Erstellt am: 6. 12. 2012 - 18:11 Uhr
Die Antithese zu Hemingway
Destroyed, But Not Defeated. Zerstört, aber nicht besiegt. Wäre es umgekehrt nicht besser? Das fragt sich auch das Trio, das den Bandnamen aus Ernest Hemingways Fischer-Novelle The Old Man and the Sea entnommen hat.

Niko Ostermann
Zerstört sind Sänger und Gitarrist Lelo Brossman, Bassist Markus Reiter und Sänger und Schlagzeuger Ian Miller auch nach zahlreichen Band-Break-Ups nicht. Jeder hat zuvor in unterschiedlichen Formationen seine Erfahrungen gesammelt. Deshalb sie sind vielleicht nicht mehr so blauäugig und idealistisch wie in ihren Anfangstagen, als sie noch vom Weltruhm und dem Bad in den Millionen geträumt haben.
Diese Illusionen haben sie als "Gitarren-Söldner" für Kreisky und Shy, wohlstandsverwahrloste Arbeitslose und Nichtschwimmer mittlerweile hinter sich gelassen. Trotzdem klingt das Debüt-Album dieser erfahrenen Band, bis auf manche Texte wie "The Malaise Song", weitgehend frustfrei. Destroyed But Not Defeated besingen das Alltägliche des Lebens: ein verpasster Zug hier, ein altes Lokal da, Heimweh, Erinnerungen an die Großmutter, verpackt in solides Gitarrengeschrammel und lässig aus dem Ärmel geschüttelten Melodien zum Mitwippen, Shoegazen und Schmusen.
Destroyed But Not Defeated müssen niemand etwas beweisen. Ihr Rock´n´Roll paart sich mit einer guten Portion Selbstironie. Denn die Drei machen sich gerne über sich selber, mitunter auch über ihre verflossenen Lieben lustig, die jetzt Babyfotos in ihren Facebook-Profilen posten.
Ähnlichkeiten mit Hüsker Dü
Eine Referenz, die sich nicht nur wegen dem Sound, sondern auch der Bandkonstellation mit einem singenden Schlagzeuger und singenden Gitarrist naheliegt, ist die US-amerikanische Post-Hardcore-Band Hüsker Dü.
Sänger Ian Miller, selbst Amerikaner, ist der größte Hüsker Dü Fan in der Band und findet diesen Vergleich nachvollziehbar. Er hat in den USA selbst in zahlreichen Hardcore-Punk-Bands gespielt, die bekannteste war wohl Varsity Drag des Lemonheads-Sängers Ben Deily, bevor er die Gitarre an den Nagel gehängt hat.
Er hat ein Landwirtschafts-Studium begonnen, das ihn 2005 für ein Praktikum nach Kärnten geführt hat, wo er Lelo kennenlernte. Sechs Jahre später kam er mit seiner Frau, einer Österreicherin, in ihre Heimat zurück und gründete gemeinsam mit Lelo Destroyed But Not Defeated.
Lelo ist auch einer der Betreiber von Wohnzimmer Records, auf dem das aktuelle Album erschienen ist. Auch er hat wie seine Kollegen zahlreiche Banderfahrungen wie z.B. bei Litterbox und Heinz gesammelt. Bassist Markus war zuvor bei The Maybe Man und Mord und überzeugte Lelo und Ian durch jugendlichen Esprit und beindruckende Performancequalitäten, die er auch bei dem Video von "Lost in Translation" im sexy Overall unter Beweis stellt. Von denen kann man sich das nächste Mal am 11. Dezember live im Wiener Fluc überzeugen.