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Michael Fiedler

Politik und Spiele, Kultur und Gegenöffentlichkeit.

27. 5. 2012 - 08:40

Linzfest is...

Gestern volles Programm auf der FM4-Bühne beim Linzfest 2012. Mit programmatischen Mängeln. Und Fotos.

Mit dem Untertitel vom Linzfest 2012 sind etliche Beteiligte nicht besonders zufrieden. Der lautet "Weltmusik 2.0" und abgesehen davon, dass "2.0" ein ziemlich alter Hut ist, der in sämtlichen Kontexten und Abwandlungen schon wiedergekäut worden ist und verdaut sein sollte, ist er in diesem Zusammenhang auch noch falsch. Das wäre dann nach moderner Lesart eine kollaborative Form der Weltmusik. Das ist aber nicht gemeint, sondern laut Programmheft eine "neue, unbekümmerte Art, mit traditionellen Rhythmen und Musiken umzugehen. Die Linzer Attenger zeigen´s vor..." Nur dass Attwenger schon seit 21 Jahren bestehen, wenngleich sie immer noch eine wilde, wütende Frische aufweisen.

Vom Zeltplatz bis Backstage

Der Titel also etwas unglücklich gewählt, das Dahinter aber großteils sehr erfrischend. Als nachhaltiges Green Event mit "Müllsalon", extra aufgestellten Fahrradparkplätzen und Lebensmitteln aus der Region. Jede Menge Konzerte, DJ-Sets und Workshops.

FM4 hat am Samstag mit Binder&Krieglstein, Makossa&Megablast, Shantel & das Bucovina Club Orkestar und besagten Attwenger den Titel also bestmöglich erfüllt, wobei letztere auch noch von Harri Stojka unterstützt werden, was quasi die Kür der "Weltmusik 2.0" darstellt.

Die Sängerin von Binder&Krieglstein in Pose

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Andreas Kepplinger hat noch mehr Fotos von der FM4-Bühne geschossen.

Der Abend startet also mit Binder&Krieglstein, die völlig begeistert davon sind, dass es ein paar hundert Meter weiter die Human Power Station gibt, wo Elektrogeräte durch Fahrradfahren mit Strom versorgt werden. Sängerin Makki erzählt danach, dass sie wegen einem gebrochenen Bein das letzte Österreich-Konzert von Giant Sand versäumt hat und am Sonntag leider auch keine Zeit hat. Dafür hat sie ein Autogramm bekommen. Auch schön. Binder&Krieglstein lassen jedenfalls eine angeregt-fröhliche Menge zurück, die schon auf Makossa&Megablast wartet.

Makossa&Megablast samt Sängerin und Sänger

Silvia Scheiblhofer Radio FM4

Während sich die Musiktüftler im Hintergrund hielten, haben OG Spiritual Godess und Hubert Tubbs Stimmbänder wie Hüften schwingen lassen. In den Sonnenuntergang tanzen nach Strandtradition.

Shantel lehnt sich weit ins Publikum, bevor er die Crowd surft.

Silvia Scheiblhofer Radio FM4

Der dann folgende Herr und seine Kollegas sind ein Phänomen für sich. "Den stellst du irgendwohin und der rockt das Haus." sagt Mari Lang und sie hat Recht. Vom alten Ehepaar bis zu kleinen Kindern - alles lächelt, alles singt mit. Auch von der Tanzstilseite her ist alles erlaubt, auch Headbangen, auch schunkeln. Und das passt gut. Ein Bad in der Menge muss man sich als Superstar erst einmal trauen - aber Shantel genießt das richtig. Sein persönlicher Crowd-Surfing-Buddy wirkt allerdings ein wenig verzweifelt, als er wieder aus dem Moshpit kommt.

Shantel in der Menge

Silvia Scheiblhofer Radio FM4

Suchbild mit Stefan Hantel
Die Polizei bei der Lärmmessung

Silvia Scheiblhofer Radio FM4

Die Headliner holen uns nach der Paprika-Party wieder auf den Boden zurück. Die bittere Realitätspille wird zum Glück mit einem Zuckerguß aus Ziehharmonikamusik und oberösterreichischen Dialekt verabreicht. Bei Attwenger kommt man drauf, dass man sich auch zu ernsten Texten rhythmisch bewegen darf. Selbst wenn gleich die Polizei kommt und eine Lautstärkenmessung durchführt. Hans-Peter Falkner meint lakonisch: "Schreits amoi gonz laut. Für die Polizei." Es folgt das Getöse des Abends.
Dass Harri Stoika für ein paar Lieder auf die Bühne kommt, ist quasi schon Zugabe und wenn die Buben dann Kaklakariada spielen, während der Songcontest in vollem Gange ist, der auf FM4 und im Zweikanalton des ORF-Fernsehens von Stermann und Grissemann kommentiert wird, ist schlicht ein Wahnsinn. Als hätten sie das Lied auf diesen Abend hin geschrieben.

Attwenger in Action

Silvia Scheiblhofer Radio FM4

Heute, Sonntag, spielen auf der Open-Air-Bühne im Donaupark als Headliner um 21:30 Uhr Giant Giant Sand. Das ist die erweiterte Version von Giant Sand und die wiederum Vorgänger und Wegbereiter von Calexico. Mastermind Howe Gelb ist übrigens in Connected in einem Interview zu hören.

Und Radio FM4 überträgt Livesets vom Freitag in der Homebase Parade am Montag, 28. Mai.