Erstellt am: 10. 10. 2012 - 10:20 Uhr
Mut zur Innovation
Casper hat ein turbulentes Jahr hinter sich: Der Bielefelder Rapper, der in Amerika aufgewachsen ist und 2011 mit "XOXO" ein äußerst erfolgreiches Album veröffentlicht hat, füllt bei seinen Konzerten mittlerweile große Hallen mit kreischenden Fans. Damit macht man sich bekanntlich nicht nur Freunde: Casper sei Emo-Rap, nicht "real", trage zu enge Jeans und überhaupt sei das alles viel zu kommerziell und "wack". So in etwa lauten die Vorwürfe der überkorrekten Hip Hop-Polizei.
Mut zur Innovation
Rap-Musik wurde in den 70er und 80er Jahren von Künstlern wie Kurtis Blow, Public Enemy, Run DMC, den Beastie Boys und zahlreichen anderen kreativen Köpfen fast täglich um eine neue Facette bereichert. Gescratchte E-Gitarren, gesungene Refrains, komplexe Sample-Kollagen, etc. Jede Band hatte ihre individuelle Sound-Ästhetik und die dazu passenden Outfits. Es war genau diese Vielfalt, die so viele junge Menschen in ihren Bann gezogen und Hip Hop zu einer weltweiten Subkultur hat wachsen lassen.
Casper in Österreich
12.10.12: Posthof, Linz (bereits ausverkauft)
13.10.12: Rockhouse, Salzburg
14.10.12: Gasometer, Wien (gemeinsam mit Krafklub).
Casper hat im Grunde nichts anderes gemacht. Nach Jahren der künstlerischen Selbstfindung zwischen Rap-Musik und Punk bzw. Hardcore, hat er irgendwann jenen Stil entwickelt, mit dem er letztes Jahr den Zeitgeist getroffen hat. Seine autobiografischen Texte über Probleme als Scheidungskind, vorsichtig formulierte Systemkritik, der Look seiner Videos und die zum Teil pathetisch-produzierten Instrumentals bieten eine optimale Projektionsfläche. Es sind vor allem Kids der "Generation Praktikum", die seit Jahren mit Hiobsbotschaften über die eigenen Zukunftsperspektiven und die Wirtschaftskrise verunsichert werden, die sich mit Caspers Texten identifizieren können.
Der Druck steigt
Casper hat ein gutes und vor allem geschäftstüchtiges Team um sich geschart. Die Idee, 2012 gleich noch eine Live-DVD von der "XOXO"-Tour zu veröffentlichen, war in Zeiten sinkender Tonträger-Verkäufe ein sehr smarter Move.
Man mag seine Musik, seine kratzende Stimme und seinen Look schätzen oder auch nicht: Was man Casper definitiv nicht absprechen kann, ist die Tatsache, dass er dringend nötigen, frischen Wind in die deutschsprachige Rap-Landschaft gebracht und die Szene bereichert hat.