniz, Shanti Roots und Louie Austen an einen Klassiker des österreichischen Funk-Grooves. Die Coverversion von "Love Maschine" von Supermax alias Kurt Hauenstein, der letztes Jahr verstorben ist, kommt an der Oberfläche ohne die prägnante Basslinie aus, die den Song eigentlich definiert. Louies Part ist auch nicht der des selbstbewussten Womanizers, sondern der Crooner sieht sich eher in der Rolle des "Frauenflüsterers". In diesem Fall geht das Konzept auf, auch wenn eine gewisse Unruhe während den knapp sechs Minuten unter den loungigen Beats zu brodeln scheint und man sich gegen Ende doch einen energischen Ausbruch wünscht.

Peter Grillmair
Neben der hedonistischen Partyseite des Albums geht es - wie bei Louie Austen eigentlich immer - um die Liebe. Nicht vordergründig auf der Liebesbeziehungsebene, sondern auf einer viel umfassenderen. Denn wenn man den Wiener Sänger und Musiker danach fragt, wie er sich trotz Krisenzeiten immer wieder selbst aus den Sumpf ziehen konnte, ist die Antwort eine ganz einfache und zugleich wohl die größte Aufgabe von uns allen. Louies Motto lautet: Liebe das Leben. So simpel und banal das klingen mag, so weiß der Crooner auch, wie schwer es ist, diesem Lebensgrundsatz immer wieder zu folgen. Nach seiner Meinung gibt es nämlich keine erfolglosen Menschen, sondern nur entmutigte. Und Erfolg ist eben, "einmal mehr auszustehen, als man in die Goschen bekommen hat". Es geht darum schätzen zu lernen, dass wir leben. Und das passt wiederum gut zu dem Albumtitel "What A Comeback!", denn intuitiv spürt man auf dieser Platte, dass Louie Austen erneut einen neuen Weg gefunden hat, sein Leben ein Stück mehr zu lieben.
Tipp
Am Samstag 15. Dezember hören wir uns in FM4 Connected (ab 13.00 Uhr) mit Louie Austen durch sein neues Album "What A Comeback".
Im FM4 Soundpark in der Nacht vom Sonntag 16. Dezember auf Montag 17. Dezember könnt ihr dann ein langes Interview mit Louie Austen und einige seiner neuen Songs hören (zwischen 5.00 und 6.00 Uhr früh und später als Stream on Demand).