Erstellt am: 23. 5. 2012 - 14:20 Uhr
Dandy Warhols: This Machine
Schon 18 Jahre sind sie im Einsatz für psychedelische Weltanschauung und dazugehörigen Lebensstil. Eine kompromisslose Liebe zur Ästhetik der Sechzigerjahre treibt sie an. Der verdanken sie unzählige Höhenflüge, aber wahrscheinlich auch mindestens genau so viel Krisen.

Dandy Warhols
1995 veröffentlicht die charismatische Band rund um den Posterboy Courtney Taylor-Taylor ihre erste Platte. Im Taumel der Britpopphase erwischt die Band recht schnell einen Plattenvertrag bei einer großen Firma und kann sich in den nächsten Jahren mit den Hits "Every Day Should Be A Holiday" und dem unverschämten "Not If You Were The Last Junkie On Earth" sehr schnell einen Platz in der pulsierenden Indierockwelt erobern.
Alternative Power To The People
Die Dandy Warhols hantieren zwar mit den gleichen Zutaten wie ihre Kollegen aus dem britischen Königreich, aber sie sind ungezogener, schmutziger, kaputter und sexier sowieso. Das Kokettieren mit Rausch und Drogen und einer gleichzeitig verspielten, beinahe unschuldigen Aura aus kindlicher Naivität evoziert einen ganz besonderen Reiz. Kein Wunder, dass Sixties-Nerd und Weirdo Genesis P. Orridge von Throbbing Gristle einen Narren an der Band frisst. Aber das ist eine andere Geschichte und kann man in dem wahnsinnigen Doku-Film "Dig" über die Dandy Warhols und das Brian Jonestown Massacre nachsehen.

Dandy Warhols
Im Jahr 2000 wird dann der Monsterhit "Bohemian Like You" aus dem Album "Thirteen Tales From Urban Bohemia" ausgekoppelt und auch gleich Vodafone für eine Werbung verkauft. Die Resonanz ist gewaltig. Der wasserdichte Song sprengt alle Grenzen und landet in Hörgängen die im richtigen Leben einen gewaltigen Bogen um die Dandy Warhols machen würden.
Die Dandy Warhols reagieren mit der einzig richtigen Strategie um danach als Band überleben zu können. Sie machen mit Nick Rhodes von Duran Duran ein Synthpopalbum und schmieren mit Melodien nur so herum. Danach folgt der Kater nach dem großen Eskapismus und die Dandy Warhols reisen wieder zurück zu ihrer Homebase aus den Sechzigerjahren. Man wendet sich mit drei Platten schroffem Krautrock und bluesigem Songwriter-Rock zu. Stehts edgy, aber abgeklärt wie Keith Richards. Die Dandy Warhols werden also endlich das was sie immer werden wollten.

Dandy Warhols
Und nun also die Platte die nach Heimkommen und Auflösung gleichzeitig klingt. Auf der neuen Arbeit "This Machine" bündelt die klassische Indierockband noch einmal alle ihre Qualtitäten. Courtney Taylor-Taylor setzt seine Stimme wieder mal (allerdings auf erwachsene Art) als Sextoy ein, die Band spielt dazu einen psychedelischen Bluesrock und wird zu einer alternativen upgedateten Version von den guten Momenten der Hippie-Dinosaurier Grateful Dead.
Melodien können die Dandy Warhols im Schlaf niesen, deshalb lieben sie es auch ihre Ideen niemals auszuformulieren. Vieles wird angedeutet, es regiert die Zurückhaltung und das Nicht-Spiel. Eine Attitüde, die die Dandy Warhols seit ihrem Bohemian Like You-Unfall konsequent kultiviert haben. Das kann manchmal auch unbefriedigen. "This Machine" ist ein permanentes Cockteasing um im Sextalk zu bleiben.
Für Leute für die das Spiel davor und danach allerdings auch sehr wertschätzen, ist die Platte perfekt.