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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

29. 11. 2012 - 20:06

Philanthropische SnowboarderInnen

Die Mitglieder des Cappuccino Club in Innsbruck wollen nicht nur Snowboarden, sondern in der Welt auch gute Spuren hinterlassen. Mit einem Projekt in Afrika zum Beispiel.

Das Vorurteil über Sportler im Allgemeinen und Snowboarder im Speziellen ist ja, dass sie nicht wirklich über ihren Tellerrand hinausblicken, sondern nur die Action am Berg oder die Party im Tal sehen. Doch wie die meisten Vorurteile greift auch dieses zu kurz, wie die Mitglieder des Innsbrucker Cappuccino Clubs mit ihrem karitativen Einsatz seit sechs Jahren beweisen.

Vor circa sechs Jahren haben sich Snowboarder meist in Crews zusammen gefunden, um im Boomsport Snowboarden präsenter zu sein und auch, um in Videocontests mitzumachen, was auch der Cappuccino Club beherzigt hat.

So sah Snowboarden 2007 aus.

Doch die GründerInnen des Cappuccino Club wollten schon von vorne herein mehr als nur gute Videos zu machen, oder Contests zu fahren, wie Obmann Hannes "Pommes" Fritzer erzählt. Sie wollten auf dieser Welt gute Spuren hinterlassen, etwa dadurch, dass sie notleidenden Kindern helfen.

Snowboardequipment für benachteiligte Jugendliche

In Tirol wirkt sich dieses Engagement so aus, dass sie finanziell benachteiligte Jugendliche mit Snowboardequipment ausstatten. Gesponserte RiderInnen bekommen haufenweise Kleidung und Boards von ihren Ausrüstern, müssen immer die neueste Kollektion tragen, dürfen die getragenen Sachen aber nicht weiterverkaufen. Der Cappuccino Club sammelt diesen Überschuss und gibt ihn an Menschen weiter, die normalerweise, durch die finanziellen Hürden, keine Kunden der Snowboardindustrie sind.

Ein Wandkalender für Entwicklungshilfe

Doch der Cappuccino Club engagiert sich nicht nur in Tirol, sondern auch international. In den letzten Jahren hat er Wassertank für Waisenkinder in Uganda gestiftet, eine Bibliothek in Bolivien und in Kirgisistan haben sie Hilfe zur Selbsthilfe angeleitet. Die Hauptfinanzierungsquelle für diese Projekte ist ein Wandkalender, den die Clubmitglieder und Freunde jedes Jahr aufwändig von Hand produzieren. Letztes Jahr hat das so ausgesehen.

Heuer ist der Kalender außen wie eine Schultafel gestaltet, auf der man mit dem mitgelieferten Kreidestift Nachrichten für seine MitbewohnerInnen hinterlassen kann. Innen kann man sehen, wie sich SportlerInnen in Tirol austoben und zwar nicht nur auf Snowboards, denn auch auch die Perspektiven des Cappuccino-Clubs haben sich ein wenig verschoben. Ein halbes Jahr Winter ist genug, finden sie, und so entdeckt man auch Klettern, Longboarden, Surfen, Slacklinen oder Mountainbike-Downhill im Kalender.

Snowboardprofis wie Julia Baumgartner sind zwar immer noch auf der Suche nach den schönsten Kickern im Backcountry, aber daneben ist jetzt etwa auch Platz für Kletter-Ass Bernd Zangerl, der an einem Boulderproblem feilt. Ausgehend von diesen Sportbildern machen sich junge KünstlerInnen und GrafikerInnen an deren Veredelung. Für Hannes Fritzer ist der Kalender damit zumindest eine "Win-win-win-Situation": Die SportlerInnen können sich und ihre Sponsoren präsentieren, die GrafikerInnen stellen ihre Arbeit in die Auslage, die KäuferInnen bekommen ein Produkt, das aus dem Alltäglichen hervorsticht und da die Produktionskosten des Kalenders durch Sponsoren gedeckt sind, fließen 100% des Kalenderpreises in das Charity-Projekt.

http://www.cappuccino-club.org

Das aktuelle Projekt des Cappucino Clubs ist wie die anderen zuvor handverlesen. Die Mitglieder haben stets Projekte unterstützt, zu denen sie einen persönlichen Bezug hatten. Meist war jemand aus dem Verein schon vor Ort, und hat sich von der Sinnhaftigkeit und der Nachhaltigkeit der Projekte überzeugt.

Dieses Jahr wird einem Dorf in Tansania Werkzeug und Know-How zur Verfügung gestellt, um eine bereits gefasste Quelle richtig zu warten. Einem anderen Dorf werden Solarlampen zur Verfügung gestellt, damit die Kinder, die untertags auf dem Feld arbeiten müssen, am Abend für die Schule lernen können. Bei beiden Projekten arbeiten sie mit der Vorarlberger Eine Welt Gruppe zusammen.

Der Kalender ist ab sofort im X-Double in Innsbruck erhältlich, im Subway Snowboardshop in Kaprun, im Sixxa Store in Wien oder direkt über die Website des Cappuccino Clubs.

Release Party im Weekender-Club

Am Freitag, 30.11., wird der Charity Kalender im Weekender-Club in Innsbruck präsentiert. Für den Sound sorgen die Wax Wreckaz, los geht es um 22:00. Auch die Einnahmen der Party werden für das Projekt in Tansania gespendet.

P.S: Female Shredders

Julia Baumgartner aus dem Kaunertal ist nicht nur engagiertes Cappuccino Club Mitglied, sondern auch eine der besten österreichischen Snowboarderinnen. Mit den in Innsbruck ansässigen Lipstick Productions hat sie heuer einen Snowboardfilm gedreht, bei dem sowohl vor als auch hinter der Kamera ausschließlich Frauen waren. Herausgekommen ist mit "Eurotic" ein Film, der die Snowboard-Szene nicht ganz so bierernst nimmt und auch die vorherrschenden Geschlechter-Klischees parodiert. Seit dieser Woche ist der Film in voller Länge online zu sehen.