Erstellt am: 11. 3. 2012 - 05:22 Uhr
Feist. Konzert in Wien.
Es dürften 50 Leute im Saal gewesen sein. Annodazumal als Peaches ihr Wien-Debüt gegeben hat und sich die Party-Bühne mit Chilly Gonzales und Leslie Feist geteilt hat. Ein paar hundert Menschen mehr sind dann schon beim ersten regulären Feist Konzert dabei gewesen, als die Kanadierin 2005 beim FM4 Geburtstagsfest aufgetreten ist. Es folgte ein Gastspiel in der Szene Wien, die Auswärts-Radiosession im Odeon Theater und gestern Abend also ein Wiedersehen im Gasometer. Ausverkauft. Kein Wunder.
Things you should know:
- Die Split EP Feist/Mastodon soll am Record Store Day erscheinen: 21.April 2012
- Über den Constantines Sänger Bry Webb meint Feist, seine Stimme klinge so, als hätte er "a pint of sand" getrunken. Wie das klingt, kann man nicht nur bei dieser schönen Split-Single hören, sondern auch auf Bry Webb´s Soloalbum "Provider".
- Der Broken Social Scene Multiinstrumentalist Charles Spearin, der in Feist´s Liveband spielt, hat mit "The Happiness Project" auch ein höchst empfehlenswertes und zeitloses Album am Start.
- Robert Rotifer hat hier über Feist´s "Metals" geschrieben.

feist
Mit ihrem durchschlagenden Erfolgsalbum "The Reminder" hat Feist zwar einen tourenden Bogen um Österreich gezeichnet, aber die magische Live-Umsetzung hat sie dafür wenigstens in dem wunderbaren Tour-Film "Look At What The Light Did Now" festgehalten. Das 2007 erschienene Album "The Reminder" war durch und durch perfekt: Nicht aufgeblasen, nicht unterdrückt. Der Melodiebogen reichte von umarmend bis aufmunternd. Die richtige Mischung eben, mit der sich Feist alle Lorbeeren erspielt hat, um nun durch ausverkaufte Hallen zu touren und ihr viertes Album "Metals" vorzustellen.

universal
"The Reminder" war Herzschmerzmuskelkraft, "Metals" ist Biomasse. Aufgenommen in Big Sur, Kalifornien, wird auf "Metals" von allerlei ländlichen Metaphern Gebrauch gemacht. Nicht missverstehen: Musikalisch top! Vielschichtig instrumentiert und schön ausproduziert, mit Klangspektren so breit gefächert wie der Sonnenuntergang am Wüsten-Horizont. Feist´s Stimme wie gewohnt das satte Gold in der Mitte. Jedoch lenkt diese ganze Wald und Wiesen-Romantik auf Dauer zu sehr in Richtung Pocahontas-Soundtrack. Nein, Stopp, das nehm ich wieder zurück.

universal
Andersrum: Auf "Metals" weht für meinen Geschmack zu viel Schmetterlingsflügerl-Luft. Oder: Dieses erdige Gehabe ist mir ein wenig zu erdig. Was nicht heißen soll, dass Songs wie "Get It Wrong, Get It Right" oder der Opener-Track "The Bad In Each Other" schlecht wären. Im Gegenteil. Aber will sagen: vor allem letzterer Text würde rückwärts gesungen sicher besser klingen.

APA / HERBERT PFARRHOFER
Apropos: Klang. Auf mich dürft ihr nicht zählen, wenn es um die viel zitierte Gasometer-Akustik geht. Ich hab gehört und ich hab auch sehr (klein aber) gut gesehen. Zum Beispiel, dass Feist sichtlich Spaß gehabt hat beim Konzertieren und dem Teilen der vokalen Harmonien mit den drei Damen von Mountain Man.
So stand der gesamte Abend im Zeichen der vier aufeinander abgestimmten Gesangsstimmen. Schön und sensibel, um das Wort meines Kollegen zu benutzen.

APA / HERBERT PFARRHOFER
Aber auch das ältere Song-Material wurde den Chor-Gegebenheiten angepasst. "Mushaboom" oder "My Moon My Man" bzw. das perkussiv dahin stampfende "Sealion" war in seinen verlangsamten Live-Versionen mit all den Sprühregen-Vocals kaum wieder zu erkennen. Abwechslung zum Bandprogramm kam dann im letzten Zugabenblock, als Feist alleine an der Gitarre nur vom Schlagzeuger begleitet "When I Was A Young Girl" performt hat. Der beste Chor-Einsatz kam dann vom Publikum beim allerletzten Song "Intuition".
Ziemlicher guter Abschluss eigentlich dieses "did I, did I, did I, did I, did I, did I, did I, did I. Did I miss out on you?"