Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Forever Bon Iver Ago"

Susi Ondrušová

Preview / Review

2. 8. 2012 - 14:53

Forever Bon Iver Ago

Das erste Österreich-Konzert des Grammy-gekrönten Kopfstimme-Sängers mit dreieckigem Bart.

Unparteiisch bin ich nicht. Justin Vernon hat 2008 ein Album veröffentlicht, das all das vereint, was man als Singer/Songwriter Fan liebt: Melodien und Geschichten. Eine unglaubliche durch Höhen und Tiefen wandernde Stimme. Ja, ein bisschen Wald war dabei, ein bisschen Mitklatschen, ein bisschen "my my my my my my".

Bon Iver

Nikolaus Ostermann

Ich hab den guten Mann 2009 bei einem Festival in einer hellen Halle mit ein paar tausend Briten gesehen und hab das erste Mal mein Handy gezückt, um tatsächlich mein erstes peinlich verwackeltes Video aufzunehmen von einer kollektiven "The Wolves (Act I and II)" Gesangseinlage die nur noch in der Erinnerung schön war, weil Videos am Handy sind wirklich zu nichts anderem gut als Turnübung bei Konzerten.

Dazwischen passierte ein bisschen Leben und kaum schaut man nicht hin ist Justin Vernon schon der weiß gekleidete Autotune Buddy vom Kanye West. Und man ist sich bis gestern, heute und sicher auch morgen nicht mehr sicher, welche Version von "Woods" die bessere ist. Dann ist man in Berlin beim Konzert und zwängt sich zwischen die Reihen, um die Bandmitglieder von Bon Iver zu zählen. Das Quartett war einmal. Mit dem zweiten selbstbetitelten Album sind Bon Iver zu neunt unterwegs. Eine Geige, zwei Schlagzeuger (einer davon Sean Carey - dessen Soloalbum ich nur jedem empfehlen kann), Colin Stetson, der Mann mit dem Bass Saxophon und der Rest wechselte sich an den Saiten, Tasten und vor allem an den Blasinstrumenten ab.

Bon Iver

Nikolaus Ostermann

Unparteiisch war ich also nicht als ich gestern in die Arena gepilgert bin, um mit meinen Fan-Scheuklappen das Konzert gut zu finden. Ja, die Bläser waren zu leise, die Geige teilweise zu laut, die Phil Collins ft. Genesis ft. Peter Gabriel-Momente waren nicht nur erst bei der letzten Nummer "Beth/Rest" weichspülend auffallend und "gerockt" wurde, wie mir ein Begleiter versucht hat zu erklären, auf die peinlichste Neil Young-Art. Aber an meinen Ohren ist Hopfen und Malz und alle anderen Ingredienzen für eine seriöse Berichterstattung verloren.

Das geloopte "Woods" war unglaublich, die Bläser bei "Blood Bank" ein Wahnsinn, "Minnesota, WI" war perfekt und bei "Hinnom TX" bin ich quasi nur noch aus antrainierter Gewohnheit auf beiden Füssen gestanden und nicht schwebend ins All verschollen. Yep, von mir erfährt ihr heute nichts Aufschlussreicheres fundiert Fazithaftes mehr, als mir hat‘s urgut gefallen. Schrummelschrammeltatütatalalalaaa.

Bon Iver

Nikolaus Ostermann

Kollegin Daniela Derntl hat sich beim gestrigen Publikum umgehört, um rauszufinden welchen Aufnahmeort die Besucherinnen Bon Iver für sein nächstes Album so empfehlen

Publikum Bon Iver