Erstellt am: 22. 3. 2012 - 10:57 Uhr
Spektakel von ganz unten
Bunt ist das Treiben in und vor der Stadthalle.

christian stipkovits
Einige KonzertbesucherInnen haben sich in Schlaraffenland-Schale geworfen, inklusive der Neonbeleuchtungen an Händen und Hüften.
Eine davon erzählt mir an der Bar, Justin Bieber sei im Publikum und das sei "leider geil!" Im Interview am Nachmittag erzählt Porky von Abstraktem und Absurdem. Ruhm ist Ersteres und absurd ist die Erfahrung, seit Jahren durch ausverkaufte Hallen zu touren.
Der Partyhymnen-Erfinder meint so: "Man weiss dass es ausverkauft ist und denkt sich aber 'Kommt da wirklich jemand'?" Andere Fragen, die es gestern zu beantworten gab? Eure!
TiNa erinnert sich an die Theaterperformance "Deichkind Im Müll" und will wissen, wie es dazukam und wiese das "neue album sozialkritischer" ist?
Honig Kuchen Pferd will wissen "Warum mein Geld für diesen Monat schon futsch ist und sie heute ohne mich feiern werden?"
Carola möchte erfahren "bei wem hat sich Deichkind gebückt um nach oben zu kommen?"
Gregor hingegen brennt auf der Zunge: "Warum sie aufgehört haben, gute Musik zu machen und seitdem nur noch nerven!"
Christoph wollte wissen, warum nennen sich die "alten herren deichKIND"?

christian stipkovits
Deichkind haben mit ihrer letzten Schlaraffenland-Tour Aktionismus auf der Bühne geboten. Die Madonnas und Kylies trumpfen mit Kostümwechseln, Lichtkegeln und Tanzperfektion auf, Deichkind haben ihrem Publikum Wodkaduschen, Zitzengymnastik, Trampolingesänge oder Schlauchbootfahrten geboten. Das hat es vorher einfach noch nicht gegeben. Für das neue Album "Befehl Von Ganz Unten" musste natürlich alles getoppt werden.

christian stipkovits
Überraschenderweise mit Minimalismus. Das Bühnenbild besteht aus in weiss gehaltenen, drehbaren Bauklötzen, eine futuristische Skyline, auf der u.a. Videos projeziert werden oder Luftsprünge möglich sind. In den letzten Jahren haben Deichkind ihr Publikum ein Stück Ekstase gezeigt und die Konzertgeher zum Mitmachen erzogen. Gleich beim ersten Song "99 Bierkanister" wird die Frage "Hast du alle Hände hoch" dementsprechend beantwortet und auf den Befehl "Hinsetzen!" natürlich auch reagiert. Yogamatten braucht hier keiner. Neben den Leuchtdreieck-Requisiten auf den Köpfen der Musiker wird eine Neonröhren-Solariumliege auf die Bühne gefahren. Bürostühle-Akrobatik und das gute alte Schlauchboot gibt es natürlich auch.

christian stipkovits

christian stipkovits
Ab der Mitte vom Konzert wird das Plastikgewand gegen Unterhose getauscht, blasse Hintern gibt es nun im Partnerlook. Es galoppiert ein Zebra über die Bühne. Zum Abfahren gibt es auch noch das Bierfass: einer drauf, die anderen drin. Ja, Perspektivenwechsel auf großen Bühnen ist wirklich leider geil.

ondrusova
Deichkind spielen am Do., 22.März in der Tips Arena in Linz.
Die erste Stunde des Gigs ist wie das kühle Vorspiel auf den Hitparaden-Abschluss. Es ertönen ältere Songs aus dem Deichkind Universum wie "Komm Schon", es geht mit "Bon Voyage" oder einer "Power Of Love"-Einlage ans Limit. Als meinereiner schon glaubt "Geil! Sie lassen das Publikum ohne Remmidemmi heimgehen!" ertönen dann auf der verdunkelten Bühne die ersten Takte und das Publikum verpasst weder den "Pizza" noch den "Epstein"-Einsatz. Wieder was gelernt von Deichkind: Verwöhnung darf man nicht mit Abgewöhnung verwechseln.