Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Innsbrooklyn Bounce"

Daniela Derntl

Diggin' Diversity

6. 5. 2012 - 13:13

Innsbrooklyn Bounce

Wenn man mehr Zeit auf der Straße verbringt, als im Club: Ein Nachtspaziergang durch die Soundcity Innsbruck.

Stundenpläne, ich hab euch nicht vermisst.

Schon gar nicht bei der Abendgestaltung. Mein Excel-Listen-befreites Gemüt quittiert den umfangreichen Soundcity-Timetable mit der Beklemmung eines nebelverhangenen Talkessels. Um zwölf Locations in einer Nacht zu schaffen, muss schon ein mobiles Sauerstoff-Zelt in einer Rikscha oder zumindest die Aussicht auf eine goldene Wandernadel her.

Dela Dap!

Daniela Derntl

!Dela Dap im Treibhaus

Treibhaus:

Mit einem Stadtplan und einem weiteren orientierungsstiftenden Schummelzettel bestückt, lasse ich mich vom Treibhaus aus durch die Nacht treiben.

Dort eröffnen !Dela Dap mit blank-polierter Balkan-Folklore den Konzertreigen. Russendisko und Electro-Swing im Hauptabendprogramm, Hoi Hoi Hoi! Das Publikum ist anfangs zögerlich, doch im Verlauf des Konzerts soll es angeblich zu einer immensen Steigerung der Band und der Stimmung im Saal gekommen sein. Das habe ich allerdings nicht mehr mitbekommen, denn ich bin der Aufforderung der Sängerin Melinda Stoika, „Come on, let´s go“ nachgekommen und ziehe weiter ins PMK. The Place for Indie-Punk-Rock and Mile Me Deaf.

Mile Me Deaf

Daniela Derntl

Mile Me Deaf im PMK

PMK:

„Mile Me Deaf ist eine Scheißgute Pop-Band, die einfach Punkrock im Arsch hat“, diese klare Ansage sprudelt nach dem Konzert aus einem begeisterten Fan, das vor vier Personen begonnen und vor vollem Haus mit einem Ramones/Beach Boys-Cover von „Do you wanna dance?“ geendet hat.

Strahlend wie eine Diskokugel, knackig wie ein Soletti scheppern und shoegazen Mile Me Deaf im PMK, und ein fast ausschließlich weiblicher Moshpit spricht wohl Bände für die Band rund um Wolfgang Möstl, der auch bei Killed by 9 Volt Batteries und den Sex Jams für gepflegte Garagen-Gitarren und rumpelende Rhythmen verantwortlich ist.

Mile Me Deaf

Daniela Derntl

Sänger Wolfgang Möstl

Das Debüt-Album „Eat Skull“ erscheint Anfang Juni. Siluh und Fettkakao Records teilen sich dabei die Label-Arbeit und den künftigen Ruhm der Band. Unbedingt anschauen und anhören! Empfehlung!

Soundcity Innsbruck

Daniela Derntl

Front Row Girls
soundcity

Daniela Derntl

Stadtsaal:

Schade, Allen Alexis habe ich verpasst. Ich höre nur noch die letzten Klänge im vollen Stadtsaal, dann übernehmen die Young Punx mit der Titelmelodie von „Zurück in die Zukunft“ den Floor, der sukzessive leerer wird. Die Young Punx sind nicht Fisch, nicht Fleisch, sondern relativ fad. Die drei Zappelphilipp veranstalten einen ADHS-Rave, tanzen zwischen allen Stühlen und bleiben dabei diffus wie die Nebelmaschine. Ein Dubstep-Remix von Wonderwall schlägt mich in die Flucht.

Young Punx

Daniela Derntl

Young Punx im Stadtsaal

Stadtcafe:

Im Stadtcafe werde ich auch nicht glücklich. Dort läuft Billigsdorfer Electro-House. Azzido da Bass, der deutsche DJ und Produzent landete vor einer Dekade im Loveparade-Fahrwasser einen veritablen Charts Hit, dessen Bekanntheit ihm anscheinend immer noch Bookings verschafft. Der Boomerang-Basslauf von „Dooms Night“ hat einen ähnlich hohen Wiedererkennungswert wie der fast zeitgleich erschiene „Flat Beat“ von Mr. Oizo.

Neben mir wird über das „Jeder will DJ werden“-Phänomen diskutiert; eine ziemlich ermüdende Angelegenheit, vor allem, wenn so uninspirierte Musik im Hintergrund läuft wie hier.

Kristian Davidek

Daniela Derntl

Kristian Davidek im Project

Project

Schnell irgendwohin, wo es gut ist: Bei Kollege Davideck weiß ich annähernd, was mich musikalisch erwartet, trotzdem werde ich überrascht: die Leuten zucken aus wie die Motten im Licht, Baile Funk und wohltemperierter House mit einer Spur Pop und Jazz gibt ihnen den Rhythmus in dem gefühlten Nadelöhr vor. Kurz vorm Kollaps dränge ich mich hinaus. Vor den Viadukt-Bögen, in denen sich das Project, PMK und Plan B befinden, bilden sich fröhliche Besucher-Trauben. Man klärt mich auf, dass vor allem Studenten und Studentinnen bei der Soundcity unterwegs sind, viel mehr, als sich sonst im Innsbrucker Nachtleben tummeln. Und nicht wenige haben mehr Zeit am Weg zu den Clubs verbracht, als in ihnen. Aber das macht nichts. Soundcity, Spaziercity.

PMK

Daniela Derntl