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Katharina Seidler

Raschelnde Buchseiten und ratternde Beats, von Glitzerkugeln und Laserlichtern: Geschichten aus der Discommunity.

18. 10. 2012 - 19:02

Ein Name, den man sich merken muss

Der junge Däne Rangleklods schlägt sich im Fahrtwasser skandinavischer Künstler wie Trentemøller und Röyksopp eine ganz eigene Schneise. Er wird auf seinem Weg nach oben nicht aufzuhalten sein.

Rangleklods Albumcover

Rangleklods

"Beekeeper", das Debütalbum von Rangleklods, erscheint am 19.10.2012 via Schönwetter Schallplatten/Ink. Den Download der EP "Home" gibts auch dazu.

Man sinnt über Dänemark nach und sagt möglicherweise: ein kleines Land, ziemlich klein, es ist schön und freundlich, es gibt Roskilde, eine Königsfamilie und irgendwie gehört Grönland auch dazu. Dann denkt man weiter und an die dortige Popmusikszene und sagt auf einmal When Saints Go Machine, Trentemøller, Efterklang, Fallulah, Oh Land, I got you on tape, Reptile Youth, Vinnie Who, Sleep Party People, Darkness Falls und hat, Hoppla!, ohne große Anstrengung zehn gute, dänische Popacts im Kopf.

Was dort alles richtig läuft, das muss man erst einmal in Ruhe analysieren. "Es gibt ein gutes Förderungssystem", sagt Esben Andersen, "aber vor allem entsteht dort, wo es bereits viel Gutes gibt, auch umso mehr Neues." Unter seinem Künstlernamen Rangleklods ist er gerade dabei, die lange Liste dänischer Musiker um einen Eintrag zu erweitern. Man wird ihn auch ohne Zuhilfenahme von Google als großen dänischen Popmusiker wahrnehmen, um sich mit dieser Prophezeiung dem Tenor der ersten Kritiken zu seinem demnächst erscheinenden Debütalbum anzuschließen. Man wird seinen Namen fehlerfrei aussprechen können, soviel ist sicher.

Rangleklods hinter einer Glasscheibe

Jonas Bang

"Rangleklods."- "Excuse me?" - "Rangleklods." - "How do you spell that?"

Das zentrale Element in der Musik von Rangleklods ist seine Stimme, eine sehr klare, sonore Stimme, die auf der Bühne jeden Ton präzise setzt und mühelos zwischen den Klangfarben-Eckpfeilern Ian Curtis und Chris Martin wechseln kann. Rund um diese Stimme baut Andersen ein elektronisches Geflecht aus Beats, Melodie-Elementen und Glöckchen, verschiedenen Spielarten von House, Dubstep und Electropop und der, es ist wahr, unpeinlichen Verwendung von akustischer und elektrischer Gitarre. Er baut es im Alleingang, auch wenn das Projekt Rangleklods auf der Bühne je nach Lust, Laune und Rahmen auf bis zur vier Bandmitglieder anwachsen kann.

Rangleklods hält mit einer Hand seinen Hemdkragen zu.

Jonas Bang

Dieser Mann denkt sich so schöne Sätze aus wie "Every time I cough it's like I taste you".

Das Nachdenken über elektronische Musik betreibt Andersen ernsthaft und kontemplativ, nicht nur als Uniprofessor für elektronische Musik, auch das ist wahr, sondern vor allem in jahrelangem Selbststudium, Selbstausprobieren, Selbstüberlegen, Sichselbstfinden auch, wenn man so will. Das Kunstwerk Rangleklods ist nämlich nicht nur musikalisch, sondern auch ästhetisch und inhaltlich perfekt ausgefeilt.

Andersen hat sich dafür eineinhalb Jahre Zeit genommen, die er in Berlin verbracht hat. Einsaugen der dortigen Clubszene, Aufräumen in der eigenen Ideenwelt, Betrachten des dänischen Musikgeschehens von außen, um dann zu dem Schluss zu kommen, "dass ich nirgendwo eingeordnet werden möchte". Er blinzelt nicht, während er das sagt.

"Ich möchte keine Musik für einen bestimmten Markt oder eine bestimmte Szene machen." Das Jahr 2012 ist für Rangleklods, auch wenn man es als Musiker schwieriger hat denn je, die ideale Zeit, um Künstler zu sein, denn die Grenzenlosigkeit zwischen den Musikstilen ist auch die Grenzenlosigkeit zwischen den Menschen, die er erreicht. Es ist ein globales Publikum, an das sich Rangleklods mit seiner Musik richtet, und man findet es im Berliner Club ebenso wie vor der großen Festivalbühne in Asien. Dass das Debütalbum "Beekeeper" - auch hinter der Bienensymbolik und dem Hexagon versteckt er wenig überraschend allerhand Bedeutung - in erster Linie im Eigenverlag ohne Label im Rücken erscheint (und dann in die jeweiligen Länder durch verschiedene Labels vertrieben wird), ist da nur logische Konsequenz.

Der Computer, Andersens Lieblingsmusikwerkzeug, wird auf der Bühne durch eine Unzahl von externen Controllern zum Instrument. Einen davon, eine Art Theremin, hat er selbst gebaut und findet nicht einmal groß etwas dabei: "Es war einfach und billig. Es macht Spaß, ihn zu spielen."

Bleibt noch die Frage nach dem Namen. Er bedeutet nichts und lässt sich vom Klang her keinem Musikstil zuordnen, was ihm als Musiker größere Freiheit verleiht. Es gibt auch keine korrekte Aussprache, aber Andersen mag den leicht verunsicherten Blick der Menschen, wenn sie ihn zu ihm sagen: Rangleklods. Bald wird das Wort kein Problem mehr sein.

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